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Live-Stunts, Pferdestärken und pure Leidenschaft – Laura Cassagne erobert die Herzen der Europa-Park-Besucher

Laura Cassagne in Aktion
© Martin Ullrich – Die erfahrene Stunt-Frau Laura Cassagne unterhält das Publikum im Europa-Park.
Atemberaubende Stunts, packende Schwertkämpfe und beeindruckende Reitkunst – in der Zorro-Show im Europa-Park ist Laura Cassagne die Heldin der Arena. Die vielseitige Stuntfrau aus Südfrankreich lebt seit über einem Jahrzehnt ihren Traum in Rust. Ob auf dem Pferd, im Film oder mit Degen – sie begeistert mit Mut, Präzision und Leidenschaft. Im Juli ist sie wegen ihrer Auftritte beim Kaltenberger Ritterturnier meist nur werktags im Park zu sehen. Das Ortenau Journal hat sie zum Interview getroffen.

Von Martin Ullrich

Die Legende des Zorro ist noch bis 9. November mehrmals täglich in der spanischen Arena des Europa-Parks zu erleben. Die weibliche Hauptrolle in dem Spektakel voller Spannung und Action spielt bis zum 8. September Laura Cassagne – mutig, rasant und mit voller Leidenschaft. Im Juli nimmt sie an den Wochenenden zusätzlich am Kaltenberg-Ritterturnier teil, so wird sie in diesem Monat normalerweise nur noch von Montag bis Mittwoch in der Ortenau zu sehen sein.

Die Fähigkeit zum Springen und Fallen

In der Show treffen atemberaubende Reitkunst und spektakuläre Voltigier-Kunst auf packende Degen-Kämpfe. Die Legende des maskierten Helden wird in Rust lebendig. Nach ihrem Studium wurde Laura in einem Casting entdeckt. Frankreichs ältester Vergnügungspark suchte Stunt-Men. Sie hatte den Körperbau, die Statur und die Fähigkeit zum Springen und Fallen und dachte sich, warum nicht.

Das Ortenau Journal traf sich mit der Stunt-Frau zum Interview. Die demnächst 40-Jährige tritt seit über 17 Jahren in Reitshows in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland auf. Langweilig wird es ihr dabei nie, denn mit Tieren wird keine Show langweilig, man muss sich jedes Mal neu auf sie einstellen – und ebenso auf die Kollegen und nicht zuletzt das Publikum. Während es bei ihren Einsätzen vor der Filmkamera immer möglich ist, eine Szene zu wiederholen, muss live natürlich alles klappen.

Langeweile schon immer Fremdwort

Bereits im zarten Alter von drei Jahren bekam die Tochter einer Ballerina und eines Trainers der schwarzen Camargue-Stiere für Course Camargue (südfranzösische Variante des Stierkampfs) ihr erstes Pony („Bambi“) und begann, spielerisch das Voltigieren und die Dressur auszuprobieren. Langeweile war schon als Kind ein Fremdwort für die sympathische Französin. Tanzen, malen, Musik, Schauspiel, fast alles Kreative hatte sie bereits ausprobiert, sodass ihre Mutter schon fast verzweifelte. Nach dem Abitur studierte sie Wirtschaft, Sport und Wissenschaft der Sprachkommunikation, um eine sichere Alternative zur Arbeit vor der Kamera oder in der Manege zu haben. Mit diesem Rückhalt stand der risikoreichen Karriere u. a. als Stunt-Frau im Film „Die drei Musketiere – Milady“ – für sie nichts mehr im Wege.

Voller Einsatz und Koordination

Angst vor waghalsigen Stunts kennt Cassagne nicht. Sie hat sich bisher auch noch nicht ernsthaft verletzt. Die einzige große Pause machte sie sich nach der Geburt ihrer Tochter. Als sie nach fünf Monaten wieder in den Sattel stieg, hatte sie zwar keine Angst, hörte aber auch sehr genau auf die Signale ihres Körpers, um sich nicht zu übernehmen. Von Anstrengung ist auch heute nichts zu merken, wenn sie mit vollem Einsatz und absoluter Koordination mit oder ohne Pferd das Publikum in der Zorro-Show oder als Western-Girl bezaubert und verblüfft.

Intelligenz und Eleganz der Pferde

Der direkte Kontakt zu den Zuschauern, der Beifall, die Spannung und ihre Begeisterung machen sie glücklich. Western-Shows, bei denen auch ihr Mann Patrick Gruß auftritt, bereiten Laura Cassagne besonders viel Spaß, so wie erst kürzlich bei der Eröffnung der Silver Lake City. Für sie wäre eine Show-Karriere ohne Pferde nicht in Frage gekommen. Sie liebt Pferde, ihre Intelligenz, ihre Eleganz, ihren Trainingsfleiß und die Hingabe an den Menschen, der ihr Vertrauen gewonnen hat. Die Familie fühlt sich im Europa-Park daheim. „Es ist wunderbar, hier zu leben und zu arbeiten, es ist für mich der schönste Freizeitpark Europas.“

Zahlreiche Einsätze bei Kino-Filmen

Laura Cassagne ist neben der Rolle im Europa-Park auch bekannt für Stunts in „Der Graf von Monte Christo“ (2024), „Murder Mystery II“ (2023) und „The Nun II“ (2023). Die in Sète (Hafenstadt an der Mittelmeerküste Südfrankreichs) geborene Reiterin und Stuntfrau verkörpert als Schauspielerin Eva Green im Film „Die drei Musketiere: D’Artagnan“ (2023). Die Produktion wählte Cassagne für den Reitteil, suchte aber auch nach einem Stunt-Double für die körperlichen Stunts. Da sie bereits Kampfsportarten und Fechten praktizierte und alle Stürze beherrschte, war es für die Produktion praktisch, eine einzige Person zu haben, die alles konnte.

Das Interview mit Laura Cassagne:

Ortenau Journal: Erinnerst du dich noch an deine erste Show im Europa-Park?

Laura Cassagne: Ja, meine erste Show war wie ein Traum. Ich habe mir viele Videos von Kunstflug und Shows im Europa-Park angesehen, bevor ich dort angefangen habe zu arbeiten, und als ich mir diese Bilder ansah, stellte ich mir vor, wie ich in dieser Arena arbeite, ohne zu wissen, wo sie ist. Daher war ich überrascht, als ich die spanische Arena zum ersten Mal sah. Ich habe davon geträumt und bin nun seit 2013 dort.

Ortenau Journal: Hast du ein Ritual vor dem Auftritt?

Laura Cassagne: Ja, ich dehne alle meine Muskeln und ich rede mit meinem Pferd Paloosa und streichle es.

Ortenau Journal: Was beinhaltet dein Job?

Laura Cassagne: Mein Job erfordert ein gutes körperliches Training. Ich mache morgens und abends Yoga. Ich versuche, gesund zu leben, mich gut zu ernähren und gut zu schlafen. Ich denke auch, dass eine gute mentale Verfassung unerlässlich ist. Denn mein Job erfordert Konzentration. Man kann nicht arbeiten, während man an etwas anderes denkt. Wir alle haben Probleme im Leben, aber man muss wissen, wie man sie während der Show beiseite lässt und geistig wirklich bei dem ist, was man tut.

Ortenau Journal: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit du den Job gerne machst?

Laura Cassagne: Man muss sportlich sein, Kampfsport oder Schwertkampf beherrschen. Man muss reiten und voltigieren können. Außerdem muss man schauspielerisch sein können. Vielseitigkeit ist sehr wichtig. Man muss auch in der Gruppe arbeiten können und improvisieren können, falls während der Show Unvorhergesehenes passiert.

Ortenau Journal: Wie wechselst du in der Arena zwischen den Auftritten mit und ohne Pferd?

Laura Cassagne: Wenn ich mein Kostüm wechsle, bin ich ein anderer Mensch. Ich bin praktisch auf einem Pferd geboren, daher ändert sich für mich nichts, wenn ich vom Fuß aufs Pferd umsteige. Ich reite, ohne nachzudenken, es ist einfach mein Alltag.

Ortenau Journal: Gibt es eine lustige Anekdote von einem Auftritt?

Laura Cassagne: Eines Tages, als ich beim Trickreiten auftrat, begrüßte ich das Publikum und warf einem Mann einen Kuss zu. Ich war Milady und floh vor den Wachen, indem ich sie mit Küssen neckte. Daraufhin bekam der Mann eine Ohrfeige von seiner Frau. Das war eine sehr lustige Szene für mich.

Ortenau Journal: Oft auch privat im Park/Lieblingsattraktion?

Laura Cassagne: Ja, ich gehe privat in den Park. Meine Lieblingsattraktion ist Piraten von Batavia. Es ist, als würde man auf Schritt und Tritt eine Reise nach Asien unternehmen.

Ortenau Journal: Wie bist du im Europa-Park gelandet, durch Bewerbung oder Casting?

Laura Cassagne: Ein Freund arbeitete in der Spanischen Arena. Dort suchten sie ein Mädchen, das springen und fechten konnte, um die Rolle der Milady zu spielen. Er schlug meinen Namen vor. Daraufhin bot mir die Sekretärin von Mario Luraschi einen Job im Europa-Park an. Es war einfach unglaublich. Ein Traum wurde wahr.

Ortenau Journal: Was machst du, um abzuschalten/zu entspannen?

Laura Cassagne: Ich mache jeden Morgen und jeden Abend Yoga und Meditation. Es ist eine Routine. Und um mich zu entspannen, male ich auch.

Ortenau Journal: Machst du immer noch die Morgenrunde mit dem Hund beim Kronsar?

Laura Cassagne: Ja, ich gehe immer noch jeden Morgen und Abend mit meinem Hund spazieren. Nicht nur in Kronasar, sondern auch in der Umgebung von Rulantica oder im Tipi-Dorf. Manchmal gehe ich spazieren, manchmal nehme ich Rollschuhe oder fahre Rad.

Ortenau Journal: Was sind deine Hobbys?

Laura Cassagne: Ich habe so viele Hobbys. Ich liebe es, kreativ zu sein, zu malen, zu schreiben, zu lesen und alle möglichen Sportarten zu betreiben. Meine Tage sind nie lang genug, um alles zu tun, was ich möchte.

Ortenau Journal: Was macht der eigene Weinberg?

Laura Cassagne: Momentan kümmert sich mein Vater um meinen kleinen Weinberg. Im August lese ich die Trauben und bringe sie zur Genossenschaftskellerei Frontignan, um daraus Muskat herzustellen. Es ist ein sehr süßer und geschmeidiger Weißwein. Mit Melone oder Erdbeeren schmeckt er hervorragend. Wir ernten gemeinsam mit der Familie, und wenn wir fertig sind, essen wir vor dem kleinen Bauernhaus im Weinberg ausgiebig.

Ortenau Journal: Was gefällt dir an Deutschland besonders?

Laura Cassagne: In Deutschland liebe ich das Publikum. Es ist sehr herzlich. Es ist eine Freude, vor so begeisterten Menschen zu spielen.

Ortenau Journal: Möchte Tochter Altai in deine Fußstapfen treten?

Laura Cassagne: Meine Tochter liebt die Show, aber sie liebt auch das Singen und Tanzen. Ich werde ihr in ihren Träumen folgen. Sie wird tun, was sie will.

Ortenau Journal: Was sind deine Zukunftspläne?

Laura Cassagne: Meine Zukunftspläne sind, die Show fortzusetzen, weil sie in meiner DNA liegt und ich sie liebe. Aber ich möchte auch mehr Zeit mit malen, schreiben und der Entwicklung einer Marke verbringen, die ich mir als Kind vorgestellt habe. Ich erwecke sie Stück für Stück zum Leben. Aber ich werde mehrere Seiten brauchen, um davon zu erzählen, gerne in einem zweiten Interview.

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