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Kunst & Kultur

Vernissage in den ACURA-Kliniken: Andreas Gering´s Kunst zwischen Krieg, Schmerz und Hoffnung

Bild von Andreas Gering
© Dirk Schmitz
Die Werke von Andreas Gering (1892–1957) sind eindringliche Zeugnisse eines vom Krieg geprägten Lebens. Als verwundeter Frontsoldat und sensibler Beobachter schuf er Bilder voller Schmerz, Wucht und stiller Anklage. In Zeiten aktueller Kriege entfalten seine Radierungen eine beklemmende Gegenwärtigkeit. Die Ausstellung in den ACURA-Kliniken Baden-Baden zeigt vom 19. Mai bis 17. August 2025 Gerings Arbeiten. Vernissage: 22. Mai. Die Bilder stammen aus der Sammlung von Dirk Schmitz.

Er gehört zu jener Generation von Künstlern, deren Lebenswerk untrennbar mit den traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs verbunden ist: Der Nürnberger Maler und Grafiker Andreas Gering (1892-1957). Seine Radierungen und Gemälde, insbesondere aus den Jahren 1916 bis 1918, zeichnen sich durch eine bedrückende Authentizität und ethische Tiefe aus. Werke wie „Das Sturmlied“, „Der gute Kamerad“ oder „Friedensglocken“ sind nicht nur Ausdruck persönlicher Verwundung, sondern fungieren zugleich als visuelle Zeugnisse kollektiver Zerissenheit.

Kein distanzierter Beobachter

Frau Dr. phil Victoria Kowalewski, Dipl. Psychologin und Neuropsychologin wird über ihre persönlichen Eindrücke von Kunst und Krieg und deren Auswirkungen, auch auf den sensiblen Betrachter, bei der Vernissage reflektieren.

Gering war kein distanzierter Beobachter. Als verwundeter Frontsoldat und späterer Pädagoge entwickelte er eine Bildsprache, die gleichermaßen analytisch wie klagend wirkt. Seine grafischen Arbeiten mit deformierten Proportionen und exzessiver Lichtführung, stellen den Schrecken nicht nur dar, sondern machen ihn fühlbar. Dies verleiht seinen Werken eine beklemmende Gegenwärtigkeit gerade in Anbetracht der aktuellen Kriegsrealitäten in der Ukraine oder dem Gaza-Streifen.

Zeiten diplomatischer Sprachlosigkeit

Ihre brutale Aktualität liegt in der Wiederkehr des immer gleichen: Tod, Verstümmelung, Entmenschlichung. Wo heutige Medienbilder oft flüchtig bleiben, biete Gering kontemplative Bildräume, die zur ethischen Reflexion zwingen.

Im Zentrum steht stets der Mensch, gebrochen, erschöpft, seiner Würde beraubt. Gering´s Fähigkeit, mit graphischen Mitteln emotionale Intensität zu erzeugen, ist bemerkenswert, eine Ausdruckskraft des Schmerzes. Seine „Friedensglocken“ (1917) wirken wie eine stille Apokalypse: die Glocken sind sichtbar, doch sie schweigen. Hoffnung erscheint aufgeschoben, genau wie heute, in Zeiten diplomatischer Sprachlosigkeit.

Ästhetisch-moralische Mahung

Kunsthistorisch lassen sich Anklänge an Käthe Kollwitz, Otto Dix und Edvard Munch feststellen, insbesondere in der Kombination von menschlicher Expressivität und sozialkritischem Impuls. Gering´s Werk ist eine ästhetisch-moralische Mahnung: Es ruft nicht nach Heldentum, sondern nach Empathie.

In einer gefährdeten Gegenwart, in der erneut an vielen Schauplätzen Krieg herrscht, Menschen in Schutzräumen übernachten, Verstümmelungen durch Streumunition oder Drohnenangriffe alltäglich werden, entfaltet seine Kunst eine bedrängende, fast prophetische Kraft.

Wer heute Gering betrachtet, betrachtet nicht nur Geschichte, sondern unsere Gegenwart in anderer Form. Die Bilder stammen aus der Kunstsammlung von Dirk Schmitz.

Termin Vernissage: Donnerstag, 22. Mai 2025, 18 bis 19 Uhr

Ausstellung: 19. Mai 2025 bis 17. August 2025

Ort: ACURA – Kliniken Baden-Baden (1. OG), Rotenbachtalstraße 5, 76530 Baden-Baden

Veranstalter: ACURA – Kliniken Baden-Baden

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag/Feiertag 9 bis 18 Uhr

Info:

Das Café Keks im 1. OG der Klinik ist Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Parken auf dem Klinik-Parkplatz möglich.

Der Eintritt ist frei!

Internet:

Website ACURA – Kliniken

Website Nürnberg-Museum

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