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Olympia 2024 als Weckruf? Hochschule Offenburg und Partner bündeln Kräfte für deutschen Spitzensport

Kooperationsvereinbarung Unterzeichnung
© Hochschule Offenburg – Die HSO und ihre Partner wollen beim Spitzensport kooperieren.
Deutschland galt als Olympianation – doch die Glanzzeiten sind vorbei: Während 1992 die deutschen Athlet:innen noch 82 Medaillen holten, sank die Zahl in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich auf nur noch 33 in Paris 2024. Meilenweit überholt sind wir heute von Großbritannien, Australien und Frankreich. Ursachen? Mangelhafte Infrastruktur, geringe Prämien, Bürokratie und fehlende Karriereaussichten. Die Hochschule Offenburg will mit neuem Netzwerk aus Forschung, Studium und Sport diese Lücke schließen.
Von Wolfgang Huber

Mit dem Spitzensport in Deutschland ist es fast wie mit der Wirtschaft. Man schwelgt in vergangenen Glanzzeiten, wo sich Erfolg an Erfolg reihte. Doch die Realität zeigt: Deutschland hinkt hinterher. Konnte das DOSB-Team 1992, bei den ersten Olympischen Sommerspielen nach der Wiedervereinigung, noch 82 Medaillen erringen, was für einen hervorragenden dritten Platz im Medaillenspiegel reichte, waren es bereits 2012 nur noch 44, 2016 nur 42 und 2021 lediglich noch 37. Der vorläufige Tiefpunkt wurde 2024 in Paris erreicht, als es lediglich noch 33 mal Edelmetall gab.

Australien zieht vorbei

Die Briten, die die deutschen Sportler jahrzehntelang weit hinter sich ließen, haben Deutschland längst überholt. Und selbst Australien, das 1992 nur auf 27 Medaillen kam, zog 2021 endgültig an Deutschland vorbei. Mit großem Vorsprung – und Großbritanniens Athleten landen inzwischen rund doppelt so häufig auf dem Siegertreppchen als unsere Mannschaft. Das selbe gilt für Frankreich, das Deutschland lange Zeit beherrschte. Doch was sind die Gründe?

Vielfältige Gründe

Angefangen bei im internationalen Vergleich geringen Siegprämien, maroden Sportanlagen, Bürokratie und weniger Talenten aufgrund rückläufigen Interesses bis hin zu schlechten Bedingungen für Trainer:innen und nicht zuletzt unsicherer Perspektiven für Spitzensportler. Andere Länder würden mehr in Wissenschaft, Training, Talenteförderung und Infrastruktur früher und gezielter investieren, wie die Deutsche Welle online berichtet. Doch genau da setzt jetzt die Hochschule Offenburg (HSO) an, die damit einmal mehr beweist, dass sie die Themen der Zeit im Blick hat.

Leichtathletin Jamaika

Auch Sportler aus Jamaika landen häufig vor den Kollegen aus Deutschland. Foto: SnapStock/pixabay

Verbindung von Studium und Spitzensport

In einer Vereinbarung mit dem Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald (OSP) und dem Studierendenwerk Freiburg (SWFR) hat sich die Hochschule Offenburg das Ziel gesetzt, an der HSO Rahmenbedingungen zu schaffen, die Spitzensportlern eine optimale Verbindung von Studium und Spitzensport ermöglichen, wie die HSO in einer Pressemitteilung schreibt. Zum anderen soll demnach die Zusammenarbeit von HSO und OSP bei wissenschaftlichen Projekten weiter ausgebaut werden. Nicht zuletzt sollen Studierende durch die Kooperation mit dem SWFR leichter dort Wohnraum erhalten, wo sich ihr Trainings- und Lebensmittelpunkt befindet.

Duale Karriere als Kernstück

Auf der Agenda stehen die Verbesserung der Karrierechancen, Vereinbarkeit von Sport und beruflicher Laufbahn und die wissenschaftliche Verbesserung der Trainingsmethoden. So hat Gundolf Fleischer, Vorsitzender des Olympiastützpunkts, die sehr guten Rahmenbedingungen für Spitzensportler an der Hochschule Offenburg gelobt. Für ihn sei die Sicherstellung einer erfolgreichen dualen Karriere ein Kernstück im Spitzensport in Deutschland.

Austausch mit Partnern

Fördermodellen, wonach lediglich die Medaillengewinner am Ende der sportlichen Laufbahn abgesichert sind, wie sie vor allem in totalitären Staaten vorkommen würden, erteilt er hingegen eine Absage. Die Unterstützung des Olympiastützpunkts in der Trainingswissenschaft bewertet Fleischer als sehr positiv. Der Rektor der Hochschule Offenburg, Prof. Dr. Stephan Trahasch, legt dagegen Wert auf die anwendungsorientierte Forschung und Lehre an der HSO sowie den engen Austausch mit Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft. Dies würde die Zukunftsperspektiven der gesamten Region stärken.

Olympische Ringe

Kann Deutschland im internationalen Spitzensport aufholen? Foto: michaelwedermann/pixabay

Moderne Trainingsmethoden

„Praxisnahes Studieren bietet unseren Absolventinnen und Absolventen beste Aussichten, in ihrem Traumjob Fuß zu fassen – und parallel ihrer sportlichen Leidenschaft nachzugehen“, wird Trahasch in der Mitteilung zitiert. Davon und etwa durch die Forschung am Institute for Advanced Biomechanics and Motion Studies (IBMS) der Hochschule würden auch die Spitzensportler profitieren. Die IBMS würde mit modernsten Bewegungsanalysen und Trainingsmethoden zur Leistungssteigerung und Verletzungsprävention dazu beitragen.

Wichtiger Partner

Jürgen Willrett, Leiter des Olympiastützpunkts Freiburg-Schwarzwald, verwies auf mehrere Projekte, die die HSO bereits jetzt zu einem sehr wichtigen Partner machen würden, wie es weiter heißt. Als Beispiel nannte er die Zusammenarbeit bei der Entwicklung einer Flugsimulationsanlage in Hinterzarten durch Dr. Walter Rapp, Trainingswissenschaftler des OSP. Dieser würde sich nicht nur über die Unterstützung der Hochschule bei Projekten freuen, sondern auch über Studierende der HSO, die ihr Praktikum bei ihm absolvieren.

Silberstreif am Horizont?

Sollte die Kooperation der Hochschule einen auch nur ansatzweise vergleichbaren Erfolg erzielen, wie deren Roboterfußballer kürzlich bei den World Humanoid Robot Games in Peking, als sie eine beachtliche Silbermedaille unter 280 Startern gewannen, könnte die DOSB-Truppe künftig im Medaillenspiegel bei Olympischen Spielen vielleicht mal wieder Frankreich und Australien überrunden.

Foto: Freuen sich auf den Ausbau der Zusammenarbeit (von links): Prof. Dr. Stephan Trahasch (Rektor der Hochschule Offenburg), Gundolf Fleischer (Vorsitzender des Olympiastützpunkts Freiburg-Schwarzwald) und Clemens Metz (Geschäftsführer des Studierendenwerks Freiburg). 

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