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Ralph Fröhlich fordert moderne Baumschutz-Offensive und lädt zum Bürgerfest am 10. Mai ein

Billet´sches Schlösschen mit Platanen
© Stadt Offenburg
Zum Tag des Baumes rückte Offenburgs Stadtgrün ins Zentrum der Aufmerksamkeit – besonders die mächtigen Platanen im Bürgerpark. Doch das Thema Baumschutzsatzung wird wohl erst nach der vom 7. April auf den 2. Juni verschobenen Gemeinderatsabstimmung neue Nahrung erhalten. Diese Frist begrüßt Baumretter Ralph Fröhlich und legt seine Vorstellungen zur Baumsatzung offen. Am 10. Mai lädt seine KfTUD die Öffentlichkeit zu einer Stadt-Raum-Debatte mit Bürgerfest und vielfältigen Angeboten ein.

Von Wolfgang Huber

Zum Tag des Baumes am 25. April hatte die Stadt Offenburg die Geschichte der Platanen im Umfeld des Billet´schen Schlösschens im Bürgerpark beleuchtet. Die Informationen des städtischen Baumexperten Wolfram Reinhard und von Hermann Kälble, dem Leiter des SFZ Innenstadt, sind durchaus spannend und geben wertvolle Einblicke in die Eigenschaften der Platanen. Sie sind mit 28 und 33 Metern mit die höchsten Bäume ihrer Art in Offenburg.

„Labrador unter den Bäumen“

Neben dem Befall mit dem Brandkrustenpilz, Wurzelabrissen und dem Befall mit dem Massariapilz legten die Baumexperten eine Fokus auf die Sensibilität der genügsamen Platanus x hispanica – um 1650 als Kreuzung aus Amerikanischer und Morgenländischer Platane entstanden – gegenüber dem Klimawandel. Dieser äußere sich durch zunehmenden Bruch der Äste, verursacht durch den Massariapilz. Der „Labrador“ unter den Bäumen, so genannt wegen ihrer Genügsamkeit, leiste einen wichtigen Beitrag zur Klimaresilienz. 659 Exemplare gebe es alleine in der Kernstadt.

Verschiebung der Abstimmung

Um die Ernsthaftigkeit ihrer Bemühungen um den Baumschutz in Offenburg zu unterstreichen, sollten die Gemeinderäte am 7. April über eine neue Baumschutzsatzung abstimmen. Aus formalen Gründen wurde diese Abstimmung jedoch kurzfristig wieder ausgesetzt und auf den 2. Juni vertagt, wie Baumretter Ralph Fröhlich mitteilte. Letzterer begrüßte zusammen mit seiner Konferenz für Urban Transformation Design (KfUTD) diese Galgenfrist ausdrücklich. Sie biete der Stadtgesellschaft Zeit, über das eigentliche Ziel der Debatte neu nachzudenken: Wie gelingt es, das Offenburger Grünvolumen nachhaltig zu sichern und auszubauen – statt es scheibchenweise zu verlieren?

Vielfältige Forderungen 

Gleichzeitig unterstrich Fröhlich seine Positionen. So müsse die Stadt Offenburg Vorbild sein und dürfe keine gesunden Bäume ohne Ausgleich fällen, „Private“ sollen durch Zuschüsse gefördert und der Bürokratie Einhalt geboten werden. Außerdem stehen Transparenz, Beteiligung und Investitionen auf der Forderungsliste. Die Fraktionen sollen bis zur Juni-Sitzung Innovationen auf den Weg bringen.

Doch damit nicht genug: In einem „Antrag für eine moderne Baumschutz- und Baumfördersatzung für Offenburg fordern er und die KfUTD verantwortliches Handeln und formuliert Empfehlungen, die den Erhalt, die Pflege und die Neupflanzung von Bäumen im gesamten Stadtgebiet systematisch regelt und fördert. Fällungen von gesunden Bäumen im öffentlichen Raum seien auf das notwendigste zu begrenzen und grundsätzlich durch Neupflanzungen im Verhältnis 1:3 zu kompensieren. Die Satzung soll zudem „motivierend“ für die Bürger/innen wirken, um sich am Schutz zu beteiligen.

Langer Streit mit der Stadt

Neben der Einbeziehung der Bevölkerung und von Umweltinitiativen bei der Erarbeitung der Satzung anhand einer Beteiligungsplattform findet sich auch der Ausbau eines öffentlich zugänglichen Baumkatasters in der Aufzählung. Letzteres war bereits Anfang des Jahres ein neuralgischer Punkt in der Arbeit von Ralph Fröhlich. Nach Einsicht in das Baumkataster schlug der Aktivist Alarm. Die große Mehrzahl aller 20.000 Bäume im Stadtgebiet sei geschädigt, hieß es. Umgehendes Handeln müsse den Schwund im Baubestand stoppen (wir berichteten). Zu wichtig sei der Beitrag des Grünbestands zum Stadtklima, zur Artenvielfalt, zur Lebensqualität und zur Klimaanpassung.

Offenes Verhalten der Ortsteile

Gegenüber dem Ortenau Journal gab Fröhlich seine Einschätzung zur Ausgangssituation ab. Die derzeitige Diskussion ziele in die falsche Richtung, sagt er. So würden die die Ortsteile, vertreten durch ihre Ortsvorsteher im Gemeinderat verhindern wollen, dass die alte betagte Baumschutzsatzung mit einem Antragswust wieder in Kraft trete. Er macht dies an einem Beispiel fest: „Dazu gibt es schon eine Geschichte aus 2018, als die Satzung der

Kernstadt auf die Ortsteile ausgeweitet werden sollte. Das wurde damals schon abgelehnt und gleich alles abgeschafft. Was zur Folge hatte, dass ein Investor z. B. gleich mal eine 200 Jahre alte Blutbuche hat fällen lassen, einfach weil er es durfte. Die Villa zum Baum steht heute noch leer, in dem Garten hat sich nichts getan, Hauptsache der majestätische Baum ist weg.“

Zwischenzeitlich Entspannungssignale

Gleichwohl sei es nicht sein Wunsch, Private zu gängeln. Von 600 Anträgen wurden in den Jahren davor wohl eh nur 3 abgelehnt. Fröhlich: „Wozu dann also eine Stelle für 90.000 Euro pro Jahr schaffen, die keinen Baum rettet?“ Die Ortsteile sollten das für sich selbst regeln, wie mit den Bäumen umgegangen werden soll. Dort sei das Thema Erwärmung ja auch nicht so präsent, wie in der enger bebauten Stadt, so der Baumretter weiter.

Während von wissenschaftlicher Seite und aufgrund von vorhandenen Erfahrungen aus anderen Städten an der genannten Bedeutung von Bäumen für die Ökologie kein Zweifel besteht, gab es zwischen der Stadt und Fröhlich Zoff wegen eines aus dessen Sicht viel zu hohen Gebührenbescheids in Höhe von 567 Euro für den Zugang zum Baumkataster.

Nicht zuletzt aufgrund medialen Drucks sendete die Stadtverwaltung im Februar Entspannungssignale. „Die Stadt Offenburg prüft derzeit die Möglichkeit, die vollständigen Informationen des städtischen Baumkatasters öffentlich zugänglich zu machen“, hieß es von der Stadt auf Anfrage. Dies konnte man durchaus als Entgegenkommen der Behörden interpretieren. Insgesamt gleicht der ständige Schlagabtausch zwischen dem Baumenthusiasten und der Stadt einem Katz- und Maus-Spiel.

Große Stadt-Raum-Debatte zu Ökologie, Wohnen und Kultur

Im Moment liegt der Ball jedoch in der Hälfte der offiziellen Seite, wenn am 2. Juni der Gemeinderat tagt und über das weitere Schicksal der Stadtbäume und der Strategie zu deren Erhalt und Ausbau befindet. Bis dahin bleiben jedoch auch Fröhlich und seine Organisation nicht untätig. So wird am 10. Mai zur Stadt-Raum-Debatte unter dem Motto „Wem gehört die Stadt“ auf dem Platz der Verfassungsfreunde aufgerufen.

Neben den beschriebenen Forderungen im Antrag, der in Form eines Workshops behandelt werden soll, soll es auch eine Einwohnerversammlung, Spiele, Musik und Vorträge zu Demokratie, Verkehrswende, Wohnen und Teilhabe, Ökologie, Kultur sowie Gesundheit und Pflege geben. Der Veranstaltungstag wird um 11.30 Uhr eingeläutet. Dabei dürfte eine hohe Beteiligung und der Zuspruch der Öffentlichkeit eine Rolle spielen und die Gemeinderäte nicht unberührt lassen in ihrer Entscheidungsfindung bezüglich der zu beschließenden Baumsatzung.

Lebendige Demokratie

Demokratie und Beteiligung müssen auch gelebt werden. Die Bürgerschaft müsste aktiv ihren Willen bekunden, für ihre Belange einer lebenswerten Urbanität einzustehen. Das ist heutzutage in Zeiten des Massenkonsums und beispielsweise von Social Media gar nicht mehr so einfach. Zumal die Folgen einer möglicherweise verfehlten Umweltpolitik erst langfristig zu spüren sein werden. Doch Ralph Fröhlich und seine Mitstreiter betreiben ja auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Über deren Wirkung werden wir in ein paar Wochen wieder ein Stückchen mehr wissen.

Foto: Das Billet’sche Schlösschen wird von den prächtigen Platanen umrahmt (2025)

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