Mit Lausbuben-Charme und einem Sound, der im Kehler Kulturhaus Wellen der Begeisterung auslöste, bot das weltberühmte Barbershop-Quartett „Ringmasters“ ein unvergessliches Konzert – ohne jegliche E-Verstärkung.
Naturtalente und Meister des Gesangs
Ein großer Geist soll einmal gesagt haben: „Künstler werden nicht gemacht, sondern geboren“ – das passt auch zu den weltberühmten „Ringmasters“ aus Schweden, Jakob Stenberg (Tenor), Rasmus Krigström (Lead), Emanuel Roll (Bariton) und Didier Linder (Bass). Denn sie zählen – gleich schon etlichen Musikidolen aus allen Zeiten – zu den von ihrer Berufung von jung auf getriebenen Naturtalenten und Meistern des Gesangs ohne Musikhochschuldiplom.

Rund um den Globus
Zueinander fanden die Vier bereits in der Gymnasialzeit und touren rund um den Globus als erfolgreiches Quartett seit ihrem 24. Lebensjahr – nachdem sie 2012 als erstes nicht-amerikanisches Ensemble die Goldmedaille der Barbershop-Weltmeisterschaft gewannen. Linder (Bass) war vorerst als Ersatzstimme dabei, wurde jedoch später vollwertiges Mitglied der Truppe.
Truppe von rarer Perfektion
In guten Schulchören musikalisch geschliffen, begeisterten sich die Vier während der Oberstufe für das Barbershop-Genre und begannen, sich auf dem Gebiet einzuarbeiten. Zwei Jahrzehnte später präsentieren sie sich als eine professionelle Truppe von rarer Perfektion, die mit spielerischer Leichtigkeit mehrere Oktaven auf und ab singen kann und die Komplexität der Barbershop-Harmonien konkurrenzlos beherrscht. Die Ringmasters würden ohne Zweifel jedes Publikum begeistern können, auch wenn sie eine chinesische Menükarte sängen!
Spezielle Harmonieregeln
Barbershop entsteht durch möglichst genaue Abstimmung von Vokalen, Tonabständen und Lautstärke unter vier Stimmen. Die speziellen Harmonieregeln und der enge Satz bewirken ein besonderes Klangreichtum. Die „Lead“-Stimme trägt das Hauptthema, während Tenor, Bariton und Bass harmonische Linien um diese Melodie herumführen und so den typischen vierstimmigen, „ringenden“ Barbershop-Klang erzeugen.
Ganzer körperlicher Ausdruck
Neben der gesanglichen Qualität wird beim Barbershop auch die Präsentation großgeschrieben – Bewegung, Mimik, der ganze körperliche Ausdruck. Und ganz wichtig sind die berühmten „tags“, die Schlussteile eines Liedes. Sie werden mit oft überragender Virtuosität in die Länge gezogen.
Neues „Good Vibrations“-Programm
Mit hörbarer Freude stürzten sich die Vier in ihr neues „Good Vibration“-Programm, das nebst amerikanischen Klassikern, Musical, Jazz und auch Pop und Folk beinhaltet. International beliebte Songs erklangen frisch und schwungvoll: von „Tonight“, „Feeling Good“ über „Dream River“, „What a Wonderful World“ bis zu „I Got Life“ oder „You’ll Never Walk Alone/Climb Every Mountain Medley“.

Das Barbershop-Quartett Ringmasters. Foto: Simona Ciubotaru
Zahlreiche Glanzpunkte
Das Repertoire wurde außerdem „gut gewürzt“ mit Melodien aus Schweden und deutschen Liedern – wie „In einem kühlen Grunde“ und einem aberwitzig inszenierten „Mein kleiner grüner Kaktus“. Der Abend bot zahlreiche Glanzpunkte – durch Barbershop-Harmonien veredelt, wurden sogar schlichte Melodien zu kleinen Kunstwerken. Und immer wieder bebte der Saal vor Applaus. Der Humor war ebenfalls köstlich. Situationskomik, gespielt mit Lausbuben-Charme, mitunter eine „Ohrfeige“ für Bariton Emanuel Roll – weil er wiederholt Didier Linders Bass-Solo „stören wollte“ – sorgte für herzhaftes Lachen im Publikum.
Zum Mitsingen eingeladen
Nach rund anderthalb Stunden verwandelte sich der Konzertsaal schließlich in einen einzigen großen Chor, als die Ringmasters das Publikum zum Mitsingen einluden. Für die vier Schweden war es das erste Konzert in Kehl – für Kehl hingegen ein Abend, der als ein musikalisches Highlight des kulturell sehr reichen Jahres 2025 gelten darf. Einmalig war auch die Tatsache, dass das ganze Konzert ohne jegliche E-Verstärkung, ohne Mikrofone stattfand.
Über Barbershop
Barbershop ist ein ursprünglich nordamerikanischer A-cappella-Stil. Seine Entstehung gilt ist bis heute als umstritten. Sicher sei jedoch, dass er sich um 1900 aus populären Gesangspraktiken im Süden der USA entwickelte, beeinflusst von Vaudeville-, Kirchen- und Minstrel-Traditionen. Manche Forscher betonen den prägenden Beitrag afroamerikanischer Sänger, andere sehen Barbershop eher als in den 1940er Jahren bewusst formierte Tradition, gefestigt durch die Barbershop Harmony Society. Musiker wie Scott Joplin oder Louis Armstrong waren frühe Vertreter dieser Vokalquartettkultur, die stets auch von Frauen und Einwanderern mitgestaltet wurde.
Das könnte dich auch interessieren:
Wie „Luminiscence“ das Straßburger Münster zu einem magischen Raum aus Licht und Musik macht