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Wiedersehen nach 30 Jahren: Jürgen Stark trifft Freund Dicky Tarrach von der 60er-Jahre-Kultband „Rattles“

Die Band "The Rattles"
© The Rattles – Die 60er-Jahre Beat-Helden „The Rattles“ um Dicky Tarrach (2. v. r.) rocken nach wie vor die Bühnen der Republik.
Seit über 65 Jahren stehen sie auf der Bühne – die legendären „Rattles“ – Beat-Helden der 60er Jahre. Die Kultband aus Hamburg, Weggefährten der Rolling Stones und Beatles, bringt am Freitag, 11. Juli, den „Ochsen“ in Sinzheim zum Beben. Ortenau-Journal-Autor Jürgen Stark, ein Kenner der Pop-Geschichte, trifft dabei auf einen alten Freund: Drummer Dicky Tarrach. Ein Wiedersehen voller Rock’n’Roll, Erinnerungen und dem Versprechen, dass guter Beat nie alt wird – auch nicht mit über 80.

Von Wolfgang Huber

Längst sind sie Herren über 80 Jahre alt, doch die Band ist nach wie vor ein Dauerbrenner im Musik-Business. Seit 65 Jahren tourt die Truppe durch die Clubs und Konzertsäle, als gäbe es kein Morgen. Nein, die Rede ist nicht von den „Rolling Stones“. Wir sprechen von den „Rattles“. In den glorreichen Zeiten des Beat in den 60er Jahren waren die beiden Bands so etwas wie Weggefährten. Denn 1963 waren sie gemeinsam auf England-Tour. Neben Größen wie Little Richard und den Everly Brothers. Die „Stones“ und die Rattles waren beide damals international noch relativ unbekannt.

Wer rastet, der rostet

In dieser Zeit gab es neben zahlreichen Hits auch einen Film „Hurra, die Rattles kommen“. Bei ihrem nächsten Gig wollen die Vollblutmusiker am Freitag den „Ochsen“ in Sinzheim bei Baden-Baden zum beben bringen. So wie sie es fortwährend tun – mit Rock n´Roll und dem Wissen, dass man beim Älterwerden immer darauf achten muss, sich nicht zur Ruhe zu setzen. Denn wer rastet, der rostet. So legen die vier Musiker ihre eigene Version von „Den Ruhestand genießen“ aus.

Alte Freundschaft

Einer, der die Rattles schon seit Ende der 80er Jahre kennt, ist Jürgen Stark (Wikipedia: Jürgen Stark Autor). Der heutige Autor des Ortenau Journals ist ein Experte für die deutsche und internationale Pop-Szene. Er schrieb gemeinsam mit Udo Lindenberg das Werk „Udo´s Odysee“ und veröffentlichte das Buch „Das Herz von St. Pauli“, entsprechend der gleichnamigen CD. Er arbeitete als Konzertkritiker für „Die Welt“, mit Viva-Gründer Dieter Gorny brachte er mehrere Jahrbücher zum Thema Popkultur heraus, war Chefredakteur der Zeitschrift „Metal Hammer“ und Mitglied des Deutschen Musikrats.

Unverwüstlicher Drummer

Stark stammt aus Hamburg, genau so wie die Altherren-Truppe „The Rattles“, deren Anfänge untrennbar mit dem Siegeszug des Beat in den 60er Jahren zu tun haben. Jürgen Stark hat mit Dicky Tarrach, dem unverwüstlichen Drummer der „Deutschen Beatles“ gesprochen. Jürgen wird noch ein paar wenige Tage brauchen, bis er nach seinem Schlaganfall im Februar 2025 wieder ganz der Alte ist. Deshalb übernehme ich den Part des Niederschreibens der Erinnerungen, die Jürgen gemeinsam mit Dicky Revue passieren ließ.

Die Rolle der Beatles

Apropos die „Beatles“. Die waren laut den beiden Zeitzeugen aus dieser Zeit des Aufbruchs nach den miefigen Jahren des Nachkriegsdeutschlands für die Gründung der „Rattles“ verantwortlich. Die hatten sich immer wieder die Auftritte der Liverpooler angeschaut, bis die ihnen rieten, sich selbst Instrumente zu kaufen und Musik zu machen. Gesagt getan und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Ein paar Jahre später, 1966, durften die „Rattles“ die „Beatles“ auf deren einziger Deutschland-Tournee als Vorband begleiten. Bis heute gab es etliche Umbesetzungen, aber Dicky Tarrach und Herbert Hildebrandt sind bis heute dabei. Hildebrandt hat den größten „Rattles“-Erfolg „The Witch“ komponiert, genau so wie die meisten anderen Hits.

Achim Reichel musste 1966 zur Bundeswehr

„Dicky Tarrach ist heute quasi der Kapellmeister der Band“, sagt dessen alter Weggefährte Jürgen Stark. Zu den Gründungsmitgliedern der „Rattles“ gehörte auch Achim Reichel, den die Nachfolgegeneration der Babyboomer, die Generation X, irgendwie als prominenten Vertreter der „Neuen Deutschen Welle“ betrachtet, der er so nicht war. Anfang der 80er Jahre. Reichel musste 1966 zur Bundeswehr und verließ die „Rattles“. Ein Jahr später kehrte auch Tarrach der band zunächst den Rücken und gründete mit Achim Reichel die Band „Wonderland“.

Angetan vom Pop-Nachwuchs

Den auch von mir immer wieder gepredigten kulturellen Niedergang der Pop-Musik kann Tarrach jedenfalls nicht teilen. Wie Jürgen Stark berichtet, ist der Drummer angetan vom deutschen Pop-Nachwuchs. Es gebe zahlreiche vielversprechende Bands und Künstler in der Szene. Wenn ein alter Haudegen so etwas über Musiker sagt, die 60 bis 70 Jahr jünger sind als er selbst, hat das schon eine gewisse Bedeutung. „Die jungen Bands brauchen natürlich Aufmerksamkeit, sie müssten mehr im Radio gespielt werden“, schilderte Tarrach gegenüber Jürgen Stark die alte Problematik junger Bands.

Ununterbrochen im Einsatz

Doch genau jener Dicky Tarrach war es auch, der die Formation 1988 nach ihrer Auflösung 1975 wieder zusammenbrachte. Auch Achim Reichel war damals wieder für eine paar Jahr dabei. Seither sind die vier nach einigen Umbesetzungen ununterbrochen im Einsatz für die gute Sache, nämlich die legendären alten Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Konzerte sind nach wie vor gefragt – die Band ist bis Ende 2026 ausgebucht – und die alternden Ü80-Musiker rocken immer noch die Bühnen.

Ausflug ins Theater

Vor vier Jahren haben die „Rattles“ einen Ausflug ins Theater gestartet. Im Theater ik´s sind sie beim Stück „Mord im Haifischbecken“ Teil 1 und 2 mit ihrer Musik dabei und begeistern auf ihrer Tour im „Ohnsorg“-Stil. Nun gibt es also ein Wiedersehen von Jürgen Stark mit den „Rattles“, allen voran Schlagzeuger und Manager Dicky Tarrach, am Freitag, 11. Juli im „Ochsen“ in Sinzheim.

Kein Theater – eher großes Kino

Das dürfte auch großes Theater werden. Die Kultband der 60er Jahre live in der Region Ortenau. Das darf man nicht verpassen. Wer weiß, wie oft sie noch zurückkommen werden in die badischen Gefilde. Für Ortenau-Journal-Autor Jürgen Stark, der sich im Rekordtempo von seinem Schlaganfall erholt, dürfte das Treffen dagegen kein Theater sein. Eher großes Kino im Leben eines Rock n´Rollers. 30 Jahre, nach dem sich ihre Wege getrennt hatten.

Siehe auch hier:

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