Der Mann lebt für seine Mission. Es geht ihm um die Begrünung der Stadt und Maßnahmen zur Klimaanpassung. Der Baumretter Ralph Fröhlich stellt unablässig Anfragen an die Stadt, organisiert Veranstaltungen mit seiner Konferenz für Urban Transformation Design (KfUTD), versendet Presseinformationen und hin und wieder haut er ordentlich einen raus. War schon der Launch des KI-Projekts „Stadtstaub“ vor einigen Wochen ein gelungener Coup (wir berichteten), konnte er unlängst eine weitere öffentlichkeitswirksame Aktion für sich und sein Ansinnen verbuchen.
Aktion im Gemeinderat
So scheiterte er zwar zunächst mit dem Versuch, dem Vorsitzenden der CDU/FDP-Fraktion im Offenburger Gemeinderat eine Unterschriftenliste zu überreichen, doch die Aktion während der Bürgerfragestunde bei der Gemeinderatssitzung Ende Juli fand ein aus seiner Sicht gutes Ende. Gesammelt hätten er und seine Mitstreiter 1.675 Unterschriften für eine Baumpflanzoffensive in Offenburg. Die Forderung: Die Stadt solle 20.000 Bäume pflanzen. Jedes Jahr 1.000 Baumpflanzungen sollen es sein.
Dank für Fortschritte
Die Aktion „Pflanzt 20.000 Bäume gegen den Hitzetod der Stadt“ mahnt an, die Innenstadt klimaresilient zu gestalten. „Allein über 800 Baumquartiere sind laut öffentlicher Datenlage aktuell unbesetzt – also Standorte, die eigentlich schon für Bäume vorgesehen waren“, schreibt Fröhlich in einer Pressemitteilung.
Ralph Fröhlich habe sich in besagter Gemeinderatssitzung zunächst ausdrücklich für Fortschritte der Stadt Offenburg bedankt: Für die Nachpflanzungen am Ortseingang aus Richtung Ortenberg, für die Pläne im Vinzentiusgarten und für die jüngsten Ergänzungen des städtischen Baumkatasters. „Doch was ist mit den 800 leeren Baumstandorten?“, fragte er.
Übergabe im zweiten Anlauf
Zunächst wollte Fröhlich den gesammelten Unterschriftenordner demzufolge dem Fraktionsvorsitzenden der CDU/FDP, Herrn Meier, direkt überreichen. Dies sei als Zeichen gedacht gewesen, dass die Verantwortung beim Gemeinderat liege, und nicht alleine beim Rathaus. Doch OB Marco Steffens habe energisch eingegriffen und die Übergabe verboten.
Der Baumretter ist nach der Übergabe der Petition zufrieden. Foto: KfUTD
Bezeichnendes Bild
„Wenn er ihn unbedingt selbst haben will, soll er ihn auch annehmen – aber dann auch handeln“, kommentierte Fröhlich, bevor er dem OB schließlich persönlich den Ordner überreichte. Der Wortwechsel, wie er anschließend erfolgt sei, würde ein bezeichnendes Bild auf die Stadt im Hinblick auf die Klimaanpassungsdebatte. Steffens hätte behauptet, dass die Stadt doch jedes Jahr tausende Bäume pflanze. Alleine in 2025 seien es 19.000 Bäume gewesen.
Konter von Marco Steffens
Fröhlich musste ihn demnach darauf hinweisen, dass es sich dabei allerdings um Aufforstungen im Stadtwald außerhalb der bebauten Stadtfläche handele. Laut dem Baumretter verwechselte Steffens Straßenbäume mit Forstwirtschaft, oder setzte diese gleich. Als Fröhlich diese Verwechslung sachlich richtigstellen wollte, hätte ihm der OB „Respektlosigkeit“ vorgeworfen – weil er „nicht zuhöre“.
Alle Vorschläge verhallen
Der Vorgang, wie er von der KfUTD dargestellt wird, müsste jedem lösungsorientierten Offenburger als mittlere Katastrophe vorkommen: Da wird jahrelang, teils emotional, aber mit vielen Fakten unterfüttert, die Notwendigkeit der Begrünung des bebauten Stadtgebiets diskutiert, werden Argumente ausgetauscht und die Stadt pausenlos mit Vorschlägen und Initiativen versorgt, und dann kann oder will die Stadt mit dem OB an der Spitze die notwendigen Baumpflanzungen in der Innenstadt nicht als dringendes Handlungsfeld anerkennen.
Menschlich anständige Antwort gefordert
Ralph Fröhlich forderte eine Antwort der Stadt, die ja beispielsweise mit Alexandra Dreyer eine eigene Klimaanpassungsmanagerin beschäftigt und vor etwa einem Jahr in Person von Umweltbürgermeister Oliver Martini ein „Integriertes Klimaanpassungskonzept“ im Bau- und Umweltausschuss vorlegte, die nicht auf Rechthaberei und Zahlennebel endet. Vielmehr müsse sie politisch korrekt, ökologisch konsequent und menschlich anständig sein.
In Offenburg werden mehr Bäume gefällt, als gepflanzt. Foto: KfUTD
Umfassende Strategie fehlt
„Bäume sind keine Deko – sie sind überlebenswichtig“, erklärt Initiator Ralph Fröhlich. „In einer Stadt, in der Sommernächte tropisch werden, der Asphalt flimmert und vulnerable Gruppen leiden, ist jeder Baum ein Stück soziale Gerechtigkeit“, wird Fröhlich in der Mitteilung zitiert. Danach, dass die Stadt in der Frage eine umfassende Strategie zur Begrünung der Stadt umsetzen würde, sieht es allerdings erst mal nicht aus. Doch warten wir einmal die Antwort von Oliver Martini auf eine Presseanfrage des Ortenau Journals ab.
Kommt die Baumfördersatzung?
Laut aktueller Analyse seien 800 Baumquartiere unbesetzt. „Offenburg fällt die Zukunft – sichtbar in jedem leeren Kringel auf der Baumkarte“, so Fröhlich. Statt konsequenter Nachpflanzung würde aktuell selbst die geplante Baumfördersatzung infrage gestellt werden, die Anreize für Neupflanzungen und Schutzbestimmungen für Bestandsbäume schaffen sollte.
Dabei seien, so heißt es in der Petition, 20.000 neue Bäume kein utopisches Ziel, sondern realistisch, finanzierbar – und dringend nötig. Stadtbäume würden nachweislich die Umgebungstemperatur senken, die Böden schützen, Wasser speichern, und Luftschadstoffe filtern. Bäume würden die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum steigern.
Konkrete Forderungen
Konkret fordert die KfUTD ein Sofortprogramm zur Nachpflanzung der leerstehenden Baumquartiere im kommenden Winter, die Verabschiedung einer verbindlichen Baumfördersatzung, ein kommunal finanziertes Investitionsprogramm für mehr Stadtgrün in Hitze-Hotspots und eine gesamtstädtische Baumstrategie, abgestimmt mit dem Klimaanpassungskonzept. „Die Menschen in Offenburg haben gesprochen. Jetzt ist der Gemeinderat am Zug. Wer heute keine Bäume pflanzt, riskiert morgen das Wohl ganzer Stadtteile“, so das Fazit der Initiative.
Bäume erhöhen die Aufenthaltsqualität in Städten. Foto: KfUTD
Altbekannte Scharmützel
Doch ob die Stadt auf die Forderungen in irgendeiner Form eingeht, bleibt fraglich. Denn vor dem Hintergrund der öffentlichen Debatte gehen die seit Jahren bekannten Scharmützel zwischen der KfUTD und Stadtverwaltung weiter. So werde dem Baumretter immer wieder der Zugang zu öffentlichen Dokumenten verwehrt oder nur gegen überhöhte Gebühren gewährt, Anfragen nicht beantwortet oder drastische Geldbußen für Aktionen im Straßenraum verhängt.
Thema zur Chefsache machen
Wieso sich die beiden Seiten nicht aufeinander zubewegen, ihre Kräfte und Ideen bündeln und das Thema Klimaanpassung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger Offenburgs ernsthaft in die Tat umsetzen, bleibt ungewiss. Das Ganze erinnert, vor allem seitens der Stadt, an ein bockiges Kind, dass sich auf Kritik eingeschnappt in sein Zimmer zurückzieht. Doch so kann man keine Kommunalpolitik machen. Es wird Zeit, dass der OB das Thema zur Chefsache erklärt und ein angemessenes Tempo beispielsweise bei Baumpflanzungen einschlägt.
Siehe auch hier:
Ralph Fröhlich´s neuester Coup: Das KI-Projekt „Stadtstaub“ als die urbane Proteststimme Offenburgs
OB-Kandidat Uli Albicker: „Ich stehe für modernere Konzepte und einen Kulturwandel in Offenburg“
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