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Azcaï: Die Geschichte eines kleinen Mädchens mit einem Pony und einem großen Traum – Eigene Marke kreiert

Laura Cassagne mit Pferd
© Martin Ullrich – Laura Cassagne arbeitet täglich in Shows im Europa-Park mit Pferden.
Von Kindheitsträumen zu greifbarer Kreativität: Laura Cassagne, Stunt-Frau im Europa-Park, ließ sich von den über 2.200 Jahre alten Nazca-Linien in Peru inspirieren. Schon als Kind wollte sie ein Pferd in die Bodenzeichnungen einfügen. Sie hielt es für ein Versehen, dass es fehlte. Aus dieser Idee entstand Azcaï – ein kleines Lederpferd, das heute Emblem ihrer eigenen Marke ist. Es symbolisiert Ausdauer, Mut und Lebensfreude und begleitet Cassagne auf ihrem abenteuerlichen Lebensweg.
Von Martin Ullrich

Laura Cassagne, die als Stunt-Frau derzeit in der Zorro-Show des Europa-Parks begeistert (wir berichteten), entdeckte die Nazca-Linien als Kind in einem Fernsehbericht. Es sind riesige Zeichnungen, die direkt in den Boden einer peruanischen Wüste gezeichnet sind. Diese Linien sind nur vom Himmel aus sichtbar, nur wer über diese Region fliegt, kann sie bewundern. Ihre Fantasie war beflügelt. Wem könnten diese Erd- oder Bodenzeichnungen dienen? Den Vögeln, Flugzeugen, Sternen, Himmelskörpern?

Das fehlende Pferd

Da gab es so viele Möglichkeiten. Niemand kennt den Grund für diese unzähligen Geoglyphen. Alle möglichen Tiere sind dargestellt, zum Beispiel ein Orca, eine Katze oder sogar ein Kondor. Aber eines ihrer Lieblingstiere fehlte: das Pferd. Wie konnten die Schöpfer dieser Zeichnungen es nur vergessen, dachte sich Laura?

Der weitreichende Beschluss

Die Nazca-Linien sind über 2.200 Jahre alt. Pferde wurden jedoch erst ab 1493 von den spanischen Konquistadoren auf den amerikanischen Kontinent eingeführt. Daher gab es zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Kunstwerke in Peru einfach keine Pferde. „Aber ich war klein und habe dieses Detail nicht erkannt. Das Pferd verdiente meiner Meinung nach seinen Platz in dieser Wüste. Ich beschloss, nach Peru zu fahren und es selbst zu zeichnen. Um das zu korrigieren, was ich für ein Versehen hielt.“

Laura Cassagne Europa-Park  Laura Cassagne Europa-Park

Laura Cassagne arbeitet als Stunt-Frau im Europa-Park. Fotos: Martin Ullrich

Ihre Pläne standen fest

Sie hatte das Pferd auf ein Blatt Papier gezeichnet. Aber Papier lässt sich nicht gut transportieren, also hat sie es nachgezeichnet und aus Leder ausgeschnitten – sie nannte es Azcaï. Denn jede Schöpfung verdient einen Namen. „Azcai ist Nazca ohne das N, und mit dem zusätzlichen Ï wird es zu einer Anspielung auf Altai, eine Bergregion zwischen der Mongolei, Russland, Kasachstan und China. Altai bedeutet Berg aus Gold. Es ist tatsächlich der Name, den sie ihrer Tochter mehr als 20 Jahre später gab.

Die Überquerung des Ozeans

Mit Azcai in der Tasche musste Cassagne ihre Anreise planen, denn Peru liegt nicht gerade um die Ecke. Vor allem musste sie einen Ozean überqueren. Also stellte sie sich vor, wie sie auf ihrem Pony Bambi reitet (der Weihnachtsmann hatte ihn zum dritten Geburtstag mitgebracht) und mit dem Zug fährt. „Da ich damals noch nie mit dem Zug gefahren war, stellte ich es mir wie in der Serie „Wilder Westen“ oder wie den berühmten Orient-Express vor, nur mit einem Wagen für die Pferde. Dieser Zug würde mich zum Hafen bringen, wo ich mit meinem Pony das Boot nehmen würde.“

Wie mit dem Traumschiff

„Was das Boot angeht, stellte ich es mir wie das Traumschiff vor. Ein großes Linienschiff mit einem freundlichen Kapitän, der mich gerne in den Hafen bringen würde, und der mich jeden Abend zum Essen an seinen Tisch einlud. Jahre später erfuhr ich, dass Christoph Kolumbus 1493 auf seiner Rückreise aus Amerika in Barcelona gelandet war. Ein wunderbarer Zufall.“

Azcaï auf dem Dachboden

Als ich aus Spanien zurückkam, war ich etwas verloren, wie viele junge Erwachsene, die nicht mehr wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Beim Aufräumen im Haus meiner Eltern fand ich Azcaï auf dem Dachboden, er erinnerte mich an meine Kindheitsträume und -Ideen. So wurde ich Cowgirl, Indianerin, Ritter, Musketier, Prinzessin, Zombie und so viele andere Rollen… In Shows, täglich mit meinen Pferden; ich bin auch Stunt-Frau für Filme. Ich habe meine Kindheitsträume wahr gemacht.

Laura Cassagne Pferd  Laura Cassagne Pferd

Die Arbeit mit den Pferden gehört zu den täglichen Routinen von Laura Cassagne. Fotos: Martin Ullrich

Viele Überraschungen

Azcaï ist immer bei mir. Er hilft mir, voranzukommen und erinnert mich an das Kind, das ich immer noch bin. Als Kinder wissen wir, wie man glücklich ist. Als Kinder haben wir immer viele Ideen. Als Kinder schreiben wir bereits unsere eigene Geschichte. Es liegt an uns, diese Kreativität und Lebensfreude nicht zu verlieren. Letztendlich ist Azcaï noch kein Pferd, das zu den Sternen berufen ist, aber wer weiß? Ihr Leben sollte noch viele Überraschungen bereit halten.

Ein Emblem als Beginn

Cassagne wollte schon immer eine eigene Marke kreieren, die sie widerspiegelt. Es lag nahe, sie Azcaï zu nennen. So nannte ich eines meiner Kindheitsprojekte: Ein riesiges Pferd in der peruanischen Wüste zu zeichnen, das nur vom Himmel aus zu sehen ist, wie die berühmten Nazca-Linien. „Ich möchte Dinge schaffen, die meine Werte verkörpern.“ Das erste Objekt ihrer Marke wird ihr Emblem sein. Das kleine Lederpferd ist das Muster des Pferdes, das sie in Peru zeichnen wollte. Es steht es für Ausdauer.

Einzigartiges Camargue-Pferd

Mittlerweile hat sich ihr Ziel weiter entwickelt: „Ich möchte dieses Pferd in Frankreich zeichnen. Frankreich ist mein Land. Das Pferd war ein wesentlicher Bestandteil seiner und meiner Geschichte.“ In Frankreich gibt es eine einzigartige Rasse – das Camargue-Pferd. Es wird schwarz geboren und wird mit zunehmendem Alter weiß. Cassagnes Eltern hatten immer Camargue-Pferde. „Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Sie sind robuste und mutige kleine Pferde, Azcaï ist ihm sehr ähnlich.“

Gürtel und Messer

Das zweite Objekt ihrer Marke wird ein Gürtel sein. Er ist ebenso stark wie schön. Ein Gürtel hält dich, er umgibt dich. Er ist elegant und zeitlos, du behältst ihn ein Leben lang. Das dritte und letzte Objekt wird ein Messer sein. „Es ist das Geschenk, dass ich mir zu meinem sechsten Geburtstag gewünscht habe. Ich fand ein Messer außergewöhnlich. Ich dachte, man könnte mit einem Messer alles machen. Ein Messer zu besitzen, war wie Superkräfte zu erlangen. Jeder Entdecker und Abenteurer hatte eins. Ich wollte immer mein eigenes erschaffen.

Lederpferd als Symbol

Gürtel und Messer sind uralte Objekte, sie haben einen echten Zweck, während das kleine Lederpferd vor allem ein Symbol ist. Meiner Meinung nach ist es das Wichtigste, weil es Träume und deren Verwirklichung repräsentiert. Mit AZCAÏ möchte ich die Werte von Ausdauer, Stärke und Mut vermitteln. Das Leben ist eine Reise, und ich lade alle ein, mit Azcaï zu galoppieren“, so Laura Cassagne abschließend.

Siehe auch:

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