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Nachwuchs im Aufwind: 50 Jugendfeuerwehren feiern 50-Jähriges und Mitgliederboom in der Ortenau

Kreisjugendfeuerwehr
© Thorsten Zembruski – Die Kreisjugendfeuerwehr Ortenaukreis feierte ihr 50-jähriges Bestehen.
Ein halbes Jahrhundert Jugendfeuerwehr Ortenau – ein Grund zum Feiern und Staunen: Innerhalb nur eines Jahres ist die Zahl der Mitglieder um mehr als 50 Prozent gestiegen. Beim Jubiläumsfest in Wolfach blickten Feuerwehrleute auf bewegte Jahrzehnte mit legendären Zeltlagern, großem Gemeinschaftsgeist und wachsender Begeisterung für das Ehrenamt zurück. Besonders erfreulich: Immer mehr junge Menschen und Frauen engagieren sich mit Leidenschaft für die Sicherheit in ihrer Region.
Von Wolfgang Huber

Alles begann 1974, als der damalige Verbandsvorsitzende Rudolf Schirrich den Kommandanten Herold Borho aus Durbach beauftragte, die bestehenden Jugendfeuerwehren im Ortenaukreis „festzustellen und zu koordinieren“. Die Gründung der Jugendfeuerwehren im Ortenaukreis erfolgte im April 1975. Borho wurde ein Jahr später Kreisjungendfeuerwehrwart. Seither gab es zig Zeltlager, Wettbewerbe, Fortbildungen und Delegiertenversammlungen.

Mitgliederzahlen explodieren

Das waren die Anfänge vor 50 Jahren. Nun trafen sich die mittlerweile 50 Jugendfeuerwehren der Ortenau zu einem Festakt und Jubiläumsfest in der Schlosshalle in Wolfach. Bei seiner Rede wies Kreisjugendwart Raphael Jägle fast beiläufig eine Zahl, die aufhorchen lässt. So sei die Mitgliederzahl der Kreisjugendfeuerwehr Ortenaukreis innerhalb eines Jahres von 1.364 auf 2.094 förmlich explodiert. Es ist eine Steigerung um über 53 Prozent!

Immer mehr Ehrenamtliche

Doch was sind die Gründe für diese Explosion? Bereits im Oktober 2024 berichteten wir über den Boom an neue Freiwilligen in den Organisationen des Bevölkerungsschutzes wie THW, Feuerwehr oder Hilfsorganisationen in Deutschland. Laut einem Artikel in der „Wirtschaftswoche“ sind große Klimaakatastrophen und gezielte Öffentlichkeitsarbeit Gründe für das gestiegene Interesse. Der positive Trend erstrecke sich auch auf andere Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das 2023 rund 450.000 freiwillige Helfer zählt. Bemerkenswert daran ist der hohe Anteil der Ehrenamtlichen unter 30.

Historisches Feuerwehrauto Kreisjugendfeuerwehr Ortenau

Historisches Feuerwehrauto (o.), Festakt der Kreisjugendfeuerwehr Ortenau (u.). Fotos: Thorsten Zembruski

Bereit sein für den Ernstfall?

Auch das steigende Engagement von Frauen und Menschen mittleren Alters sei gestiegen. Nicht zuletzt könnten die im Kriegsfall zu erwartenden Schäden und humanitären Einschnitte eine Rolle spielen. Man will gewappnet sein für den Ernstfall. Insgesamt sei die Zahl ehrenamtlicher Kräfte seit 2019 um etwa 90.000 gewachsen, was einen Trendwandel darstelle, nachdem zuvor altersbedingte Abgänge überwogen hätten. Rosige Aussichten also für die Feuerwehren im Kreis, wenn sie sich keine Nachwuchssorgen machen muss. Besonders erfreulich ist dabei die gestiegene Zahl an Frauen und Mädchen, die sich engagieren.

Motto gesucht

Raphael Jägle richtete Grußworte an die Kommandanten, Jugendwarte und Jugendsprecher der anwesenden Feuerwehren. Lob gab es vom Bürgermeister Thomas Geppert für die Übernahme von Verantwortung durch die Jugendgruppenleiter und Jugendwarte und in einer Interviewrunde wurde nach einem passenden Motto für die Jugendfeuerwehren gesucht. Kreisbrandmeister Bernhard Frei beschrieb den Geist mit „Kameradschaft erleben – Freundschaften schließen“, Kommandant Nils Schulze sprach von „Spannung, Spiel + Spezi“ – „Interessantes zu lernen, Spaß zu haben und gemeinsame Gespräche bei einem Spezi zu führen“.

Respekt und Miteinander

Der Vorsitzende des Feuerwehrverbands, Michael Dietrich, brachte es schließlich auf den Punkt: „TEAM – Toll, Ein Anderer Machts´s“ gebe es bei der Feuerwehr nicht. Die Stärken seien die Gemeinschaft über Gemeindegrenzen hinaus, der Respekt und das Miteinander. In der Jugendfeuerwehr, Einsatzabteilung und bei den Alterskameraden.

Raphael Jägle und Tobias Schakowsky

Raphael Jägle (l.) verleiht Tobias Schakowsky die Ehrennadel in Gold. Foto: Thorsten Zembruski

Legendäre Zeltlager

Legendär in diesem Zusammenhang scheinen die alljährlichen Zeltlager zu sein. Die dortigen Ereignisse würden unvergessen bleiben. Das erster seiner Art ging 1981 in Rheinau-Freistett über die Bühne. Thema bei der Jubiläumsveranstaltung waren auch die gesellschaftlichen Veränderungen mit der Schnelllebigkeit im Social Media-Zeitalter, aufgrund derer sich auch die Arbeit der ehrenamtlichen Jugendwarte, Betreuer und Kommandanten in den Feuerwehren verändere.

Tobias Schakowsky erhält Ehrennadel in Gold

Neben den Dankesworten erinnerte Jägle an seine Vorgänger Georg Lechleiter, Ludwig Riedlinger und Christian Faißt, bevor eine Ehrung folgte: Ausbilder Tobias Schakowsky (FF Renchen) bilde seit 14 Jahren an jeweils vier Wochenenden fast 40 Jugendgruppenleiter aus. Dafür erhielt er die „Ehrennadel in Gold der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg“. Schließlich ging es ans Buffet. Die Anwesenden hatte allen Grund zu feiern.

Siehe auch hier:

Werkfeuerwehren – Wechsel an der Spitze: AGWF Ortenau wählt Florian Stockmann (Duravit) zum Vorsitzenden

Helferboom: Immer mehr Freiwillige bei THW und Feuerwehr

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