Die Windstrom Schwarzwaldhochstraße GmbH & Co. KG hat vom Landratsamt Ortenaukreis die immissionsschutzrechtliche Änderungsgenehmigung für die zweite Windenergieanlage auf der Hornisgrinde erhalten. Mit der Genehmigung ist nun der Weg frei für den Bau der Anlage vom Typ ENERCON E-115 mit einer Gesamthöhe von 179,50 Metern und einer Leistung von 4,2 Megawatt, wie das Landratsamt mitteilt.
Forderungen umliegender Gemeinden
Im Anschluss an die ursprüngliche Genehmigung im Dezember 2024 sei eine Änderung des Anlagentyps beantragt worden. Das Unternehmen habe damit auf Forderungen der umliegenden Gemeinden reagiert. Sie hatten am „touristisch sensiblen Standort Hornisgrinde“ eine kleinere Anlage als besser verträglich einstuften. Nach Zusage des Herstellers über die Verfügbarkeit einer der letzten Anlagen des auslaufenden Typs ENERCON E-115 habe das Unternehmen den entsprechenden Änderungsantrag gestellt.
Keine nachteiligen Auswirkungen
Im Rahmen des Verfahrens nach § 16b Abs. 7 BImSchG prüften die beteiligten Fachbehörden demnach die Auswirkungen der geänderten Anlage. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass keine nachteiligen Auswirkungen zu erwarten sind. Damit ist der Weg für die Umsetzung des Vorhabens frei.
Unterdessen formieren sich die Proteste gegen einen weiteren Ausbau von Windenergie im Schwarzwald weiter. Während in Oberkirch bereits die Bürgerbeteiligung im Vorfeld des Bürgerentscheids gegen die geplanten Windräder auf der Schwend läuft, haben rund 70 Bürger aus Seebach, Ottenhöfen und dem Achertal vor wenigen Tagen gegen die geplanten Windräder entlang der Schwarzwaldhochstraße und auf der Hornisgrinde protestiert.
Protest beim Mummelsee
Die Bürger haben sich laut einer Pressemitteilung des Journalisten Andreas Peter Geng aus Önsbach zu einer dreistündigen Mahnwache an der Schwarzwaldhochstraße (B500) auf Höhe des Mummelsee-Parkplatzes eingefunden. Der Protest sei ordnungsgemäß angemeldet gewesen. Sie hätten gegenüber den Touristen und Passanten ihre Bedenken gegen den Windkraftausbau in ihrer Region geäußert und anhand von Informationstafeln, Transparenten und maßstabsgetreuen Fotomontagen visualisiert. Gleichzeitig sammelten sie Unterschriften für Einsprüche bei den zuständigen Genehmigungsbehörden und Gemeinderäten.
Belastungen befürchtet
„Wir sehen die negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit und die Natur“, wird einer der Organisatoren zitiert. Befürchtet werden gesundheitliche Belastungen durch Infraschall und Lärm sowie eine Gefährdung der regionalen Trinkwasserversorgung. „Hier am Mummelsee entspringen viele Quellen, die nach Sasbachwalden führen. Die geplanten Windräder würden nur 20 Meter von Trinkwasserquellen entfernt gebaut werden“, so der besorgte Bürger weiter. Besonders Anwohner, die in unmittelbarer Nähe zu den Standorten leben, zeigten sich betroffen. So habe ein Ehepaar aus Seebach, das nur 500 Meter vom ersten geplanten Windrad entfernt wohnt, Sorgen über massive Immobilienwertverluste und gesundheitliche Beeinträchtigungen geäußert.
Unterschiedliche Reaktionen
Die Reaktionen der Mummelsee-Besucher fielen demnach unterschiedlich aus. Während einige Touristen aus den Niederlanden und Belgien, wo bereits zahlreiche Windkraftanlagen stehen, die Initiative begrüßten, zeigten sich andere Passanten uninformiert oder gleichgültig, wie Geng schreibt. Ein Besucher aus Forbach befürwortete demzufolge hingegen den Windkraftausbau als notwendige Zukunftsinvestition für die Gemeinden.
Besonders die Dimension der neueren Generation von Windkraftanlagen ist den Demonstranten ein Dorn im Auge. Die Anlagen erreichen heute eine Höhen von über 250 Metern und erreichen damit fast die Größe des Eiffelturms in Paris. Die Bürgerinitiativen planen weitere Aktionen.
Griebl-Interview vom Dezember 2024
Bereits an Heiligabend hat das Ortenau Journal ein Interview mit dem Windkraft-Investor Matthias Griebl veröffentlicht. Dabei betonte er, dass mit den beiden Windrädern auf der Hornisgrinde – dem bestehenden und dem neuen – rechnerisch der gesamte Strombedarf aller Haushalte der Stadt Achern im Jahresdurchschnitt gedeckt werden könnten.
Griebl und seine Windstrom Schwarzwaldhochstraße GmbH & Co. KG planen neben der Hornisgrinde-Anlage auf Gemarkung Sasbachwalden die zweite Anlage. Daneben soll es weitere fünf Anlagen auf Gemarkung Seebach, Sasbach, Lauf und Ottersweier geben. Ursprünglich seien neun vorgesehen gewesen, davon vier auf Bühler Gemarkung.
Flächenrodung für Fundamente
Der Investor will entlang der B500 Anlagen vom Typ E175 mit einem Rotordurchmesser von 175 Metern und eine Nabenhöhe von 160 Metern errichten, was eine Gesamthöhe von 247,5 Metern ergibt. Die E115-Anlage auf der Hornisgrinde wird hingegen mit einer Gesamthöhe von 179,5 Metern deutlich kleiner sein.
Für die geplanten Standorte spricht aus Sicht des Investors, dass lediglich für die letzte Zuwegung durch den Wald relativ kurze Strecken erschlossen werden müssen, wobei man größtenteils bestehende Forstwege nutzen könne. Diese müssen ausgebaut oder verbreitert werden. Für die Errichtung der Windkraftanlagen selbst müssen Flächen für Fundament, Kranstellfläche und Lagerfläche gerodet werden. Pro Windrad wird dafür etwa ein Hektar Fläche benötigt, wovon der größte Teil später wieder aufgeforstet oder renaturiert wird, wie Matthias Griebl in besagtem Interview äußerte.
Verständnis für Windkraftgegner
Er bekundete gleichzeitig Verständnis für die Windkraftgegner: „Natürlich ist der Eingriff in das Landschaftsbild dabei nicht zu leugnen.“ Doch die Anlagen würden nicht zum Spaß da oben stehen, sondern Strom produzieren, der für die Energiewende gebraucht werde, um die Klimaziele einzuhalten.
Erfahrung mit einem Bürgerbegehren hat auch die Gemeinde Lauf schon gesammelt. Dort gab es ein eben solches Bürgerbegehren, das von Kritikern angestoßen wurde und in dem sehr unterschiedliche Positionen vorgebracht worden seien, so Griebl. Letztlich haben sich jedoch rund zwei Drittel für die Windkraft ausgesprochen.
Vielfältiger Protest
Ob es in Oberkirch zu einem ähnlichen Ergebnis kommen wird, ist ungewiss. Die Gegner des Projekts auf der Schwend sind gut organisiert, der Protest ist vielfältig und wird mit großem Engagement vorgetragen. Die derzeit laufende Bürgerbeteiligung wird dazu beitragen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger, die am 20. Juli für oder gegen den Windpark der Koehler Renewable Energy entscheiden müssen, ein umfassendes Bild der Argumente verschaffen können.
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