Kunst & Kultur

„Kehl kann Kunst“: Bilden die „Kehler Berge“ den Auftakt zur neuen Kreativmarke der Stadt?

Gabriele Engelhardt "Kehler Berge"
© Gabriele Engelhardt – Die Künstlerin hat die „Kehler Berge“ aus hunderten Einzelfotos zusammengefügt.
Ein Kunstprojekt zum 125. Hafengeburtstag bringt ab September 22 Schiffscontainer mit fotografischen „Berglandschaften“ in die Kehler Innenstadt. Die Werke der Künstlerin Gabriele Engelhardt zeigen kunstvoll inszenierte Schüttgutberge („Kehler Berge“) des Hafens und könnten den Auftakt für eine neue Marke bilden: „Kehl kann Kunst“. Die Stadt verspricht sich nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch Impulse für Handel und Tourismus – gerade in der ruhigeren Jahreszeit.

Von Mitte September bis Januar sollen in der Kehler Innenstadt 22 Schiffscontainer an sieben verschiedenen Standorten aufgestellt werden – Teil eines groß angelegten Kunstprojekts, das, wie es von der Stadt Kehl heißt, mehr als nur eine Hommage an den 125. Geburtstag des Kehler Hafens sein will. Die sogenannten „Kehler Berge“ der Künstlerin Gabriele Engelhardt sollen an den Längsseiten der 20-Fuß-Container als großflächige Fotografien gezeigt werden.

Zunächst Irritationen in Kehl

Das Projekt sei vor kurzem im Gemeinderat vorgestellt worden. Die Idee dazu habe ihren Ursprung bereits im Jahr 2016: Damals habe es – mangels Ausstellungsräumen – eine erste Präsentation der Werke an der Mauer beim Busbahnhof gegeben, initiiert von Kulturbüroleiterin Stefanie Bade. Der damals provokante Titel „Kehler Berge“ habe in der flachen Rheinstadt zunächst für Irritationen gesorgt – doch die Auflösung sei augenzwinkernd und kunstvoll zugleich gewesen: Zu sehen waren keine geografischen Erhebungen, sondern fantasievolle Fotografien der typischen Schüttgutberge im Kehler Hafen – etwa aus Schrott, Kohle oder Holz.

Beinahe poetische Berglandschaft

Wie es in der Mitteilung der Stadt weiter heißt, beschränke sich Gabriele Engelhardt nicht darauf, diese Materialien einfach zu dokumentieren. Vielmehr komponierte sie aus Hunderten von Einzelaufnahmen eine eigene, beinahe poetische Berglandschaft, meist vor wolkenlosem Himmel. Die Künstlerin lebt in Karlsruhe und habe sich laut Stadtverwaltung über Jahre hinweg mit Rohstoffen und Recyclingmaterialien künstlerisch auseinandergesetzt – insbesondere mit deren Ästhetik und Symbolik in Hafenumgebungen.

„Potenzial für eigene Marke“

Engelhardt habe das aktuelle Projekt, das vom Kehler Hafen finanziert und von der Stadt Kehl organisatorisch getragen werde, persönlich im Gemeinderat vorgestellt. Bereits 2022 war sie Stipendiatin des renommierten „Artist in Residence“-Programms der Kunstmeile Krems in Niederösterreich. 2024 wurden ihre Arbeiten in einer Einzelausstellung in der Kunsthalle Krems gewürdigt.

Für Oberbürgermeister Wolfram Britz und Wirtschaftsförderer Christoph Hodapp könnte die Aktion der Auftakt zu mehr sein: „‚Kehl kann Kunst‘ hat Potenzial, eine eigene Marke zu werden“, so die Hoffnung – und zugleich ein mögliches Format, das sich jährlich zwischen September und Januar etablieren könnte. Unterstützt werde die Idee auch von Hafendirektor Volker Molz sowie mehreren Sponsoren.

Kehl als Toursitenmagnet

Wie Hodapp in seiner Doppelfunktion als Stadtmarketing-Leiter betonte, sei es erklärtes Ziel, mit solchen Aktionen gerade in der touristisch ruhigeren Zeit neue Impulse für Handel und Gastronomie zu schaffen – und mehr Besucher in die Innenstadt zu locken. Die Zahlen sprächen für sich: Mit rund 300.000 Übernachtungen im Jahr 2024 liege Kehl nach Rust landesweit auf Platz zwei im Ortenaukreis, ergänzt durch Tausende Tagesgäste, insbesondere zur Zeit des Straßburger Weihnachtsmarkts (wir berichteten). Britz bezeichnete das Projekt als „zukunftsweisend“, nicht zuletzt aufgrund seines Potenzials, Kunst, Stadtbild und Wirtschaftsentwicklung auf kreative Weise zu verbinden.

red/ChatGPT

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