Kunst & Kultur

Kulturkolumne #12: Jimmy Cliff ist tot: Ortenauer Reggae-Experten erinnern an das Vermächtnis einer Legende

© FLM design + creative/Ortenau Journal – Jürgen Stark verliebte sich im Hamburger „Abaton“ in die Welt des frühen Reggae.
Die Reggae-Welt trauert um Jimmy Cliff – und auch in der Ortenau hat sein Tod bewegende Erinnerungen ausgelöst. Musikjournalist Jürgen Stark und Michael Huber-Reck, Vorsitzender des Vereins Black Forest On Fire e.V., blicken auf das Werk des international gefeierten Künstlers zurück. Sie würdigen einen Musiker, der mit Songs wie „The Harder They Come“ und „You Can Get It If You Really Want“ Generationen geprägt hat. Lest dazu Jürgen Starks Kulturkolumne #12 im Ortenau Journal.
Die Bedeutung von Jimmy Cliff

Zum Tod des internationalen Reggaestars Jimmy Cliff würdigen und erinnern zwei ausgewiesene Experten und Aktivisten des musikalischen Genres aus der Ortenau an die Bedeutung des am 23. November verstorbenen. Der eine, Michael Huber-Reck, ist Erster Vorsitzender des gemeinnützigen Trägervereins Black Forest On Fire e.V, der alljährlich das überaus beliebte Reggae-Festival „Black Forest on FIre“mit internationalen Größen in Berghaupten veranstaltet.

Renommierter Musikjournalist und Kolumnist

Der andere, Jürgen Stark, ist als renommierter Musikjournalist nicht nur Kolumnist für das Ortenau Journal, sondern hat als Musiker bzw. Erfinder und Komponist des „Reggae in den Reben“ mit seinem „Ortenberg-Lied“ die wohl mindestens landesweit einzige Pop-Hymne für ein Dorf geschaffen. Also, Bühne frei, erinnern wir uns! „The harder they come – The harder they fall, one and all“

Von Jürgen Stark

Schon in meiner gewählten Überschrift beginnt die Erinnerung, denn es war der Soundtrack zu „The Harder They Come“, einem sehr authentischen Reggae-Film, in dem Cliff die Hauptrolle spielte, der sich im Gehör mitsamt diesem fein perlenden Off-Beat-Rhythmus festsetzte. Damals war noch die Blütezeit kleiner Programmkinos, welche Filme mit einem subversiven Touch zeigten, wo ich also damals im legendären „Abaton“ in Hamburg diesen Jamaica-Streifen sah und mich in die Welt des Reggae der frühen Jahre verliebte.

Jürgen Stark   Jürgen Stark

Szene aus „Reggae in den Reben“ in Ortenberg mit Jürgen Stark. Foto: Stefan Herp (Foto-Ortenau)

Den Weg freigerüpelt

Der stilistische Vorläufer „Ska“ – oder auch „Blue Beat“ hatte eckig und kantig den Weg freigerüpelt, die Superhelden des Reggae sollten das Ding übernehmen und es richtig riesig werden lassen: Bob Marley und seine Wailers, Peter Tosh – und eben auch Jimmy Cliff, der 1944 auf dem Karibikinselstaat Jamaika geboren wurde, wo er am 24. November 2025 in Kingston, nach seinen Stationen in Afrika und Großbritannien nun verstarb.

Der weltweite Durchbruch der Reggae-Musik

Sein Erbe ist rein musikalisch betrachtet großartig und voller wundervoller Kompositionen, Songs wie „I can See clearly Now“ sowie „You Can Get It If You Really Want“ und eben das berühmte „The Harder They Com“, dem weltweiten Durchbruch der Reggae-Musik, waren Cliff, der stets bescheiden und eher ruhend sensibel wirkte, gut zu Diensten. Cliffs Karriere hatte noch in der Ska-Ära mit dem Lied „Hurricane Hattie“ begonnen, dieser Hit machte ihn zum echten Pionier, produziert von Leslie Kong, mit dem Cliff bis zu dessen Tod 1971 zusammenarbeitete.

Bob Dylan: „Bestes Protestlied“

1964 wurde Cliff zum jamaikanischen Vertreter bei der New Yorker Weltaustellung. Bei Island Records hatte es Cliffs internationales Debüt gegeben. Das Album “Hard Road to Trave“, beinhaltete „Waterfall“, einen brasilianischen Hit, es folgten „Wonderful World“, „Beautiful People“ und das bekannte „Vietnam“. Bob Dylan meinte, „Vietnam“ sei das beste Protestlied, das er jemals gehört habe.

Grammy-Award 2013

Mit dem Album „Cliff Hanger“ gewann er 1986 den Grammy Award. 1993 zog er mit „I Can See Clearly Now“ in die US-Charts ein. Bei den 55. Grammy-Verleihungen (2013) gewann sein Album „Rebirth“ den Grammy Award für das beste Reggae-Album, Cliff hatte es also noch zu Lebzeiten auf den Pop-Olymp geschafft. Jimmy Cliff wurde von vielen Künstlern gecovert, so spielt etwa Bruce Springsteen eine Version von Cliffs „Trapped“ seit 1981 auf vielen Konzerten.

Leichtigkeit des Seins

Cliffs „You Can Get It If You Really Want“ aus der Filmmusik zu „The Harder They Come“ wurde bei Desmond Dekker ein Welthit. Die viel beschriebene Leichtigkeit des Seins, die uns in diesen grauen Tagen so oft fehlt, sie finden wir in der Musik von Jimmy Cliff – und die ist nun mal unsterblich. Bye bye, good boy, thank you for the music!

Michael Huber-Ruck BFOF

Reggae-Experte Michael Huber-Ruck von Black Forest On Fire e.V. Foto: BFOF

Jamaikas musikalische Kultur der Hoffnung lebt auch in der Ortenau!

Von Michael Huber-Ruck, 1. Vorsitzender Black Forest On Fire e.V.

„Jimmy Cliff war für mich eine Ikone des Reggae. Auch wenn er bei mir in den letzten Jahren nicht so oft den Weg auf den Plattenteller fand, verkörperte er ein Leitbild von Authentizität und Durchhaltevermögen, das zeigte, wie Musik als Stimme für soziale Gerechtigkeit wirken kann. Als eine prägende Figur der klassischen Roots-Reggae-Ära prägte er die Anfänge des Genres international und machte Jamaikas Kultur global bekannt. Neben Bob Marley stand er für den kulturellen Aufbruch Jamaikas, der über Musik transportierte wurde. Für mich ist Jimmy Cliff ein Symbol dafür, wie Musik Generationen verbindet und zeitlose Werte wie Freiheit, Hoffnung und Menschlichkeit verkörpert.“

Das nächste Festival steigt von 1. bis 2. August 2026, BFOF, Bergwerkstraße 6, 77791 Berghaupten. Freitag Eröffnung Soundsystemshows 31. Juli 2026. Black Forest on Fire e.V.: gemeinnützig, 600 freiwillige Helfer, spenden jedes Jahr den Überschuss an 5 verschiedene soziale und kulturelle Einrichtungen , nächstes Jahr 10. Konzert Best of Top Lineup.

Siehe auch hier:

Kulturkolumne #11: „Deutschlands wohl frühester Popstar Marlene Dietrich kam eben auch – auf den Wind“

Kulturkolumne #10: Die Suche nach der menschlichen Seele: „Die Seele stirbt nicht, sie geht zurück ins Universum!“

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