Im Rahmen seiner Chinareise hat Bundesaußenminister Dr. Johann Wadephul gemeinsam mit einer deutschen Wirtschaftsdelegation das Herrenknecht-Werk im südchinesischen Nansha besucht. Das Familienunternehmen aus Baden-Württemberg ist seit über 20 Jahren in China aktiv und beschäftigt heute rund 950 Mitarbeitende an mehreren Standorten im Land, davon etwa 750 Kolleginnen und Kollegen in Guangzhou, wie der Konzern in einer Pressemitteilung schreibt.
Informationen von CEO Martin Herrenknecht
Während des Gesprächs und Werksrundgangs informierten demnach Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht, Unternehmensgründer und CEO, sowie Michael Sprang, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG, den Minister über die Entwicklung des Geschäfts in China sowie über aktuelle Markt- und Rahmenbedingungen.
Der Standort Nansha zähle zu den zentralen Fertigungsstätten des Unternehmens weltweit: Die dort gebauten Tunnelvortriebsmaschinen kommen international zum Einsatz. Auch für den chinesischen Markt produzieren Herrenknecht-Kollegen rekordträchtige Spitzentechnologie: So sei die bislang größte Tunnelbohrmaschine (TBM) weltweit mit einem Durchmesser von 17,6 Metern und einem Gewicht von 4.850 Tonnen 2014 in Nansha gefertigt worden. Die Supersize-TBM sei erfolgreich für den für den Tuen Mun-Chek Lap Kok Link in Hongkong zum Einsatz gekommen.

Dr. Martin Herrenknecht (links) und Johann Wadephul (2. v. l.) im Gespräch. Foto: Herrenknecht AG
„Deutsche Ingenieurskunst auf Weltniveau“
Bundesaußenminister Dr. Johann Wadephul zeigte sich beeindruckt von der technologischen Leistungsfähigkeit des Standorts, wie es weiter heißt: „Herrenknecht steht exemplarisch für deutsche Ingenieurskunst auf Weltniveau. Der Besuch in Nansha zeigt, wie stark deutsche Technologie rund um den Globus nachgefragt wird. Gleichzeitig wird deutlich, vor welchen Herausforderungen Unternehmen heute auf dem chinesischen Markt stehen. Diese gilt es im engen Austausch anzugehen.“
Das regulatorische Umfeld
Insbesondere die Veränderungen im regulatorischen Umfeld und Marktzugang standen im Mittelpunkt des Austauschs. In den vergangenen Jahren seien europäische und amerikanische Hersteller von Tunnelvortriebsmaschinen von chinesischen Konzernen übernommen worden. Inzwischen sei Herrenknecht heute der letzte westliche Hersteller von Tunnelvortriebstechnologie.
Bedeutung des chinesischen Markts
Unternehmensgründer Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht betonte im Gespräch mit Außenminister Dr. Wadephul die Bedeutung des chinesischen Marktes: „Unsere Standorte in China, darunter der in Nansha, bleiben für uns strategisch wichtig. Wir setzen auf den langfristigen Dialog und faire Rahmenbedingungen, damit wir unseren Kunden weltweit Spitzentechnologie liefern können. Eine stabile, partnerschaftliche Zusammenarbeit liegt im Interesse aller Seiten.“

Herrenknecht baut beeindruckende Tunnelvortriebsmaschinen. Foto: Herrenknecht
Konstruktive Dialogformate
Der Austausch mit dem Bundesminister für Auswärtiges habe die Bedeutung konstruktiver Dialogformate zwischen Industrie und Politik verdeutlicht. Für Herrenknecht bleibe es zentral, weltweit verlässliche Partnerschaften zu pflegen und komplexe Infrastrukturvorhaben gemeinsam erfolgreich voranzubringen.
Maschine hängt im Zoll fest
„Seitdem das China-Geschäft schwächelt, sehen sich die deutschen Eigentümer auch auf anderen Märkten um – unter anderem in Australien und Japan“, schreibt die Website ZDF Heute über den Besuch des Chefdiplomaten im Reich der Mitte. So verhindere China seit beinahe einem Jahr den Verkauf einer Tunnelbohrmaschinen nach Indien. Das Riesengerät stecke im Zoll fest. Auf dieses Problem wollte Minister Wadephul die Regierung in Peking aufmerksam machen. Über das Ergebnis dieser Initiative ist bislang nichts bekannt.
Appell an die Deutschen
Außerdem habe sich der Minister mit einem Appell an die Deutschen gewandt: „China ist unser größter Konkurrent“, sagte Wadephul laut ZDF Heute. Deutschland solle ein besseres Klima für Innovationen und für Unternehmergeist schaffen. Doch dafür ist ja gerade die Bundesregierung selbst zuständig.
red/Wolfgang Huber
Siehe auch hier:
Meilenstein beim Brenner Basistunnel: Herrenknecht-Maschine erreicht Ziel unter den Alpen