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Bitkom-Studie: Fast alle Jugendlichen wollen lernen, wie man Hate Speech und Fake News begegnet

Nutzung von Smartphone
© MarieXMartin/pixabay – Jugendliche wollen digitale Kompetenzen erlernen
Wie verhalte ich mich richtig in sozialen Medien? Und wie erkenne ich Fake News? Diese Fragen treiben Jugendliche um – und sie wünschen sich Antworten von der Schule: 94 Prozent wollen lernen, wie man mit Hate Speech umgeht, 84 Prozent fordern Unterricht zur Erkennung von Fake News. Eine Studie des Branchenverbands Bitkom zeigt: Die meisten Schülerinnen und Schüler sind bereit, digitale Verantwortung zu übernehmen – wenn man sie lässt. Und es gibt noch mehr Mutmacher aus der Studie.

Die Nutzung von Smartphones an Schulen ist weiterhin ein kontrovers diskutiertes Thema. Fast alle weiterführenden Schulen (94 %) haben Regeln oder Verbote zur privaten Nutzung dieser Geräte etabliert. Bei 17 % der Schüler ist die private Nutzung komplett untersagt, bei 77 % gelten Einschränkungen. Nur an 2 % der Schulen ist die Nutzung ohne Einschränkungen erlaubt. In nur 12 % der Schulen mit Regeln wurde die Schülerschaft in deren Ausarbeitung einbezogen. Das sind Ergebnisse einer Studie des Digitalverbandes Bitkom unter 502 Schülern zwischen 14 und 19 Jahren.

Unterschiedliche Regeln

Obwohl die Regeln oft streng sind – etwa Beschränkungen auf bestimmte Zonen, Altersstufen oder Nutzungszeiten – halten sich 37 % der Schüler häufig nicht daran. Die Folge sind Maßnahmen wie das Einziehen des Geräts oder disziplinarische Strafen. Zudem bemängeln 68 % der Schüler, dass Regeln von Lehrkräften unterschiedlich streng durchgesetzt werden.

Gleichzeitig zeigt die Umfrage ein großes Lerninteresse der Jugendlichen: 93 % wünschen sich den Einsatz von Smartphones als Lernmittel im Unterricht, etwa für Recherchen oder Quiz-Tools. Rund 70 % dürfen dies zumindest gelegentlich. Auch andere digitale Geräte wie Laptops (86 %) und Tablets (78 %) sind beliebt, und innovative Technologien wie Virtual-Reality-Brillen (58 %) oder 3D-Drucker (49 %) stehen ebenfalls hoch im Kurs.

Wunsch nach digitalen Kompetenzen

Der Wunsch nach digitalen Lernmedien ist ebenfalls stark ausgeprägt: 88 % möchten, dass diese stärker eingesetzt werden. Drei Viertel fühlen sich dadurch motivierter, 64 % fällt das Lernen leichter. Dennoch beklagen 39 % die unzureichende digitale Ausstattung ihrer Schule. Der Einsatz digitaler Medien wird also gewünscht, stößt jedoch häufig auf technische oder organisatorische Hürden.

Ein zentrales Ergebnis der Umfrage ist der starke Wunsch der Schülerinnen und Schüler, digitale Kompetenzen zu erwerben – insbesondere im Umgang mit sozialen Medien und Fake News. So wünschen sich 94 % der Jugendlichen Unterricht darüber, wie man sich richtig in sozialen Medien verhält, zum Beispiel im Umgang mit Hate Speech. Nur 68 % erhalten dazu tatsächlich Unterricht. Ebenso möchten 90 % mehr über Datenschutz lernen, vermittelt wird das jedoch nur bei 61 %.

Umgang mit Fake News

Besonders auffällig ist der Wunsch, den Umgang mit Fake News und die kritische Prüfung von Quellen zu erlernen: 84 % der Schülerinnen und Schüler fordern ein entsprechendes Unterrichtsangebot, doch nur 55 % erhalten es bisher. Auch moderne Themen wie die Nutzung von KI-Tools interessieren viele: 80 % möchten den Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Unterricht lernen, doch das wird nur in 55 % der Fälle umgesetzt. Weitere Themen mit großen Lücken zwischen Wunsch und Realität sind grafisches Design (86 % vs. 23 %) sowie Video- und Content-Produktion (80 % vs. 38 %).

Pflichtfach Informatik?

Diese Diskrepanz zwischen Lernwunsch und tatsächlichem Angebot zeigt laut Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst, wie dringend ein strukturiertes Fach für digitale Bildung benötigt wird. Ein bundesweites Pflichtfach Informatik könnte hier Abhilfe schaffen. Bereits 71 % der Schülerinnen und Schüler befürworten diese Idee. Aktuell nehmen 66 % der Jugendlichen an regulärem Informatikunterricht teil – ein Anstieg im Vergleich zu 54 % vor zwei Jahren.

Zwei Drittel nutzen bereits KI

Auch im Umgang mit KI zeigen sich Schülerinnen und Schüler lernbereit und experimentierfreudig: 65 % haben bereits Anwendungen wie ChatGPT genutzt, weitere 27 % würden sie gerne ausprobieren. Die meisten nutzen KI-Tools zur Vorbereitung von Präsentationen (79 %), zum Schreiben von Texten (64 %) oder zur Prüfungsvorbereitung (52 %). Trotz aller Vorteile warnt Wintergerst, dass KI die Fähigkeit zum kritischen Denken nicht ersetzen darf. Vielmehr sei es essenziell, mit KI sinnvoll, kritisch und reflektiert umgehen zu können.

Verbesserungen bei Ausstattung

Insgesamt hat sich die technische Ausstattung der Schulen deutlich verbessert: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die schlechtes WLAN als Hauptproblem benennen, ist von 87 % im Jahr 2023 auf 59 % gesunken. Doch der Lehrkräftemangel bleibt mit 65 % das drängendste Problem.

Der Digitalverband Bitkom fordert daher einen zügigen und unbürokratischen Digitalpakt 2.0, eine zentrale Antragsplattform für Schulen sowie eine konkrete bundesweite Strategie zur digitalen Bildung. Nur so können die Schulen dem großen Interesse und den Lernwünschen der Jugendlichen gerecht werden – insbesondere im kritischen Umgang mit sozialen Medien, Fake News und digitalen Technologien.

red/ChatGPT

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