Von Wolfgang Huber
Astrid Schlesier hat 2025 SKILLS TO MEET gegründet. Das ist eine innovative Lern- und Austauschplattform für Marketingverantwortliche und Unternehmer, die sich den aktuellen Herausforderungen der Branche stellen und sich weiterentwickeln wollen. Der Transformationsprozess erfordert ständiges Lernen. In kurzen, interaktiven Online-Sessions teilen Expert:innen Wissen zu Themen wie KI, Leadership, Strategie und Kreativität.
Im Mittelpunkt stehen der persönliche Austausch, kollaboratives Lernen und praxisnahe Impulse für die direkte Umsetzung im Arbeitsalltag. Das Stichwort lautet Community Learning. Im Interview mit dem Ortenau Journal gibt sie Einblicke in die Veränderungen am Wissensmarkt und die sich ergebenden Handlungsfelder für Marketeers und Führungskräfte. Außerdem erläutert sie die Idee hinter ihrer Plattform SKILLS TO MEET.
Ortenau Journal: Was sind die derzeitigen Trends, um bei der Markenkommunikation, die sich zunehmend in die Sozialen Medien verlagert, sichtbar zu werden respektive zu bleiben?
Astrid Schlesier: Aktuelle Trends in der Markenkommunikation und den Sozialen Medien spiegeln die dynamische Mediennutzung, neue technologische Möglichkeiten und das veränderte Nutzerverhalten wider. Eine pauschale Erfolgsstrategie gab es im Marketing noch nie, aber meiner Meinung nach wird es für Marken immer wichtiger ihre Strategie regelmäßig zu überprüfen und an die Bedürfnisse sowie das Nutzerverhalten der Zielgruppe anzupassen. Bei allen neuen Tools, die wir heute zur Verfügung haben, bleiben die Marketing-Basics weiterhin essenziell für eine erfolgreiche Unternehmens- und Markenkommunikation. Aus diesem Grund setze ich bei SKILLS TO MEET auch nicht rein auf Impulse und Events zu den neuen Trendthemen, wie KI und Digitalisierung, sondern mische diese aktuellen Themen mit Marketingklassikern, wie Kundenorientierung, Markenstrategie, Kreativitätstechniken, Zusammenarbeit und Prozessoptimierung.
Ortenau Journal: Durch den Siegeszug der Künstlichen Intelligenz – KI ist längst mehr als ChatGPT – verändern sich viele Berufsbilder. Die Anforderungen ändern sich, liebgewonnene Routinen werden obsolet. Welche Berufsbilder sind deiner Meinung nach am meisten von dem Veränderungsdruck betroffen?
Astrid Schlesier: Besonders betroffen sind Berufsbilder, in denen Routinen, datenbasierte Entscheidungen oder standardisierte Prozesse dominieren, wie beispielsweise in der Sach- oder Formularbearbeitung oder Datenübertragung. Berufsbilder im HR-Backoffice, in der Buchhaltung, dem Versicherungswesen oder auch in Behörden werden sich in den nächsten Jahren deutlich verändern. Der Fokus verschiebt sich in diesen Bereichen zu Beratung, strategischen Denken und natürlich auch dem Umgang mit KI-Tools. Auch Berufsbilder, wie Kundenservice und Callcenter unterliegen einem deutlichen Veränderungsdruck. Bereits heute übernehmen KI-gestützte Chatbots und Sprachsysteme einfache Anfragen.
Und dann haben wir natürlichen den großen Bereich der „Kreativbranche“: Grafik-, Design- und Medienproduktion, Journalismus und Texterstellung, sowie Marketing und Social Media. In all diesen Bereichen werden, neben dem Beherrschen von gängigen KI-Tools strategische, analytische und konzeptionelle Fähigkeiten an Bedeutung gewinnen. Dies sind nur einige Beispiele, denn auch im Bereich Softwareentwicklung, im Controlling, der Rechtsberatung und auch in der Lehre wird es deutliche Aufgabenveränderungen in den Berufsbildern geben. Wichtig ist: Nicht nur einfache Jobs sind betroffen – auch akademische, kreative und beratende Berufe werden sich verändern. Wobei meiner Meinung nach die Betonung auf dem Wort „verändern“ liegt. Wer sich frühzeitig mit den Entwicklungen auseinandersetzt und seine Kompetenzen in den Bereichen stärkt, die zukünftig an Bedeutung gewinnen, der wird meiner Meinung nach keine Probleme haben, weiterhin attraktiv für den Arbeitsmarkt zu bleiben.
Ortenau Journal: In Zeiten der Krise und des Transformationsbedarfs greifen viele Chefs auf autoritäre Führung und/oder Mikromanagement zurück. Doch genau deshalb scheitern viele Unternehmen mit ihren Change-Projekten. Siehst du diese Gefahr auch im Umfeld der Kreativbranche und bei Marketingagenturen?
Astrid Schlesier: Ja – definitiv. Auch oder gerade in der Kreativbranche und in Marketingagenturen wird diese Gefahr oft unterschätzt, weil die Branche sich selbst gern als „offen“, „agil“ oder „unkonventionell“ versteht. Doch gerade unter Transformationsdruck, z. B. durch KI, wirtschaftliche Unsicherheit, schrumpfende Budgets, zeigen sich in Agenturen oder Marketingabteilungen klassische Reaktionsmuster: Kontrolle, autoritäre Führung und Mikromanagement.
Ortenau Journal: Was würdest du Führungskräften und Mitarbeitern im Marketing raten, wie sie transformative Veränderungen in ihren Arbeitskontext einbetten können?
Astrid Schlesier: Grundsätzlich gilt für das Marketing erst mal das, was auch in anderen Unternehmensbereichen für Veränderungsprozesse empfohlen wird: Transformation gelingt, wenn man sie nicht über Menschen stülpt, sondern gemeinsam mit ihnen gestaltet. Wichtig wird in Zukunft sicher auch sein, dass sich Abteilungen und Teams intensiv damit beschäftigen, welche Rolle die einzelnen Mitarbeitenden oder Teammitglieder bei den sich verändernden Aufgaben übernehmen, wer sich in welche Themen und Tools einarbeitet und wie sich das Team in dieser neuen Rollen- und Aufgabenverteilung (neu) -organisiert.
Teamcoachings und Workshops sind sicher wertvolle Instrumente, um Veränderung gezielt anzugehen und zu steuern. Ansonsten empfehle ich Veränderungen in kleinen dosierten, iterativen Schritten. Statt einem großen Change-Masterplan: Mini-Experimente machen, KI-Tools in kleinen Projekten testen, lernen und nur da skalieren, wo es erfolgversprechend ist. Dazu gehört es auch, dass Fehler von Seiten der Führungskraft nicht nur toleriert sondern offiziell akzeptiert sind, um weiterzukommen.
Ortenau Journal: Aufgrund der Vielzahl an neuen Aufgaben und Anforderungen fehlt vielen Führungskräften auch im Marketing die Zeit für Weiterbildung. Der Veränderungsdruck steigt und manche Marketingagentur verliert den Anschluss. Wie können Marketeers den Weiterbildungsdruck kanalisieren und dabei effektiv vorgehen?
Astrid Schlesier: Wichtig ist an dieser Stelle auf jeden Fall eine strategische Vorgehensweise. Führungskräfte sollten dabei immer priorisieren, wie wichtig welches Thema für sie selbst, aber auch zur Weiterentwicklung der jeweiligen Mitarbeitenden ist. Von großer Bedeutung ist hier wieder die zuvor bereits angesprochene transformative Anpassung der Rollenverteilung innerhalb des Teams. Nicht jedes Teammitglied muss sich in jedes Thema und jedes neue Tool einarbeiten. Eine Verteilung der neu anzueignenden Kompetenzen auf verschiedene Teammitglieder mindert den Weiterbildungsdruck für jeden Einzelnen enorm. Dazu empfehle ich auf Qualität, statt Quantität zu setzen: Besser wenige, aber hochwertige Weiterbildungen, die wirklich relevant für die gesetzten Ziele sind. Dabei kann es auch sinnvoll sein, auf Empfehlungen aus dem eigenen Netzwerk zu setzen – so lassen sich unnötige zeitliche und finanzielle Fehlinvestitionen vermeiden. Und zuletzt: Kontinuität schlägt Aktionismus. Wer regelmäßig kleine Lernzeiten einplant, bleibt dauerhaft up to date, ohne in Stress zu geraten.
Ortenau Journal: Wie können es Marketeers in Zeiten der zunehmenden Arbeitsbelastung und der Krisenstimmung schaffen, fokussiert, produktiv und vor allem kreativ zu bleiben?
Astrid Schlesier: Ganz besonders in Zeiten hoher Belastung und Unsicherheit hilft meiner Meinung nach der Austausch mit anderen: Netzwerke und Communities bieten nicht nur Inspiration, sondern auch praxisnahe Lösungen – ohne selbst alles ausprobieren zu müssen. Wer von den Erfahrungen anderer profitiert, spart Zeit, gewinnt neue Perspektiven und fühlt sich weniger allein mit Herausforderungen. Auf diese Weise motiviert ein regelmäßiger Dialog nicht nur, sondern setzt gleichermaßen Impulse und schafft Freiräume für kreative neue Ideen.
Ortenau Journal: Ist Agilität der Schlüssel, um die digitale und technologische Transformation auch in Marketingabteilungen erfolgreich zu gestalten?
Astrid Schlesier: Agilität ist kein Allheilmittel, aber ein sicherlich entscheidender Erfolgsfaktor in der digitalen und technologischen Transformation – auch für Marketingabteilungen. Für Marketingabteilungen bedeutet Agilität in diesem Zusammenhang meiner Meinung nach zum einen die Fähigkeit schnell, flexibel und kundenorientiert auf Marktveränderungen zu reagieren, zum anderen bezieht sich Agilität aber auch auf die Art der Zusammenarbeit. Interdisziplinäre Teams, regelmäßige Abstimmungen, transparente Kommunikation und die Bereitschaft, aus Feedback und Fehlern zu lernen, sind sicherlich gute Methoden, um in Zeiten des Wandels effizient zu bleiben. Anstatt Perfektion von Anfang an zu erwarten, geht es darum, iterativ zu testen, zu lernen und zu verbessern.
Ortenau Journal: Wo setzt du mit deiner Plattform SKILLS TO MEET an, um Marketing-Fachkräfte beim Aneignen von neuen Stärken für den Wandel zu befähigen?
Astrid Schlesier: Wie der Begriff „Community Learning“ schon sagt, geht es in erster Linie darum voneinander und miteinander zu lernen. Durch den Austausch mit anderen, können Erfahrungen geteilt werden. Dies spart zum einen Zeit, hilft aber auch Hürden, Ängste und Hemmungen abzubauen, um so neue Tools und Methoden schneller in den Unternehmen und Marketingabteilungen nutzbar zu machen. Um diesen Austausch für die Mitglieder so themenspezifisch wie möglich zu gestalten, habe ich die Plattform extra mit einer SKILL-Suche ausgestattet: Mitglieder können so gezielt nach anderen Personen suchen, die bereits Expertise in einem bestimmten Fachbereich bzw. mit Tools oder Themen haben und so von deren Unterstützung profitieren.
Dazu biete ich über SKILLS TO MEET digitale Arbeitsräume zu verschiedenen aktuellen Themen an, in denen sich Interessierte zu diesen Themen austauschen können. Einen solchen Gruppenraum gibt es unter anderem zu jedem SKILLS TO MEET Event. Mitglieder können auf diese Weise die entstandenen Impulse zur nachträglichen Themenvertiefung nach der Websession untereinander und mit dem Referenten nutzen. Auf diese Weise unterstütze ich aber auch externe Anbieter von Veranstaltungen oder Akademien, indem ich über meine Plattform Gruppenräume (in diesem Fall meist geschlossene Gruppen, die nur für die Teilnehmenden der Veranstaltung sichtbar und zugänglich sind) zur Verfügung stelle. Dies hat den Vorteil, dass die Teilnehmenden auch nach einer Weiterbildungsmaßnahme vom Bildungsträger weiter begleitet werden oder sich nach einer Veranstaltung zu den Impulsen austauschen und vernetzen können.
Ortenau Journal: Auf welche Weiterbildungsmöglichkeiten und -formate sollten Marketingverantwortliche zurückgreifen und wo siehst du die Rolle von SKILLS TO MEET in dem weiten Feld der Wissensvermittlung?
Astrid Schlesier: Am wichtigsten ist, wie schon gesagt, Qualität vor Quantität. Leider gibt es heutzutage eine Vielzahl von kostenlosen Weiterbildungsangeboten, die überwiegend zur Leadgenerierung der Anbieter dienen und inhaltlich nur einen geringen Mehrwert für die Teilnehmenden bieten. Das ist eher Zeitverschwendung. Auch hier kann es sich lohnen auf Empfehlungen des eigenen Netzwerkes, beispielsweise die SKILL TO MEET Community zu hören, um schneller Weiterbildungsangebote zu finden, die einen wirklich weiterbringen.
Darüber hinaus empfehle ich überwiegend auf Microlearnings zu setzen, da sich diese Formate einfacher und regelmäßig in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Ein Tages- oder Mehrtagesseminar mag beim Aneignen wirklich komplett neuer Fertigkeiten sicher auch mal sinnvoll sein, vor allem dann, wenn, wie gerade beschrieben, auch noch nach dem Seminar eine Weiterbetreuung gegeben ist oder ein Räum zum Austausch und für nachträgliche Fragen an den Referenten zur Verfügung steht. Um im Arbeitsalltag up to date zu bleiben sind meiner Meinung nach aber regelmäßige kurze Lernblöcke der Schlüssel zum Erfolg: Podcasts, ein guter Blog, kurze Online Sessions und dann, anstatt sich mit viel Theorie aufzuhalten, Learning by Doing.
Meiner Meinung nach haben wir heutzutage oft den falschen Anspruch, dass wir, wenn wir uns mit einem neuen Thema befassen, alles von Grund auf verstehen wollen, bevor wir es in der Praxis einsetzen. Wenn wir aber akzeptieren, dass für den Moment auch ein kleiner Wissens-Boost ausreicht, sofern er uns direkt im Arbeitsalttag weiterhilft, dann können wir Schritt für Schritt weiter darauf aufbauen und Weiterbildung wird zum effizienten Erfolgsfaktor, ohne zu überfordern. An genau dieser Stelle setze ich auch mit SKILLS TO MEET an. Kurze regelmäßige Experten-Impulse, die dann individuell mit Bezug zum eigenen Arbeitskontext durch Austausch und gezielte Fragen an die Community im Selbststudium vertieft und erarbeitet werden.
Ortenau Journal: Siehst du Community Learning eher als Ideen- und Impulsgeber für neue Ansätze und tiefer gehende oder umfangreichere Weiterbildungsmodule oder wird dabei schon ausreichend Wissen weitergegeben und angeeignet, um direkt einen Mehrwert für die tägliche Arbeit zu bekommen?
Astrid Schlesier: Beides. Wie ich gerade schon gesagt habe, bin ich der Meinung, dass wir uns in der dynamischen Zeit, in der wir uns aktuell befinden, nicht zu sehr mit viel Theorie aufhalten dürfen, sondern Methoden und Wege finden müssen, schnell ins praktische „Doing“ zu kommen. Community Learning bietet sicherlich auf den ersten Blick erst mal vorrangig viele Ideen und Impulse, bei SKILLS TO MEET beispielsweise über den Blog, die SKILL-Expert-Talkrunden und auch den normalen Austausch innerhalb der Community. Aber auch allein über diese Ideen und Impulse generiere ich bereits einen Mehrwert für die tägliche Arbeit, weil Mitgliedern dadurch vielleicht Gedanken kommen, auf die sie sonst nicht gekommen wären.
Auch die Möglichkeit, Fragen, die sich aus dem Arbeitsalltag ergeben, direkt an einzelne Mitglieder oder die Community zu richten, bieten natürlich ebenfalls einen unmittelbaren Mehrwert. Selbstverständlich wird Community Learning an der ein oder anderen Stelle auch schlicht Impulsgeber für eine tiefer gehende Weiterbildungsmaßnahme sein. Wenn man aber berücksichtigt, dass es heutzutage für den Arbeitsalltag oft einen größeren Mehrwert hat, schnell in die Umsetzung und ins praxisnahe Lernen zu kommen, sehe ich im Community Learning vielleicht sogar einen größeren Mehrwert für die tägliche Arbeit, als er durch eher klassische Bildungsformen entstehen kann.
Ortenau Journal: Laut MIT-Professor Otto Scharmer sind Krisen eine Folge von Trennung, von sich selbst und von anderen Menschen. Gerade in Zeiten disruptiver Veränderungen brauchen Menschen auch im Arbeitskontext Sicherheit durch Verbundenheit. Verstehst du deine Plattform SKILLS TO MEET als Resonanzraum, um Menschen mit ähnlichen Aufgabenstellungen und Themen mithilfe einer Verbundenheits-Kultur ein Stück Sicherheit zu geben?
Astrid Schlesier: Auf jeden Fall. Eine Anlaufstelle zu wissen, an der ich Personen finde, die ich etwas fragen kann, an der ich die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung zu finde – das alles hilft in Zeiten mit starker Veränderung, um beispielsweise Ängste und Sorgen zu mindern oder ggf. auch Hemmungen abzubauen, mal etwas Neues auszuprobieren. Den Vorteil eines Erfahrungsaustausches habe ich ja bereits mehrfach betont. Aber auch alleine die Feststellung, dass es anderen genauso geht wie einem selbst, kann eine sehr erleichternde Erkenntnis sein. In Zeiten, in denen sich viel verändert und man womöglich zusätzlich einem starken Weiterbildungsdruck ausgeliefert ist, fühlt man sich vielleicht schnell unzureichend oder nicht mehr gut genug. Wenn man aber sieht, dass andere mit den gleichen Herausforderungen kämpfen, nimmt man die eigene Situation vielleicht etwas gelassener wahr.
Dazu kommt, dass man im Onlinekontext trotzdem recht anonym ist. Wenn ich einem anderen Mitglied auf der Plattform eine Frage stelle, habe ich vielleicht weniger Sorge, dass man mich dafür als „dumm“ verurteilt, als wenn ich diese Frage an mein direktes Arbeitsumfeld richte. Vielleicht ist es tatsächlich diese Mischung aus Verbundenheit und Anonymität, die in transformativen Zeiten hilfreich ist.
Ortenau Journal: Um die komplexen Veränderungsprozesse mitgehen und mitgestalten zu können, braucht es Perspektivenvielfalt. Ist die Vielzahl an Meinungen oder Erfahrungen eine wesentliche Stärke von SKILLS TO MEET?
Astrid Schlesier: Definitiv. Ich werde auch immer wieder gefragt, wie ich sicherstelle, dass ich echte Experten in den Talkrunden habe und kein Falschwissen verbreitet wird. Meine Antwort darauf lautet dann immer, dass es bei vielen neuen Themen und der großen Dynamik grundsätzlich schwierig ist, ein längerfristiges „richtig“ zu garantieren. Die Dinge entwickeln sich so schnell weiter, dass die richtige Antwort von heute, morgen vielleicht schon nicht mehr ganz aktuell ist. Aber davon abgesehen, kann ich durch mein eigenes Wissen und meine langjährige Erfahrung im Marketing natürlich durchaus beurteilen, wer nur „Schwätzer“ ist und wer wirklich Ahnung hat. Das überprüfe ich natürlich auch, indem ich beispielsweise mit den Experten in meinen SKILL-Expert-Talkrunden vorab ausführliche Gespräche führe. Aber grundsätzlich ist es genau die Vielzahl an Meinungen und Erfahrungen, die SKILLS TO MEET prägt, die dabei gleichzeitig auch sicherstellt, dass Fehlinformationen richtig oder in Frage gestellt werden und durch die man unterm Strich dann aber auch so eine sehr breite Sicht auf die Themen bereitgestellt bekommt.
Ortenau Journal: Laut der Autorin Nicole Thurn vom Fachblog NEWWORKSTORIES lassen sich Frauen oft von Tech- und KI-Themen zurückschrecken. Diese gelten eher als Männerdomäne. KI ist nun aber das vorherrschende Thema derzeit. Wie willst du bei SKILLS TO MEET sicherstellen, dass sich Frauen beim Community Learning bei diesen Themen trauen, ihr Wissen oder ihre Fragen einzubringen und sich aufgehoben und gehört fühlen?
Astrid Schlesier: Mein Ziel bei SKILLS TO MEET ist es, insgesamt Fachkräfte und Unternehmen dabei zu unterstützen neue Themen, Technologien und Tools schneller in der Praxis nutzbar zu machen. Dabei fokussiere ich mich mit der Plattform nicht auf eine bestimmte Gruppe. Statistisch ist es sicher richtig, dass Frauen eher Hemmungen für technische Themen mitbringen als Männer. Unabhängig vom Geschlecht, möchte ich mit der Plattform aber grundsätzlich für die Bedeutung von KI und Digitalisierung sensibilisieren. Wie überall, gibt es auch im Community Learning immer Treiber, die proaktiv Wissen teilen und andere, die lieber als stille Zuhörer profitieren. Wenn ich es mit SKILLS TO MEET schaffe, dass auch weniger Technik-affine Menschen, egal ob Mann oder Frau, dazu motiviert werden mit KI zu arbeiten oder mal ein neues Tool zu testen, finde ich das schon einen großen Erfolg.
Aber auch unabhängig von der Genderthematik ist mir ein respektvoller Umgang auf SKILLS TO MEET natürlich sehr wichtig. Nicht zuletzt gibt es dafür auf der Plattform auch eine Community Richtlinie, die unter anderem sicherstellen soll, dass keiner Sorge haben muss, aufgrund einer Frage oder seines Wissensstandes bloßgestellt zu werden. Letztendlich hat jedes Mitglied seine Bereiche, in denen es sich besser und andere Bereiche, in denen es sich weniger gut auskennt. Die Grundphilosophie von SKILLS TO MEET ist es, anzuerkennen, dass im Community Learning nicht eine Gruppe immer die Expertenrolle innehat, während die andere Gruppe immer nur Zuhörender ist, sondern dass fast jeder, je nach Thema, mal die eine Rolle und mal die andere Rolle einnimmt.
Ortenau Journal: Was rätst du den Mitgliedern von SKILLS TO MEET, wie sie neues Wissen und neue Kenntnisse in ihren Unternehmen und Teams an die Mitarbeiter und Kollegen weitergeben können?
Astrid Schlesier: Im besten Fall sind die Kollegen auch bereits Mitglied bei SKILLS TO MEET (lacht). Aber abgesehen davon, können Mitglieder Wissen beispielsweise in einem regelmäßig stattfindenden Teammeeting teilen. Als Führungskraft habe ich es gerne so gemacht, dass wir einmal im Monat dafür einen Slot im wöchentlichen Teammeeting reserviert haben und reihum jeder Mitarbeiter dazu ermutigt wurde, mal neues Wissen aus seinem Schwerpunkt zu teilen. Aber auch Peer Learning kann ein spannender Ansatz in Teams oder Abteilungen sein: In diesem Fall würden sich beispielsweise zwei Mitarbeitende in einem Lern-Tandem zusammentun und sich gemeinsam in einen neuen Bereich einarbeiten. Sei es, dass einer den anderen in jeweils sein Expertenthema einarbeitet oder aber beide gemeinsam ein für beide neues Thema erarbeiten, sich dabei aber das Wissen Sammeln, Filtern und Ausprobieren aufteilen und sich so gegenseitig motivieren und zusammen schneller in dem Wissensbereich Fuß zu fassen als allein. Das sind nur zwei Beispiele, Möglichkeiten gibt es sicher viele. Wichtiger als das WIE ist sicherlich, dass das Wissen überhaupt weiter gegeben wird und dass das Mitglied von SKILLS TO MEET diesen Wissenstransfer im eigenen Unternehmen oder zumindest in der eigenen Abteilung anstößt, sofern dies noch nicht etabliert ist.
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