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Gemeinsam gegen Bodenspekulanten: Solawi Mahlberg und Kulturland wollen Bio-Äcker dauerhaft sichern

Solawi Mitglieder
© Solawi Mahlberg eG – Tanja Roß und Niels Horstrup von Solawi wollen Bio-Äcker vor Spekulation bewahren.
Während Ackerflächen in Deutschland zunehmend zu Spekulationsobjekten für Großinvestoren werden, kämpfen Bio-Bauern ums Überleben. Auch die Solawi Mahlberg eG steht vor dieser Herausforderung – und reagiert mit einem mutigen Schritt: Gemeinsam mit der Kulturland eG will sie landwirtschaftliche Flächen dauerhaft dem Markt entziehen und für den ökologischen Anbau sichern. Bürger:innen sind aufgerufen, durch gezeichnete Anteile den Flächenkauf zu ermöglichen – 46.500 Euro wurden bereits zugsagt.
Von Wolfgang Huber

In Deutschland tobt ein ungleicher Kampf zwischen Bio-Bauern und Bodenspekulanten. Denn Boden ist knapp und landwirtschaftliche Flächen sind begehrte Kaufobjekte für Großinvestoren. Seit 2013 stagniert der Anteil der Bio-Landwirtschaft bei 6,3 Prozent. Gleichzeitig sind die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen laut einem Bericht von Ann-Kathrin Marr vom Naturschutzbund stark gestiegen.

„Großinvestoren zahlen Höchstpreise“

Oft würden auslaufende Pachtverträge nicht verlängert und stattdessen meistbietend verkauft. Bio-Bauern würden dadurch ihre wirtschaftliche Grundlage verlieren. „Großinvestoren zahlen Höchstpreise, die weit über dem Verkaufswert liegen“, wird in dem Bericht ein Landwirt zitiert. Den Grund für die gestiegenen Preise macht Marr in spekulativen Bodengeschäften aus. Die Investoren würden dabei Geld von außerhalb der Landwirtschaft einsetzen, Flächen zu hohen Preisen kaufen und auf weitere Wertsteigerung hoffen – jenseits des Ertragswerts.

Schutz vor Bodenspekulationen

Um eine Fläche langfristig vor diesen Bodenspekulanten zu schützen, will die Solawi Mahlberg eG diese zusammen mit Kulturland eG erwerben und pachten. Wo heute junges Gemüse wächst, soll auch in Zukunft gesät und geerntet werden, jenseits von Spekulation und Flächenflucht, schreibt Solawi in einer Pressemitteilung. Seit 2024 bewirtschafte die Genossenschaft den Hof der ehemaligen Gärtnerei Zipf und versorge zahlreiche Haushalte in der Region mit frischem Bio-Gemüse.

Gewächshaus Solawi Gemüseanbau Solawi

Die Solawi Mahlberg eG versorgt die Bevölkerung mit Bio-Gemüse. Fotos: Solawi Mahlberg eG

Kampagne zum Erwerb von Land

Nun will die Genossenschaft den nächsten Schritt gehen: Mit einer gemeinsamen Kampagne mit der Kulturland eG will sie genutzte Fläche dauerhaft für den ökologischen Landbau sichern. „Unser Ziel ist, dass die Flächen, die wir derzeit pachten, gemeinsam mit der Kulturland eG erworben und anschließend langfristig an uns verpachtet werden“, wird Pia Löffler, Vorstand der Solawi Mahlberg, zitiert. „So stellen wir sicher, dass unser Anbaugebiet auch in Zukunft landwirtschaftlich genutzt wird, unabhängig von Eigentümerwechseln oder wirtschaftlichem Druck.“

„Gemeinwohl vor Gewinnmaximierung“

Die Kulturland eG ist eine deutschlandweit aktive Bürgergenossenschaft, die Hoffläche und Äcker erwirbt, um sie dauerhaft der Spekulation zu entziehen. Ihr Prinzip: Gemeinwohl vor Gewinnmaximierung. Durch die Verpachtung an Biobetriebe entstehen stabile Strukturen für eine Landwirtschaft, die auf Nachhaltigkeit, Vielfalt und regionale Versorgung setzt.

„Ein öffentliches Gut“ 

„Es ist ein beruhigender Gedanke, dass diese Flächen auch dann noch ökologisch bewirtschaftet würden, wenn es unsere Solawi eines Tages nicht mehr gäbe“, betont demnach Niels Horstrup, Vorstand und Mitgründer. „Wir sehen uns als Teil einer Bewegung, die Landwirtschaftlich genutzten Flächen wieder zu einem öffentlichen Gut machen will – und nicht zu einer Ware auf dem Markt.“

Anteile können gezeichnet werden

Um die Kaufsumme finanzieren zu können und den Flächenkauf zu ermöglichen, ruft die Solawi gemeinsam mit der Kulturland eG Bürger:innen, Unterstützer:innen und Genossenschaften auf, Anteile zu zeichnen. „Eine Solawi lebt von Solidarität und Gemeinschaft. Wenn viele mithelfen, schaffen wir, was allein kaum möglich wäre“, sagt Pia Löffler.

Hof Zipf Mahlberg Besucher bei Solawi

Solawi und Kulturland rufen auf zur Zeichnung von Anteilen zum Landkauf. Fotos: Solawi Mahlberg eG

46.500 bereits zugesagt

Laut der Solawi-Website haben bereits 26 Unterstützer:innen zugesagt, entsprechende Anteile an der Kulturland zu zeichnen. Die Gesamtsumme liegt bereits bei 46.500 Euro. Benötigt werden 335.000 Euro. Laut Solawi ist das ein Signal, dass regionale Landwirtschaft vielen Menschen am Herzen liegt.

Belebung des Hofs

Seit Frühjahr 2024 baut die Gemeinschaft Gemüse an und verteilt es an ihre Mitglieder. Parallel führe sie die von der Gärtnerei Zipf betriebenen Wochenmärkte in Lahr, Seelbach, Herbolzheim und den Hofmarkt weiter. Das Ziel ist, 350 Haushalte mit regionalem Obst und Gemüse zu versorgen und den Hof als Ort der Gemeinschaft wieder zu beleben. Gemeinschaftlich und genossenschaftlich. Doch die Initiative braucht weitere Unterstützer.

Kooperationen mit Schulen und Uni Freiburg

„Der Hof soll wieder aufblühen!“ lautet das Motto der Kampagne. Mit über 50 verschiedenen Kulturen und angelegten Biotopen sorgt Solawi für Vielfalt auf den Äckern und dem Hof. Außerdem arbeiten die Genossenschaftler mit lokalen Schulen, Initiativen und der Universität Freiburg zusammen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Austausch und neue Perspektiven stünden im Mittelpunkt. Neben Hofführungen und Mitmachaktionen will Solawi Platz für Konzerte und Theater schaffen und so Kultur auf dem Hof Raum geben.

Info-Veranstaltung am Freitag

Wer mehr über das Projekt, Land in Gemeinschaftseigentum zu überführen, erfahren möchte, kann heute Abend zu der Infoveranstaltung gehen. Am 7. November 2025 um 19:00 Uhr in der Solawi Mahlberg eG, Eisenbahnstraße 39, Mahlberg.

Der Landkauf könne erst erfolgen, wenn Anteile im Wert von einem Drittel der Kaufsumme vorab zugesagt worden sind. Doch die Partner beginnen nicht bei Null. Denn angesichts des bereits zugesagten Anteils von 13,8 Prozent sind 1/3 durchaus realistisch. Dies und die Kampagne von Solawi und Kulturland ist für uns Grund genug, das Thema in den Good News zu verorten.

Weitere Informationen zur Kampagne:

www.kulturland.de/campaigns/solawi-mahlberg-139

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