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Ex-Verlagsleiter Oliver Frank Bernhard über seine Arbeit in dem von Armut geprägten Uganda

Oliver Frank Bernhard Uganda
© Oliver Frank Bernhard – Der Durbacher reist seit 2021 regelmäßig nach Uganda, um zu helfen.
Oliver Frank Bernhard, einst erfolgreicher Manager und Verlagsleiter, engagiert sich heute privat für besonders benachteiligte Menschen in Uganda – darunter alleinerziehende Mütter und Menschen mit Behinderung. Seit 2021 reist der gebürtige Durbacher regelmäßig nach Afrika, um konkret zu helfen. Im Interview mit dem Ortenau Journal berichtet er über seine Motivation, Herausforderungen vor Ort und seine Erfahrungen in einem Land, das Defizite in Sachen Menschenrechte hat.
Von Wolfgang Huber

Beruflich hat er schon viel erlebt. Er war Projektleiter, Marketingleiter, Geschäftsführer, Verlagsleiter, Vertriebsleiter, Account Manager und Firmeninhaber. Bei Burda in Offenburg hat das Multitalent natürlich auch schon gearbeitet. Die Rede ist von Oliver Frank Bernhard. Heute ist er für Menschen in armen Ländern da, u. a. leistet er einen wichtigen Beitrag zur menschlichen Entwicklung in Uganda. Ein Land, dass seit 1986 von dem selben Präsidenten regiert wird: Yoveri Museveni.

Konkrete Hilfe vor Ort

Bernhard reist regelmäßig in das Land, um vor Ort konkrete Hilfe zu leisten. Heute, am 1. August, ist er gerade wieder unterwegs nach Afrika. Der Ortenauer mit Wurzeln in Paraguay hat seit 2021 auch viele Reisen nach Nicaragua, Peru, Indien oder Israel/Palästina unternommen, um sich zu engagieren. Eine Arbeit, die offenbar viele Menschen interessiert. Denn auf Facebook hat Oliver Frank Bernhard 5.760 Follower. Im Interview mit dem Ortenau Journal spricht der Durbacher über seine Arbeit, die Situation in Uganda und wie es überhaupt dazu kam.

Ortenau Journal: Seit wann und für welche Organisation bist du in Uganda tätig?

Oliver Frank Bernhard: Im Februar 2021 kam ich erstmals nach Uganda. Überhaupt nach Subsahara-Afrika. Es war Covid. Die Welt stand weitgehend still, war im kollektiven, globalen Lockdown. Eine befreundete Zahnärztin aus Regensburg fragte mich, ob ich Lust hätte, sie nach Uganda zu begleiten. Seit Jahren leistet sie dort für eine Woche im Jahr medizinischen Dienst. Auf eigene Rechnung. Es war ihr privates, soziales Engagement. In Uganda gab es zu jenem Zeitpunkt kein Einreiseverbot, keine Reisebeschränkungen. Sie zeigte mir an einem Tag, wie man Spritzen aufzieht, Trays/Tabletts mit Spiegel und Tupfer vorbereitet, Instrumente desinfiziert und dann ging es los. Ich als ihr Assistent. Wir fuhren nach Norduganda, nahe der Südsudanesischen Grenze, ehemaliges Bürgerkriegsgebiet. Die Behandlungen fanden in einer Kirche mit einfachsten Mitteln statt.

Ich war sofort infiziert. Verschiedentlich: Von der Einfachheit und dem dortigen, natürlich fließenden Rythmus des Lebens. Von den sozialen Bindungen der Gemeinschaft, von der landschaftlichen Schönheit & Vielfalt sowie der atemberaubenden Tierwelt…

Winston Churchill prägte den Begriff „die Perle Afrikas“ für Uganda, und zwar in seinem Buch „My African Journey“ aus dem Jahr 1908, so berichtet meine Reiseagentur Meine Welt Reisen. Er beschrieb Uganda als ein Land von außergewöhnlicher Schönheit und Vielfalt, das ihn tief beeindruckt hat. Im Mai 2021 reiste ich sogleich wieder nach Uganda. Diesmal auf eigene Faust.

Oliver Frank Bernhard Uganda

Foto: Oliver Frank Bernhard bei einer seiner Uganda-Reisen.

Ortenau Journal: Wie oft bist du in Uganda?

Oliver Frank Bernhard: Inzwischen bin ich 3 bis 4 mal pro Jahr vor Ort. Meist 3 bis 5 Wochen.

Ortenau Journal: Wie finanziert sich die Arbeit?

Oliver Frank Bernhard: Ich agiere rein privat. D. h. es gibt keinen gemeinnützigen Verein o. ä. Jedoch bin ich in Kontakt mit kleinen deutschen Partnerorganisationen, die seit Jahren in Uganda aktiv sind, also über eine entsprechende Historie verfügen. Sie haben bereits Infrastruktur und gefestigte Kontakte aufgebaut. Das gibt mir Handlungssicherheit. Ich bin auch gegenüber ca. 100 Spendern verpflichtet, die meine Aktivitäten zwischenzeitlich unterstützen.

Ortenau Journal: In welchen Bereichen bist du tätig? Bildung? Gesundheit?

Oliver Frank Bernhard: Zielgruppe meiner Aktivitäten sind vulnerable Single-Mütter, häufig mit einer Vielzahl von Kindern sowie behinderte Menschen. Sie stehen am Rande der Gesellschaft und können sich oft nur durch Betteln über Wasser halten. Mit Glück sind sie in eine Großfamilie eingebettet, das gibt ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit. Ein Sozialsystem wie bei uns – Fehlanzeige. Auch eine Lobby haben diese Menschen nicht. Es geht um die grundlegenden Basics zum Überleben: Nahrung, Kleidung, medizinische Versorgung, dann irgendwann auch Bildung. Mit leerem Bauch lernt es sich schlecht…

Ortenau Journal: Was sind die größten Schwierigkeiten vor Ort?

Oliver Frank Bernhard: Ich habe Wurzeln in Paraguay, Südamerika. Mein Vater wurde dort geboren. Seine Mutter war eine Guarani-Indianerin. Schon als Kind reisten wir als Familie dahin. Armut in der Verwandtschaft hat sich mir schon damals eingeprägt. Seit 2021 habe ich zahlreiche Reisen in prekäre Länder unternommen: nach Nicaragua, Peru, Indien oder Israel/Palästina. Es ist kein Urlaub, sondern Reisen in Regionen, wo es nicht zum Besten bestellt ist. Das Muster wiederholt sich: Wenn es am politischen Willen fehlt, dann wird das gemeine Volk klein gehalten. Diktaturen sind nicht interessiert an einem gebildeten, selbst bestimmten Menschen. Es wird gerade so viel unterstützt, dass die Massen nicht aufbegehren. Oft genug werden die sozialen Errungenschaften unserer Hemisphäre den geduldeten Hilfsorganisationen überlassen, solange diese ihre Stimme nicht zu laut erhaben. Das gilt auch für Uganda im Hinblick auf Bildung, Ernährung, medizinische Versorgung etc. Ugandas Präsident Museveni ist seit 1986 an der Macht. Kommenden Januar will er sich wiederwählen lassen.

Ortenau Journal: Was hat sich geändert, seit Donald Trump die Gelder für USAID gestoppt hat?

Oliver Frank Bernhard: Ich kann nur wiedergeben, was ich von meinen direkten Kooperationspartnern übermittelt bekomme. In Gulu, Norduganda, hat USAID offenbar zahlreiche lokale Hilfsorganisationen – CBOs – verschiedentlich unterstützt. CBOs sind Community based Orgas, das ist die “kleine Schwester der NGO“. Die CBOs werden in der Regel von Einheimischen initiiert und betrieben. Sie entstehen aus der Mitte der Bevölkerung sowie Betroffenen heraus. Diese kümmern sich z.B. um die Versorgung mit Medikamenten von HIV-Infizierten. Von einer CBO weiß ich, dass sie ihre Aktivitäten einstellen musste, da sowohl die Medikation als auch die Gehälter wegfielen.

Ortenau Journal: Wie stellt sich die Situation der Menschenrechte dar. Sind diese gefährdet, evtl. durch Milizen?

Oliver Frank Bernhard: Dazu kann ich persönlich nichts sagen. Infos erhalte ich nur aus den Medien. Ich selbst bewege mich völlig unbehelligt und ohne Einschränkungen im Land. Auf Überlandstraßen gibt es gelegentlich Polizei-Kontrollen an Checkpoints. Bisher wurde ich aber kaum angehalten.

Zusatzinformation:

Uganda hat im Bereich der Menschenrechte keine eindeutige Bilanz. Einerseits gibt es Fortschritte im Bereich der menschlichen Entwicklung, andererseits wurden die Menschenrechte, insbesondere die Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit, stark eingeschränkt. Kritik und Proteste werden unterdrückt und auch die Rechtsstaatlichkeit ist eingeschränkt. Dennoch: Der Index der menschlichen Entwicklung (HDI) ist zwischen 1990 und 2023 gestiegen, und Uganda befindet sich in der Kategorie „Mittlere menschliche Entwicklung“.

Instagram: Oliver Frank Bernhard

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