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Arbeitswelt

„Weißer Rauch in Rom“: Wie eine Videojournalistin die Wahl von Papst Leo XIV hautnah erlebte

Papst Leo XIV
© Christine Uyanik – Papst Leo XIV bei seinem ersten Auftritt in Rom
Videojournalistin Christine Uyanik pendelt zwischen München und ihrem Zweitwohnsitz Sasbachwalden – doch im April war ihr Arbeitsplatz der Petersplatz in Rom. Für eine internationale Nachrichtenagentur berichtete sie von zwei historischen Momenten, die sie hautnah miterlebte: der bewegenden Trauerfeier für Papst Franziskus und der Wahl seines Nachfolgers Leo XIV – mit Ausrüstung, Akkreditierung und etwas Aufregung. Exklusiv für das Ortenau Journal erzählt sie von ihrer Arbeit in Rom und dem Konklave.

Von Christine Uyanik

Der Petersplatz in Rom – immer schon ein Ort von großer Symbolkraft. In diesen Tagen im April 2025 war er das emotionale Zentrum der Welt. Es war spürbar: hier wurde Geschichte geschrieben. Am 26. April 2025 fand in Rom die Trauerfeier für Papst Franziskus statt. Schon in den frühen Morgenstunden versammelten sich Tausende von Gläubigen auf dem Petersplatz. Unter den internationalen Gästen waren unter anderem US-Präsident Donald Trump, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

„Mit klopfendem Herzen“

Rom wurde zum Treffpunkt der Weltgemeinschaft: überall Pilger, Touristinnen, Gläubige und hunderte Journalistinnen und Journalisten, die über jedes Detail berichteten. Kameras klickten, Mikrofone wurden ausgerichtet, Livestreams liefen rund um die Uhr. Als Videojournalistin für eine internationale Nachrichtenagentur war ich mittendrin, mit Stativ, Kamera und Presseakkreditierung, aber auch mit klopfendem Herzen.

Denn selbst wenn man beruflich oft an bedeutenden Orten unterwegs ist, diese Stimmung hier war einzigartig. Nach der Messe wurde der Sarg in einem feierlichen Trauerzug durch das historische Zentrum Roms zur Basilika Santa Maria Maggiore gebracht, wo Papst Franziskus gemäß seinem Testament beigesetzt wurde. Am Kolosseum hatte ich die Gelegenheit, die Fahrt des Papamobils zu drehen – ein eindrucksvoller Moment an diesem denkwürdigen Tag.

Riesiger Medienandrang

Der Medienandrang in Rom war gewaltig. Überall Satellitenwagen, Live-Schalten, internationale Teams auf der Jagd nach der besten Perspektive auf den Kamin auf der Sixtinischen Kapelle. Für mich kein völliges Neuland – ich bin oft auf Reisen und begleite immer wieder Großereignisse in Europa. Doch diese Papstwahl war für mich etwas ganz Besonderes, eine einmalige Erfahrung, hier mit dabei zu sein.

Nicht nur unser großes Team, auch die Stadt selbst hatte sich über mehrere Tage hinweg auf das Konklave vorbereitet. Überall spürte man die wachsende Erwartung, auf den Straßen, in den Cafés, auf dem Petersplatz. Das erste Highlight: die Installation des Schornsteins auf der Sixtinischen Kapelle. Am Mittwoch, 7. Mai 2025, begann das Konklave.

Warten auf den weißen Rauch

Nach einer Messe im Petersdom, folgte der Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle. Mit dem Ritus „Extra Omnes“ wurden alle nicht teilnehmenden Personen aus der Kapelle gebeten und die Türen schlossen sich. Auch wir Journalistinnen und Journalisten waren nun auf die Rauchsignale aus der Sixtinischen Kapelle angewiesen, kein Kamerateam lieferte Bilder von der geschlossenen Gesellschaft.

Stundenlang warteten wir an diesem Mittwoch, den Blick ständig auf den Schornstein gerichtet. Als dann der erste schwarze Rauch aufstieg, war klar, dass noch keine Entscheidung gefallen war. Am nächsten Tag ging es früh morgens weiter, jede Kamerafrau, jeder Fotograf hatte eine bestimmte Position und einen speziellen Auftrag. Die einen filmten ausschließlich den Kamin, andere hatten ihre Objektive auf die Gläubigen gerichtet.

Grandioser Blick auf den berühmten Balkon

Ich stand auf einer Art Dachterrasse über den Säulenreihen, die den Petersplatz umgeben und hatte somit einen grandiosen Blick nicht nur auf den berühmten Balkon des Petersdoms, sondern auch über die gesamte Menschenmenge. Als der weiße Rauch schließlich aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg, war es ein Moment, den ich nie vergessen werde. Erwartung und Anspannung verwandelten sich in geschäftige Aufregung und Energie.

Zeugen eines einmaligen Moments

Alle sprangen auf, Kameras wurden ausgerichtet, Mikrofone in die Luft gehalten. In den darauffolgenden Minuten war die spannendste Frage: Wer ist der neue Papst? Welchen Namen wird er annehmen? Während wir die Menge filmten und das Geschehen dokumentierten, wusste jeder von uns, dass wir Zeugen eines einmaligen Moments in der Geschichte wurden. Schließlich erschien der neue Papst Leo XIV auf dem Balkon. Eine Überraschung: Mit einem US-Amerikaner hatte niemand gerechnet.

Globale Geschichten, lokale Wurzeln

Während meines Volontariats bei einem Münchner Lokalfernsehsender fasste ich den Entschluss, Videojournalistin zu werden. Ende der 90er Jahre war das, eine Zeit, als das noch kein gängiger Berufsweg war. Was mich am Fernsehen fasziniert hat, war die Möglichkeit, Geschichten unmittelbar und visuell zu erzählen, Menschen näher kennenzulernen und komplexe Themen in Bildern und Stimmen greifbar zu machen. Seit 20 Jahren arbeite ich nun schon für eine internationale Nachrichtenagentur.

Berichte laufen weltweit

Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen berichte ich aus ganz Deutschland und auch international über aktuelle Nachrichten, politische Entwicklungen, soziale Fragen, kulturelle Themen. Unsere Inhalte laufen weltweit in Nachrichtensendungen, auf Websites und Social Media. Ich weiß nie genau, ob mein Beitrag später in einer Nachrichtensendung in Österreich läuft, auf einer Website in Japan oder in einem TV-Studio in Brasilien verarbeitet wird.

Auch in der Ortenau unterwegs

Und gerade das macht den Reiz aus. Immer wieder sind wir auch in der Ortenau unterwegs – meiner Herzens-Heimat im Schwarzwald. Meine Familie besitzt eine Wohnung in Sasbachwalden, einem kleinen Weinort, der für mich Rückzugsort und Inspiration zugleich ist. Die Region bietet weit mehr als Postkartenidylle: hier entstehen Geschichten über traditionsreiche Familienbetriebe, nachhaltigen Weinbau oder innovative Obstbauern, die mit neuen Ideen alte Strukturen verändern.

Ein stiller Bezug

Zur katholischen Kirche habe ich persönlich keinen engen Bezug. Werte wie Mitgefühl, Verantwortung und Respekt spielen für mich aber eine große Rolle – im Leben und im Beruf. Gerade in Momenten wie in Rom, wo Glaube, Geschichte und Weltpolitik so eng ineinandergreifen, ist mir immer wieder bewusst geworden, wie wichtig Haltung und Einfühlungsvermögen in unserer Arbeit sind. Diese drei Wochen in Rom haben mich tief beeindruckt. Und sie haben mir einmal mehr gezeigt, warum ich diesen Beruf gewählt habe: um dabei zu sein, wenn Geschichte passiert –und sie in Bildern zu erzählen.

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