Von Martin Ullrich

Im Europa-Park warten auf die Besucher bekanntermaßen zahlreiche Attraktionen. Neben Shows und Fahrgeschäften gibt es auch tierische Momente. Diane Wiemeyer (52 Jahre) aus Allmannsweier zieht seit zehn Jahren mit einer Gruppe von zehn Höckergänsen durch die weitläufigen Anlagen des Europa-Parks. Es gibt insgesamt zwei Gänsemägde.

Eleganter Gesamteindruck

Die Höckergans ist eine Gänserasse, die auf die Domestizierung der Schwanengans in Nordostasien zurückgeht. Im 19. Jahrhundert wurde sie aus China oder Japan nach Europa eingeführt. Ihr Gewicht beträgt bei weiblichen, erwachsenen Tieren etwa 4 bis 9 kg, Lebenserwartung etwa 20 Jahre. Ein auffallend langer Hals und der Stirnhöcker sind für diese Rasse typisch. Der Körper wird etwas aufgerichtet getragen. Im Gesamteindruck wirken diese Gänse sehr elegant. Besonders ihre laute, durchdringende, trompetenartige Stimme ist unter den Gänserassen einzigartig.

Durchaus Flugfähigkeit vorhanden

Die typischen Konturen dieser Rasse ergeben sich durch den langgestreckten Rumpf, die breiten Schultern und das bogenförmige Hinterteil. Leicht gewölbt soll der Oberrücken sein, der nach hinten abfällt. Zu diesen Rundungen passen die hoch getragene Brust und die abgerundete Bauchlinie. Relativ lang sind die Flügel mit den breiten Schwungfedern, die durchaus für Flugfähigkeit der Tiere sorgen.

Das Schwanzgefieder wird etwas nach oben angezogen getragen. Flache, aber kräftige Schenkel und mittelhohe Läufe bilden den Stand. Die Halspartie wirkt schwanen artig lang und leicht gebogen. Auf dem breiten, langgestreckten Kopf sitzt ein halbkugeliger Höcker. Das Genick ist etwas von der Schädellinie abgesetzt.

Das Interview:

Ortenau Journal: Erinnerst du dich noch an das erste Treffen mit den Gänsen?

Diane Wiemeyer: Ja, das erste Treffen war sehr spannend, weil man ja nicht weiß, was einen da erwartet. Ich hatte zuvor noch keinerlei Erfahrung mit Gänsen und sie sind ja schon sehr laut und verteidigen ihr Revier. Inzwischen sind wie ein tolles Team.

Ortenau Journal: Wo sind die Tiere untergebracht?

Diane Wiemeyer: Die Tiere haben ein großes Gehege mit einem kleinen Flussabzweig der Elz. Viele Bäume und Büsche sorgen für ausreichend Schatten.

Ortenau Journal: Wie reagieren Hunde bei einem Zusammentreffen?

Diane Wiemeyer: Hunde stören sie überhaupt nicht, wenn sie an der Leine sind. Wenn Hunde auf sie zuspringen, dann flüchten sie oder gehen sogar in den Angriff.

Ortenau Journal: Hast Du ein Ritual, bevor es durch den Park geht?

Diane Wiemeyer: Wenn ich komme, sind die Tiere eigentlich immer sofort bereit, weil sie im Park mit mir zu den Wiesen laufen dürfen, wo sie dann auch Gras fressen können.

Ortenau Journal: Wer hat die Namen der Tiere ausgesucht und wie kannst du sie dir alle merken?

Diane Wiemeyer: Die Namen habe größtenteils ich ausgesucht. Meine Kollegin nennt die Gänse teilweise anders. Gänse hören nicht wie ein Hund auf ihren Namen, sondern eher auf Tonfall und Kommando. Wenn man so lange mit den Tieren arbeitet, kann man alle unterscheiden. Sie sehen ja alle unterschiedlich aus, wie wir Menschen.

Ortenau Journal: Gibt es nur die zehn Gänse oder auch eine Ersatzbank?

Diane Wiemeyer: Ich habe vor vielen Jahren mal eine 20er-Gruppe laufen gesehen. Wir haben seit langer Zeit nur noch diese zehn Gänse, alles sind Jungs. Am Anfang war es eine gemischte Gruppe, aber mit den Damen hat das nicht so gut geklappt.

Ortenau Journal: Was beinhaltet dein Job außer den Spaziergängen?

Diane Wiemeyer: Wir kümmern und das ganze Jahr um die Tiere, d. h. alles sauber halten, Futter auffüllen und in der Off-Season mit ihnen auf die Wiese gehen.

Ortenau Journal: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit du diesen Job gerne machst?

Diane Wiemeyer: Schönes Wetter und nette Menschen.

Ortenau Journal: Bist du auch privat oft im Europa-Park?

Diane Wiemeyer: Ich mache mit meinem Mann oft eine Radtour in den Park und wir schlendern dann einfach gemütlich herum, trinken einen Kaffee und wenn nicht so voll ist, schauen wir eine Show oder fahren etwas. Der Blue Fire Megacoaster ist mein Favorit.

Ortenau Journal: Wie bist du zu dem Job mit den Gänsen gekommen?

Diane Wiemeyer: Ich habe vor den Gänsen sieben Jahre lang für den Schminktopf aus Freiburg im Park viele Kinder geschminkt. Dort war auch die Frau von meinem jetzigen Chef aktiv. Als der Vertrag mit dem Fachgeschäft auslief, hat mich Emelie gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr die Gänsespaziergänge zu machen.

Ortenau Journal: Was arbeitest du hauptberuflich?

Diane Wiemeyer: Ich habe noch einen zweiten kleinen Job im Verkauf in Altenheim. Es ist ein kleiner, süßer Laden mit Spielzeug, Schulbedarf und Schnick Schnack für Frauen.

Ortenau Journal: Gibt es eine lustige Anekdote von den Spaziergängen?

Diane Wiemeyer: Ich habe immer viele nette Begegnungen im Park. Natürlich super süße Kinder, aber auch die coolen Teenie-Jungs bleiben stehen und sind dann wie Zucker. Das Ungewöhnlichste war, dass bei einer Tour eines der Mädels ein Ei gelegt hat.

Ortenau Journal: Wie oft geht ihr durch den Park?

Diane Wiemeyer: Wir laufen immer an den Wochenenden und in den Schulferien.

Ortenau Journal: Wie lange dauert eine Tour?

Diane Wiemeyer: Eine Tour dauert zwei Stunden, immer ans Wetter angepasst.

Ortenau Journal: Läufst du immer die gleiche Route?

Diane Wiemeyer: Wir haben verschiedene Routen, die auch abhängig vom Wetter sind. Im Sommer sind es eher kurze und schattige Strecken mit viel Wiese und Wasser, wenn es kühl ist, laufen wir etwas länger.

Ortenau Journal: Du hast noch weitere Kolleginnen?

Diane Wiemeyer: Ich habe noch eine Kollegin und wir teilen uns die Tage auf, so wie es für jeden passt.

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