Noch bis zum 5. Januar präsentiert der Weihnachtscircus ein hochkarätiges Programm auf dem Messplatz. Bereits seit 28 Jahren begeistert die Wintershow ihr Publikum und entführt Groß und Klein in eine Welt voller Magie, Emotion und Staunen. Über 50 Artisten sorgen für unvergessliche Momente mit einem Abend voller Glanz und Humor.
Der Vater des Zirkus in Europa
Die Entstehung des Zirkus ist vor allen Dingen eine Geschichte von einzelnen Zirkus-Dynastien, also Artistenfamilien und -gruppen. In seiner Geschichte hat der Zirkus zahlreiche Wandlungen erfahren. Als Vater des klassischen Zirkus gilt Philip Astley (1742-1814). Die ursprünglich dargebotene Kunst waren Pferdedressuren, weitere Artisten folgten, exotische Tiere waren eine relativ späte Neuerung. Der klassische in Europa bekannte Zirkus ist oftmals ein Familienunternehmen, das mit einem Zelt von Ort zu Ort zieht.
Manege mit 13 Metern Durchmesser
Das Zirkuszelt gab es allgemein erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zuvor mussten Vorstellungen in provisorisch errichteten Schaubuden, in Theatergebäuden oder im Freien abgehalten werden. Die Bezeichnung Zirkus leitet sich von der Form der Bühne ab, der runden Manege. Seit Astley werden Manegen meistens mit einem Durchmesser von knapp 13 Metern gewählt, da dies ein perfektes Maß ist, um ein Pferd im Kreis laufen zu lassen. Die Manege ist im Regelfall von einem ca. 50cm hohen Manegen-Kasten (auch Piste genannt) umgeben.
Sägespäne statt Sand
Während die Manege früher oft mit Sand gefüllt war, werden seit Anfang des 20. Jahrhunderts Sägespäne als Einstreu genutzt, deren Geruch sich heute kaum mehr vom Zirkuserlebnis trennen lässt. Für artistische Darbietungen wird darüber häufig ein Teppich ausgerollt. Zirkusse, die auf Tierdarbietungen verzichten, nutzen häufig Bretterböden ohne Sägespäne.

Die Hebei Acrobatic Troupe auf dem Rad. Foto: Martin Ullrich
Weihnachtszirkus sehr beliebt
Seit Mitte der 1990er-Jahre sind in Deutschland Weihnachtszirkusse in Mode gekommen, die teilweise von klassischen Zirkusunternehmen präsentiert werden, teilweise jedoch auch von Agenturen in gemieteten Zelten zusammengestellt werden und die in der Adventszeit und bis nach Weihnachten Programme mit einer weihnachtlichen Atmosphäre und entsprechend dekorierten Zelten und Vorzelten präsentieren.
Werbeverbote in einigen Städten
In Städten wie Frankfurt, Freiburg, Karlsruhe, Heilbronn oder Offenburg sind sie aktuell vor Ort. Das wachsende Kultur- und Freizeitangebot, steigende Kosten, diverse Auflagen, Werbeverbote in einigen Städten und die Bebauung beziehungsweise die Verlagerung der Spielorte an die Stadtränder sind Probleme, die die Unternehmen zu meistern haben.
Verzicht auf Wildtiere
Zu den traditionellen Darbietungen gehören Akrobaten, Artisten, Clowns, Jongleure, Zauberkünstler und Tierdressuren. Aufgrund der gestiegenen Sensibilität für die artgerechte Haltung und den Transport von Tieren sowie der Kritik an den Darbietungen verzichten viele Zirkus-Unternehmen heute gänzlich auf Tiere oder sie verzichten auf Wildtiere und zeigen nur Darbietungen mit Pferden, Ponys, Hunden und ähnlichen Kleintierdressuren.

Sandro Montez mit seiner Hundenummer. Foto: Martin Ullrich
Skandal im Europa-Park
Insbesondere humorvoll präsentierte Darbietungen mit Hunden erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit und sind häufig (gemeinsam mit Pferdedarbietungen) die letzten Tierdarbietungen, die noch in modernen Zirkussen gezeigt werden. Aber auch hier kam es jüngst im Europa-Park zu einem Skandal, da der Tiertrainer seine Schützlinge misshandelte, in Stuttgart wurde die Nummer mit den Tauben nach Protesten ebenfalls aus dem Programm genommen.
Das Programm in Offenburg
Schauen wir uns einmal das Programm des Weihnachtscircus Offenburg an: Junge Mädchen machen vieles gemeinsam. In China fährt man gerne Fahrrad, auch zusammen auf nur einem Drahtesel. Wenn man es so gut kann wie die zehn jungen Damen der Hebei Acrobatic Troupe, dann reist man gemeinsam durch die Welt und brilliert in Manegen, auf Bühnen oder auf dem internationalen Circusfestival von Monte Carlo.
Von der Ortenau nach Monte Carlo
Die Kolfe Troupe war 2023 Gewinner des Festivals Cirque de Demain, des Zirkus von Morgen in Paris. Ihre Nummer, eine Doppeldisziplin aus Schleuderbrett und ikarischen Spielen, ist einzigartig. Die neun Jungs sind die perfekten Botschafter des bunten afrikanischen Zirkus. Direkt nach ihrem Engagement in der Ortenau werden sie Ende Januar auf dem internationalen Circusfestival von Monte Carlo erwartet. Pole Dance war gestern, heute ist Flying Pole eine sozusagen fliegende Stange. Wenn es gut aussehen soll, dann braucht man Kraft, und wenn es noch besser werden soll, dann muss man schön sein. Die Ukrainer Sergiy und Vlad sind kaum besser zu beschreiben mit ihrem Flug unter der Zirkuskuppel.

Auch die Komik kommt natürlich nicht zu kurz. Piraten auf Raubzug (rechts) Fotos: Martin Ullrich
Dreifacher Salto inklusive
Wenn der Traum vom Fliegen wahr wird, dann sind die Flying Halcones am Werk. Fünf Chilenen erzählen uns von grenzenloser Freiheit. Es geht Schlag auf Schlag, dreifacher Salto inklusive. Wie kaum eine zweite Darbietung steht das Flugtrapez für die schönste Form traditioneller Zirkuskunst. Lorenzo Bernadi bringt sein Zuhause gleich mit auf die Bühne. In seiner kleinen Schachtel lebt es sich gemütlich und behaglich, denn da, wo andere Arthrose haben, hat der Schlangenmensch irgendwas mit Gummi. So verbiegt und verdreht er sich und vermeidet es, auch nur in die Nähe einer normalen Körperhaltung zu kommen.
Prinzip der positiven Verstärkung
Zum Weihnachtscircus gehören immer auch die großen Truppen, die wunderschönen Inszenierungen und die ikonischen Bilder. Die zauberhaften Artistinnen der Balloon Contortion Girls aus China laden in die Manege zu ihrer vollendeten Darbietung ein. Und Sandro Montez hat sein ganzes Leben dem Zirkus und den Tieren gewidmet. Er war viele Jahre Chefdresseur im Zirkus Barum und im Zirkus Charles Knie – und es gibt wohl kaum eine Tierart, mit der er nicht gearbeitet hat. Dabei war er der entscheidende Wegbereiter einer humanen und auf dem Prinzip der positiven Verstärkung ausgerichteten Dressur. Jetzt feiert er Erfolge mit seiner Hundenummer.
Stars auf Instagram
Martti Peltonen und Liina Aunola kommen aus Finnland und sind die wohl besten Armbrustschützen der Welt. Volksfeststimmung kommt auf, wenn elf im Rondell aufgebaute Armbrüste genau in die winzige Kirschtomate zielen, die auf ihrem Kopf thront.Mariia und Oleksandr aus der Ukraine, beide 27 Jahre jung, zeigen als Duo Since Moment an den Strapaten eine Nummer, die über alles hinaus geht, was bisher an diesem Requisit gezeigt wurde. Als Halbfinalisten von „America’s Got Talent“ wurden sie zu Stars auf Instagram.

Argendance aus Südamerika bringt Stimmung in die Bude. Rechts Lorenzo Bernai mit Pfeil und Bogen. Fotos: Martin Ullrich
Die gefürchtete Schaukel
Über den Wolken ist nicht die Freiheit grenzenlos, wohl aber die Gefahr. Denn dort hängt die gefürchtete Schaukel aus Seil, in der Liina, sofern sie die Armbrüste ihres Gatten überlebt hat, Platz nimmt. Furchtlos schaukelt sie um ihr Leben und fordert mit atemberaubenden Tricks das Schicksal heraus. Früher war die Bola ein Wurfgeschoss der Jagd, heute ist sie ein artistisches und tänzerisches Requisit. Gepaart mit südamerikanischem Temperament und der Sinnlichkeit des argentinischen Tangos zeigen die acht Mitglieder der Truppe Argendance, was echter Stolz und echte Leidenschaft bedeuten.
Multitalent als Clown
Zu viel Besinnlichkeit zu Weihnachten tut auch nicht gut. Aber dafür gibt es ja den Clown Rico. In diesem Jahr ist das der Job eines jungen Multitalents aus Polen, einem echten Comedian. Er rockt die Manegen kreuz und quer durch Europa – und jetzt ist er in Offenburger angekommen. Das argentinische Show-Ballett, bestehend aus vier Herren und vier Damen, macht die Show noch größer. Mit den Profitänzern kommt eine junge Truppe nach Offenburg, die viel Freude macht und unverwechselbare, dynamische Momente bietet. Ihre Interpretationen sind frisch, frech, modern und innovativ. In atemberaubenden Kostümen und mit ausdrucksstarken Choreografien sind sie das Sahnehäubchen des Weihnachtscircus.
Stimmgewaltige Präsenz
Die strahlende Diva Liudmyla singt in der Show mit stimmgewaltiger Präsenz und unwiderstehlichem Charisma. Doch echte Diven sind launisch, und deshalb stellen sich die Besucher die bange Frage, ob sie uns heute die Ehre ihres Auftritts erweist.
Siehe auch hier:
Ex-Profi Martin Spanring (SC Freiburg) über Fußball, Verletzungen und seinen Neustart im Europa-Park
Mustache Brothers: Brasilianische Akrobatik trifft Comedy und begeistert das Publikum im Europa-Park