Der Fachbeitrag „Keksdosen und Kulturarbeit“ von Gerd Beidernikl beleuchtet die besondere Phase rund um den Jahreswechsel aus Sicht moderner Unternehmensführung. Beidernikl beschreibt diese Zeit als Spannungsfeld zwischen hohem operativem Druck – etwa durch Jahresabschlüsse, Zielerreichungen oder saisonale Hochphasen – und einer kulturell tief verankerten Phase der Besinnung. Gerade aus dieser Gleichzeitigkeit von Hektik und Ruhe entstehe ein wertvoller Moment für Führungskräfte, um innezuhalten und Führung bewusster zu gestalten.
Strategischer Resonanzraum
Nach Beidernikl ist Reflexion zum Jahresende kein sentimentaler Luxus, sondern ein strategischer Resonanzraum. Führung erhalte hier eine andere Qualität: Sie werde leiser, aufmerksamer und präziser. Der Autor identifiziert drei zentrale Hebel, mit denen Führungskräfte diese Zeit sinnvoll nutzen können.
Auf gemeinsame Erfolge zurückblicken
Der erste Hebel ist das Feiern als Ort der Dankbarkeit. Beidernikl betont, dass Feiern – insbesondere Weihnachtsfeiern – kein Pflichtprogramm sein sollten. Richtig gestaltet, schaffen sie einen Raum, um gemeinsam auf Erfolge zurückzublicken. Gerade im schnelllebigen Arbeitsalltag gehe oft verloren, wie viele kleine Fortschritte ein Jahr tatsächlich tragen. Feiern machten sichtbar, dass erfolgreiche Teams nicht allein durch Fachkompetenz funktionieren, sondern durch Haltung, Verlässlichkeit und gegenseitige Unterstützung. Führungskräfte seien hier gefordert, bewusst Wertschätzung zu zeigen und Fortschritte zu benennen, um das Erlebte emotional zu verankern.

Führungskräfte sollten Wertschätzung zeigen und Erfolge benennen. Foto: freepik
Organisatorische Verdauungszeit
Der zweite Hebel ist die „innere Inventur“ in der Zeit nach den Feiertagen. Beidernikl beschreibt diese Phase als eine Art organisatorische und persönliche Verdauungszeit. In ruhigeren Tagen werde deutlicher, welche Projekte wirklich Aufmerksamkeit benötigen, welche Routinen sinnvoll waren und welche lediglich aus Gewohnheit fortgeführt wurden.
Reflexion der eigenen Führungsrolle
Diese Zeit eigne sich nicht nur für organisatorische Klarheit, sondern auch für persönliche Reflexion der eigenen Führungsrolle. Ohne formalen Rahmen könnten einfache Fragen große Wirkung entfalten: Welche Entscheidungen fühlten sich richtig an? Wo ging Energie verloren? Was gab Kraft, was entzog sie? Beidernikl ordnet Selbstfürsorge dabei ausdrücklich als Führungsinstrument ein. Wer auf die eigene Energie achte, führe mit mehr Ruhe, Klarheit und Präsenz – statt aus Erschöpfung oder Pflichtgefühl heraus.
Empfänglicher für Veränderung
Der dritte Hebel ist der sogenannte „Fresh-Start“-Effekt zu Jahresbeginn. Der Autor grenzt diesen bewusst von oberflächlichen Neujahrsvorsätzen ab. Der Jahresanfang sei vielmehr ein symbolischer Neustart, der sich besonders für kleine, klare Veränderungen eigne. Statt großer Strategiepapiere gehe es um Orientierung: gemeinsame Gespräche über Zusammenarbeit, klare Prinzipien, entschlackte Meetingstrukturen oder bewusst gesetzte Jahresschwerpunkte. Gerade kleine Anpassungen wirkten zu dieser Zeit besonders stark, weil Menschen empfänglicher für Veränderung seien. Führung bedeute hier nicht, alles neu zu erfinden, sondern dem Neuen Richtung zu geben und gesunde Gewohnheiten zu etablieren.
Bewusste, oft leise Momente
In seinen Abschlussgedanken unterstreicht Beidernikl, dass Führung weniger aus großen Entscheidungen bestehe als aus vielen bewussten, oft leisen Momenten. Die Tage zwischen den Jahren müssten nicht spektakulär sein, um wirksam zu werden. Ihre Kraft liege gerade in der Ruhe: im Erkennen von Stärken, im Loslassen unnötiger Routinen und in der Bereitschaft, mit mehr Klarheit und weniger Druck ins neue Jahr zu starten.
Zum Originalartikel: Leise Klarheit, neuer Fokus | Führungsimpulse für den Jahreswechsel auf HRweb
Siehe auch:
Burda will mit dem Catalysts Leadership Walk Führungsqualitäten und damit die Teams stärken