Kunst & Kultur

Rainers Glosse #8: Am 7. November eröffnet die große Schau über Josef Beuys – „Bewohnte Mythen“

© Grafik: FLM design + creative/Ortenau Journal – Heute gibt Rainer Braxmaier Kunst-Tipps von Basel bis Stuttgart.
In der Überfülle der Angebote verlieren wir oft den Überblick: Was wollen wir sehen – was wäre uns wichtig? Eine kleine Orientierungshilfe soll die monatliche Glosse über sehenswerte Kunstereignisse geben, die manchmal in der Nähe, aber auch in erreichbarer Ferne liegen. Für den November hat sich der Künstler und Autor Rainer Braxmaier der Frage gewidmet, wo der Herbst mit schönen Events ausklingt und ein Entdeckung gemacht: Viele große Namen leuchten ganz in der Nähe.
Von Rainer Braxmaier

„Schöne Bescherung“ – das ist die Erkenntnis bei der Betrachtung der Ausstellungsprogramme, die für den Ortenauer Kunstfreund leicht erreichbar sind. Denn es gibt einige Events mit großen Namen, die zum Jahresende das Revier der Kunstreisenden streifen.

Grenzen der Malerei

Am Anfang soll eine Fahrt in die Landeshauptstadt Stuttgart stehen. Im Kunstgebäude am Schlossplatz ist schon seit April eine Präsentation zu sehen, die wahrhaft die Grenzen der Malerei sprengt. Die große Landesausstellung 2025 unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist dem dreidimensionalen Werk der Malerin Katharina Grosse gewidmet. Mit ihren riesigen, den zweidimensionalen Rahmen hinter sich lassenden Bildinstallationen hat die 1961 in Freiburg geborene Künstlerin, die als Professorin in Berlin und Düsseldorf lehrte, längst internationalen Ruhm erlangt.

„Pay what you want“

Die Ausstellung „The Sprayed Dear“ (bis 11. Januar 2026) zeigt frühe und aktuelle Werke und lockt in ihrer Schlussphase mit einem Sonderangebot: Vom 25. November bis zum 23. Dezember läuft die Advents-Aktion „Pay what you want“, bei der die Kunstfreunde nach dem Besuch der Ausstellung im Kunstgebäude am Schlossplatz selbst entscheiden dürfen, wie viel Eintritt sie dafür bezahlen wollen.

Schau über Josef Beuys

Die Kunsthalle in Tübingen hat seit vielen Jahren einen weit über ihr Budget reichenden Ruf und kehrt auch jetzt wieder in die Schlagzeilen zurück. Am 7. November eröffnet die große Schau über Josef Beuys, „Bewohnte Mythen“, die bis zum 8. März 2026 das vielseitig Schaffens dieses Magiers der Bildenden Kunst beleuchtet. Der Düsseldorfer Künstler (1920 -86) ist auch vierzig Jahre nach seinem Tod eine magische Gestalt, die für Widerspruch und Widerstand steht. Einerseits seine wunderschönen Zeichnungen und Objekte, andererseits seine politischen Aktionen (Pflanzung von 7000 Eichen) und Performances, die man nur verstehen kann, wenn man seine anthroposophische Grundhaltung akzeptiert.

Bild von Max Liebermann

Rainer Braxmaier betrachtet ein Gemälde von Max Liebermann. Foto: Nicole Braxmaier

Drei deutsche Impressionisten

Ein wahrer Augenschmaus ist die neue Präsentation im Museum Frieder Burda in Baden-Baden (wir berichteten): Die Ausstellung „Impressionismus in Deutschland – Max Liebermann und seine Zeit“ war schon in den Tagen nach ihrer Eröffnung ein Publikumsmagnet, der an die große Zeit der benachbarten Kunsthalle erinnert. Im Mittelpunkt stehen Werke der drei großen deutschen Impressionisten Max Liebermann (1847 – 1935), Max Slevogt (1868 – 1932) und Lovis Corinth (1858 – 1925) und weiterer Zeitgenossen, deren Wirken die Entwicklung der Moderne in Deutschland entscheidend beeinflusste. Die Schau, die in Zusammenarbeit mit dem Museum Barberini in Potsdam, entwickelt wurde, stellt mehr als hundert Werke aus sechzig Sammlungen vor, darunter ikonische Motive wie Liebermanns berühmte Gartenbilder oder Max Slevogts „Champagnerlied“. Dauer: bis zum 8. Februar 2026.

Spektakuläre Themen

Immer wieder meldet sich auch die Kunsthalle Messmer in Riegel am Kaiserstuhl mit spektakulären Themen zu Wort. Die Winterausstellung auf dem ehemaligen Brauereigelände fügt sich nahtlos in diese Reihe, behandelt sie doch das Wirken des Architekten und Designers Le Corbusier (1887 – 1965).

Vielseitigkeit an Ideen

Die Ausstellung stellt nicht nur den Architekten und Städteplaner vor, der viele Eigenheiten des „Betonzeitalters“ vorformulierte, sondern belegt auch mit Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien und Architekturmodellen die Vielseitigkeit seines Ideenreservoires. Ein Schwerpunkt bildet auch die Präsentation der berühmten Wallfahrtskapelle von Ronchamp (bis 15. März 2026).

96 Jahre alte Künstlerin

Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel stellt schließlich das einmalige Werk der mittlerweile 96 Jahre alten japanischen Künstlerin Yayoi Kusama vor, die seit ihrem 10. Lebensjahr von Punkten (später „Polka Dots“ genannt) fasziniert war und daraus eine Welt spann, die die Grenzen aller Gemälde sprengte und sie in der ganzen Welt berühmt machte.

Werke aus 7 Jahrzehnten

Die sorgfältig kuratierte Ausstellung umfasst Werke aus sieben Jahrzehnten, inklusive eines Beispiels ihrer „Infinity Mirror Rooms“ (Unendlichkeitsspiegelräume). Die Ausstellung ist in Riehen bis zum 15. Januar 2026 zu sehen und wandert danach nach Köln und Amsterdam weiter. Im wahrsten Sinne des Wortes: die Kunst auf den Punkt gebracht.

Siehe auch hier:

Rainers Glosse #7: Was ist eigentlich abstrakt?: „Die fremde Welt, deren Gesetzmäßigkeiten man nicht begreift“

Rainers Glosse #6: Start in den Ortenauer Kunstherbst – Braxmaier über Ausstellungen und kulturelle Impulse

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