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Tanzen auf der Autobahn: Ein satirischer Jahresrückblick 2025 auf die schönsten Absurditäten unserer Zeit

Satirischer Jahresrückblick 2025
© KI – Tanzende Französin auf der Autobahn: Der satirische Jahresrückblick von Andreas Peter Geng.
2025 war ein Jahr voller Absurditäten, kurioser Begegnungen und überraschender Lichtblicke in der Ortenau. Von einer Frau, die auf der A5 tanzt, über nepalesische Köche, die auf deutsche Formulare warten, bis hin zu 850 Menschen beim „Tag der Wärmepumpe“ und 219 frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen beim Tag des Handwerks: Unser Kolumnist Andreas P. Geng blickt satirisch auf die skurrilen, menschlichen und hoffnungsvollen Momente des Jahres zurück und wirft einen augenzwinkernden Blick auf 2026.
Von Andreas Peter Geng

Eine Frau tanzt auf der A5 bei Offenburg, ein Stuttgarter Sternekoch wartet zwei Jahre auf Köche aus Nepal, und 850 Ortenauer stürmen den „Tag der Wärmepumpe“. Ein liebevoller Rückblick auf 2025.

Tanzen auf der Autobahn

Dienstag, 19. August 2025, 18:50 Uhr. A5 zwischen Appenweier und Offenburg. Eine 50-jährige Französin hält ihren Renault an, steigt aus – und beginnt zu tanzen. Mitten auf der Autobahn.

„Es ist wirklich lebensmüde, was die Frau da gemacht hat“, sagte ein Polizeisprecher dem SWR. Am nächsten Morgen stand dieselbe Dame mit verschränkten Armen auf einer Kreuzung in der Offenburger Oststadt. Begründung: Sie sei „vom Verkehr genervt“.

Bleiben Sie bei mir. Diese Geschichte ist die perfekte Metapher für Deutschland 2025.

Der Jongleur auf dem Vulkan

Das Fachmagazin „Haufe“ beschrieb kürzlich die deutsche Lohnabrechnung als „Jonglierkurs während eines Erdbebens“. Das Bild passt auf vieles in diesem Jahr.

Die gute Nachricht: Der Normenkontrollrat vermeldete im Oktober 2025, dass die Bürokratiekosten im Berichtszeitraum um 3,2 Milliarden Euro gesunken sind. Der „Bau-Turbo“ entlaste Wirtschaft und Verwaltung um weitere 2,5 Milliarden Euro jährlich.

Die schlechte Nachricht: Fragen Sie mal Vincent Klink. Der 75-jährige Stuttgarter Sternekoch („Wielandshöhe“) wartet seit über zwei Jahren auf zwei nepalesische Köche. Die können kochen – aber nicht genug Deutsch für deutsche Formulare. In der Küche kommuniziert man mit Messern und Flammen, nicht mit Goethe.

850 Ortenauer und die Wärmepumpe

Doch es gibt auch Lichtblicke. Am 29. November stürmten 850 Besucherinnen und Besucher den „Tag der Wärmepumpe“ in der Oberrheinhalle Offenburg. „Hier war die Hölle los“, strahlte Michael Pfütze, Obermeister der SHK-Innung Kehl-Hanauerland-Lahr.

Die Ortenauer Energieagentur, die SHK-Innungen, die Kreishandwerkerschaft und die Sparkasse hatten gemeinsam eingeladen. 15 Hersteller, fünf Trucks, lokale Handwerksbetriebe – und Menschen mit präzisen Fragen: „Bekomme ich den Geschwindigkeitsbonus auch für mein vermietetes Objekt?“ „Wie ist das mit der Abstandsregel?“

Das Handwerk lebt. Trotz allem.

219 neue Gesellinnen und Gesellen

Am 7. November erhob Kreishandwerksmeister Bernd Wölfle in der Sternenberghalle Friesenheim 219 junge Handwerkerinnen und Handwerker in den Gesellenstand. 14 Innungen hatten sich beim Tag des Handwerks präsentiert. 500 € Spenden gingen an den ASB-Wünschewagen.

„Handwerk bedeutet Zusammenhalt“, sagten die Innungen. Beständigkeit, Vertrauen, Menschlichkeit – drei Worte, die auf der Website der Kreishandwerkerschaft stehen. In einer Zeit, die laut und schnell geworden ist.

Die Rathauschefs schlagen Alarm

Weniger harmonisch klang es im Oktober aus den Rathäusern. Die Bürgermeister der Ortenau schlugen wegen „überbordender Bürokratie und Kosten“ gemeinsam Alarm. Dr. Dieter Salomon, Vorsitzender des Städtetags, brachte es auf den Punkt: Es reicht.

Baden-Württemberg reagiert: Das „Kommunale Regelungsbefreiungsgesetz“ trat am 8. Oktober in Kraft. Verwaltungsverfahren sollen beschleunigt, vereinfacht und kostengünstiger werden. Sogar Sitzbänke im Wald – jahrelang ein bürokratisches Minenfeld – könnten wieder aufgestellt werden dürfen.

Man darf hoffen.

Einige Bürgermeister der Ortenau

Ortenauer Bürgermeister kooperieren. Foto: Stadt Achern

Ein Koch des Jahres aus der Ortenau

Und dann, im November, die schönste Nachricht: Daniel Wallenstein vom Restaurant „Moya“ in Gengenbach wurde zum „Koch des Jahres 2025″ gekürt. Trüffel, Kaviar und Haselnuss – damit kochte er sich an die Spitze.

Die Ortenau kann kochen. Auch wenn die Köche aus Nepal noch warten müssen.

Ausblick auf 2026

Was erwartet uns? Vermutlich mehr Formulare. Mehr Gesetze. Mehr Menschen, die „vom Verkehr genervt“ sind.

Aber auch: 850 Menschen, die sich für Wärmepumpen interessieren. 219 junge Handwerker, die ihren Weg gehen. Ein Koch des Jahres aus Gengenbach. Und Bürgermeister, die gemeinsam aufstehen.

Mein Wunsch für 2026: Weniger Tanzen auf Autobahnen, mehr auf Hochzeiten. Weniger Formulare, mehr Gespräche. Weniger Genervtsein, mehr Gelassenheit.

Guten Rutsch, liebe Ortenau.

Quellen:

  • Polizeipräsidium Offenburg / SWR Aktuell, 20.–22. August 2025
  • Normenkontrollrat, Jahresbericht Oktober 2025 / Deutschlandfunk, 2. Oktober 2025
  • SWR, März 2025: Vincent Klink / Wielandshöhe
  • Kreishandwerkerschaft Ortenau, Dezember 2025: Tag der Wärmepumpe, Freisprechungsfeier
  • Stadt Achern / Städtetag BW, Oktober 2025
  • BNN / Süddeutsche Zeitung, 18. November 2025: Koch des Jahres

 

Siehe auch hier:

Eine liebevolle Betrachtung über zwei Luxus-Automaten in Lahr, Elsterjagd und warme Suppe in kalten Zeiten

Wie wir wohnen lernten: Von der Schwarzwaldstube zum Tiny House – 800 Jahre Wohnkultur im Eurodistrikt

BA Immobilien

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