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Interview: Von der Wette zum Ironman – Frederic Wolf startet späte Triathlon-Karriere erfolgreich in Duisburg

Zieleinlauf Duisburg Frederic Wolf
© Frederic Wolf – Der Triathlet im Ziel bei seinem ersten Ironman im Duisburger Hafen.
Von einer harmlosen Wette unter Freunden zum ambitionierten Iron-Man-Triathleten: Der Immobilienberater Frederic Wolf hat erst im Oktober 2024 mit dem Triathlontraining begonnen – und beeindruckt seitdem mit Disziplin, Ehrgeiz und Talent. Mit Unterstützung seiner Trainer wie Franz Rehm im Schwimmen, Erfahrung im Rennradfahren und einer sportlichen Familie im Rücken arbeitet er auf sein großes Ziel hin: die Mitteldistanz beim Iron Man unter vier Stunden zu meistern.
Von Wolfgang Huber

Frederic Wolf steht mitten im Leben: Tagsüber arbeitet er als Immobilienberater bei Deutsche Bank Immobilien, doch der Tag fängt am Feierabend erst richtig an. Dann geht es zum Training, um für seine Triathlon-Wettbewerbe fit zu werden. Zum Auftakt erreichte der sympathische 29-Jährige einen hervorragenden 11. Platz beim Triathlon auf Mitteldistanz im Duisburger Binnenhafen. Das Ortenau Journal hat ihn zu seinem sportlichen Werdegang und seinen Zielen in der Mutter aller Sportarten – abgesehen vom Zehnkampf – befragt:

Ortenau Journal: Du hast erst im Oktober 2024 mit dem Triathlon angefangen. Wie ist die Idee entstanden, diese Sportart zu trainieren?

Frederic Wolf: Witzigerweise war es eine Wette unter Freunden. Ich fahre ja schon seit 2019 ambitioniert Rennrad. Abends hat mit dann einer von den Jungs die Wette angeboten: „Du wirst niemals einen Iron Man schaffen.“ Das hab ich mir nicht zwei mal sagen lassen. Seit diesem Abend im Oktober 2024 trainiere ich.

Ortenau Journal: Welche Sportarten hast du bisher betrieben?

Frederic Wolf: Eigentlich nur Leichtathletik und Fußball.

Ortenau Journal: In welchen Vereinen?

Frederic Wolf: Ich war Verteidiger beim FV Rammersweier. Leichtathletik habe ich beim ESV Offenburg trainiert.

Ortenau Journal: Du kommst aus einer sportlichen Familie. Dein Opa Dieter Roth ist in der Leichtathletikszene seit Jahrzehnten bekannt. Was hast du von ihm mitgenommen?

Frederic Wolf: Wenn man was macht, dann richtig. Dementsprechend trainiert man auf ein Ziel hin. Und das war, so gut wie möglich den ersten Ironman Mitteldistanz 70/3er zu absolvieren. Ich habe einfach gemerkt, dass mir der Wechsel zwischen Schwimmen, Radfahren und Laufen sehr viel Spaß macht.

Dieter Roth Leichtathletik

Opa Dieter Roth: „Wenn man was macht, dann richtig.“ Foto: Badischer Leichtathletik Verband

Ortenau Journal: Kanntest du deinen Opa persönlich?

Frederic Wolf: Ja, selbstverständlich. Wir updaten uns auch regelmäßig gegenseitig. Er hat einen ziemlich guten Kontakt zu meinem Schwimmtrainer Franz Rehm beim SSV Offenburg. Die kennen sich schon seit Jahrzehnten.

Ortenau Journal: War der Ironman in Duisburg von Anfang an dein Ziel als Einstieg, um in den Wettkampfmodus zu kommen?

Frederic Wolf: Es war klar, dass wenn ich einen Ironman absolviere, der in Deutschland stattfinden muss. Zum einen wegen der Logistik und zum anderen ist es auch immer eine Budgetfrage. Wenn man ins Ausland fliegt mit einem Fahrradkoffer im Gepäck, ist das immer mit erheblichen Kosten verbunden. Die Anmeldegebühr beträgt auch nicht nur fünf Euro, sag ich mal. Dementsprechend habe ich am Anfang erst mal versucht, die Fixkosten niedrig zu halten. Ich wollte einen Iron Man im deutschsprachigen Raum machen, aber mit internationaler Konkurrenz.

Ortenau Journal: Du hast dich sehr zufrieden gezeigt mit dem 11. Platz in der Altersklasse der 25- bis 29-Jährigen. Das Starterfeld war international besetzt. Wie stark war die Konkurrenz bzw. wie ordnest du dieses Ergebnis ein?

Frederic Wolf: Das Feld war tatsächlich sehr stark. Es gab die letzten Slots-Vergaben für die Weltmeisterschaft in Marbella und die nächste WM im kommenden Jahr über die Mitteldistanz. Da waren natürlich ein paar Athleten dabei, die schon in der Weltspitze angekommen sind. Dementsprechend bin ich sehr stolz auf mein Ergebnis. Man muss dazu sagen, dass die Altersklasse 25 bis 29 mit die stärkste ist. Ich war selbst etwas erstaunt, wie gut es gelaufen ist.

 Ortenau Journal:  Du hast da etwas aufhorchen lassen. Gibt es jetzt eine Chance, einen Sponsor zu gewinnen?

Frederic Wolf: Im Moment finanziere ich mich selbst. Natürlich freue ich mich über Sponsoren, das ist klar. Aber jetzt schaue ich erst mal, wo die Reise hingeht.

Ortenau Journal: Lass uns über die Intensität der Vorbereitung sprechen. Musstest du erst mal deinen Rhythmus finden, um dich langsam an dein Leistungsniveau anzunähern?

Frederic Wolf Schwimmtraining

Im Schwimmen hatte Frederic Wolf den größten Nachhofbedarf. Foto: Frederic Wolf

Frederic Wolf: Es ist sehr zeitintensiv neben dem Job. Da hat man zusammengenommen schnell mal eine 70 bis 80 Stundenwoche mit Trainingsintensität. Dafür muss man schon 20 Stunden opfern, um auf das Niveau zu kommen. Der Körper braucht Zeit, um diese Trainingsumfänge überhaupt verkraften zu können. Da muss man sich langsam ran tasten. Ich musste im privaten Bereich Opfer erbringen und habe Familie und Freunde etwas vernachlässigt. Aber ich hatte ein Ziel vor Augen, das haben alle verstanden und mich super unterstützt.

Ortenau Journal: Du sagtest, du hattest vorher schon Erfahrung mit Radfahren. In welcher Teildisziplin musstest du am meisten aufholen, um auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu kommen? War es Schwimmen oder Laufen?

Frederic Wolf: Definitiv Schwimmen. Da hatte ich noch überhaupt keine Wettkampferfahrung und kannte auch noch nicht die richtige Technik im Kraulen. An der Stelle auch mal ein riesen Kompliment an meinen Schwimmtrainer Franz Rehm, der mir seit Oktober so gut wie möglich zur Seite steht. Er versucht jede Woche, meine Technik zu verbessern.

Ortenau Journal: Franz Rehm wäre jetzt auch die nächste Frage gewesen. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm zustande gekommen?

Frederic Wolf: Mein Vater hat damals zu mir gesagt: „Frederic, du musst auch schwimmen und kannst eigentlich gar nicht schwimmen.“ Er hat mir dann geraten, mich beim SSV anzumelden und Kontakt mit einem Schwimmtrainer aufzunehmen. Ich hatte auf der SSV-Website gesehen, dass die sogar eine Triathlon-Mannschaft haben, bin dann ganz normal zum Training gegangen und hab mich vorgestellt. So kam dann der Kontakt zustande. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass mein Opa mit Franz Rehm befreundet ist. Da hat sich dann der Kreis geschlossen.

Ortenau Journal: War das Einzeltraining oder hast du mit den anderen mittrainiert?

Frederic Wolf: Ich gehe Montags und Freitags ganz normal ins Schwimmtraining und Dienstags und Donnerstags ins Frühschwimmen im Stegermattbad. Im Sommer gehen wir natürlich auch ins Freiwasser in einem Baggersee.

Ortenau Journal: Wie war die Wasserqualität im Duisburger Hafen, dem größten Binnenhafen Europas? Man kennt das ja noch von Olympia in Paris oder Rio de Janeiro. Da war das Wasser am Wettkampfort sehr verschmutzt.

Frederic Wolf: Es war schon sehr trüb, das kann man nicht mit klarem Wasser vergleichen. Man muss sich etwas auf seine Sinne verlassen. Das ist was ganz anderes, als im Becken.

Ortenau Journal: Also du hast keine Hautausschläge bekommen?

Frederic Wolf: Nein (lacht). So schlecht war das Wasser nicht.

Ortenau Journal: Timon Loderer fährt mit dem Myvelo Pro Cycling Team eine beachtliche Saison. Das Ortenau Journal berichtet regelmäßig darüber. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit ihm als dein Radtrainer?

Frederic Wolf: Auch über einen Freund, ein Verwandter des Besitzers von Myvelo, Vincent Augustin. Ab 2020 war ich immer mal wieder dabei, hab denen geholfen. Ich wollte in der Radszene etwas Fuß fassen und wissen, worauf es in einem Profi-Radsportteam ankommt. Ich hab den Jungs als Betreuer im Rennen Wasserflaschen gegeben. So kam dann die Connection zum Team und zu Timon Loderer zustande. Ich habe zu ihm gesagt: „Timon, das würde ich gerne professionell machen, würdest du mich trainieren?“ Da Myvelo seit längerem mit Björn Kafka zusammenarbeitet, der eine Koryphäe im Radsport ist was Trainingspläne angeht und der auch andere Radsport-Teams unterstützt, waren dass Eins zu Eins die Pläne von Kafka. Denn Timon wird auch schon seit Jahren von ihm trainiert. Da dachte ich, das ist der richtige Mann für mich.

Frederic Wolf Radtraining  Frederic Wolf Radtraining

Frederic Wolfs Paradedisziplin, wie hier im Training in den Vogesen (oben) und am Grimselpass im Berner Oberland. Foto: Frederic Wolf

Ortenau Journal: Beim Halbmarathon musstest du ohne Uhr laufen. Auf den letzten vier Kilometern hast du dann das Tempo gesteigert. Die Taktik ist aufgegangen. Woher wusstest du, wann der Zeitpunkt gekommen war für diesen Endspurt?

Frederic Wolf: Ich hatte in der Wechselzone meine Uhr vergessen. Ich bin dann als erstes auf den belgischen Athleten aufgelaufen, der dort im Nationalteam dabei ist. Da man sich während des Wettkampfs schon mal unterhält, hab ich ihn gefragt, welche Geschwindigkeit er auf den Kilometer läuft. Er meinte, er laufe in etwa mein Tempo. Das hat perfekt gepasst. Es hat ihm nichts ausgemacht, dass ich mit ihm mitlaufe. Dann hat er einen Versorgungsfehler gemacht, und ist ab Kilometer 15 eingebrochen. Ich hatte noch gute Beine und habe das Tempo forciert auf den letzten sechs Kilometern.

Ortenau Journal: In welchen Bereichen siehst du dein größtes Verbesserungspotenzial?

Frederic Wolf: Definitiv im Schwimmen!

Ortenau Journal: Im Laufen kannst du ja auf deine Erfahrung vom Fußball zurückgreifen.

Frederic Wolf: Richtig. Aber da ich etwas vorbelastet bin mit den Knien durch den Fußball, trainiere ich fast ausschließlich Bergläufe. Man kann auch etwas assoziieren mit dem Rad und verschiedene Frequenzen fahren. Dadurch kann man beispielsweise auch Kniebeugen simulieren.

Ortenau Journal: Ist die Vorbelastung an den Knien ein Handicap?

Frederic Wolf: Nein, es wurde alles behoben und operiert. Ich kann schmerzfrei laufen.

Ortenau Journal: Wie geht es nun bis zum Jahresende weiter?

Frederic Wolf: Ich hatte gerade zwei Entlastungswochen, um dem Körper etwas Ruhe zu geben und dann wieder voll ins Training einzusteigen. Über die Wintermonate absolviere ich diverse Trainingslager. Dann gehen wir in die Planung, welche Veranstaltungen in der Iron Series in Frage kommen. Vielleicht mal Zell am See in Österreich und vielleicht einen auf Mallorca. Die sind beide im Frühjahr.

Ortenau Journal: Welche Ziele willst du langfristig in deiner noch jungen Triathlonkarriere erreichen?

Frederic Wolf: Grundsätzlich ist mein Ziel, das Maximum aus meinem Körper rauszuholen. Wenn sich dann Erfolge aus nationaler oder internationaler Ebene herauskristallisieren, ist es natürlich um so schöner. Ich habe jetzt etwas Blut geleckt durch den Erfolg in Duisburg. Das gilt es zu steigern. Wir haben uns ein ambitioniertes Ziel bis Mitte nächsten Jahres gesetzt: Den Iron Man unter vier Stunden zu absolvieren. Das wäre dann schon Weltniveau. So ca. Top-50 oder Top-60. Dafür muss ich mich um ca. 25 Minuten verbessern.

Ortenau Journal: Ist der Ironman auf Hawaii – die Mutter aller Triathlons – vielleicht mal eine Option für dich? (Fand 2025 in Nizza statt, Anm. d. Red.)

Frederic Wolf: Hawaii ist natürlich die Volldistanz. Da ist die Belastung wiederum eine andere. Das kann man meiner Meinung nach nur machen, wenn man sich zu Hundert Prozent auf den Sport fokussiert.

Ortenau Journal: Dann könntest du wahrscheinlich den Job hier bei der Deutschen Bank gar nicht mehr machen.

Frederic Wolf: Ja, wahrscheinlich nicht.

Ortenau Journal: Wäre Hawaii körperlich für dich zu bewältigen – wie ist deine Einschätzung?

Frederic Wolf: Ich bin ein relativ schwerer Athlet mit 83 Kilo. In der Weltspitze gibt es selten einen über 80 Kilo. Außer er hat 1,95 Meter Größe und heißt Magnus Ditlev, ein Däne. Ansonsten sind die sehr abgezehrt und haben den perfekten BMI für diese Sportart. Da geht es dann sehr ins Detail. Man schaut, wo man noch ein paar Gramm beim Fahrrad sparen oder es optimieren kann. Es werden gewisse Diäten gefahren. Erst neulich kam wieder eine Studie von unserem letztjährigen Weltmeister, Kristian Blumenfeldt, über die Trainingsumfänge raus.

Ortenau Journal: Du hast sicher ein Fahrrad von Myvelo. Was kostet so ein Triathlon-taugliches Gerät?

Frederic Wolf: Ja tatsächlich. Es ist von Myvelo. Auf der Website steht es mit rund 8.000 €. Dann hat man noch verschiedene Laufräder. Die werden dann noch ergonomisch abgestimmt auf den jeweiligen Athleten.

Siehe auch hier:

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