Die Partei „Die Linke“ befindet sich seit Monaten auf einem Höhenflug. Bei der Bundestagswahl erzielte die Partei, die bundesweit nach dem Austritt von Sarah Wagenknecht schon vielfach abgeschrieben wurde, ein sensationell gutes Wahlergebnis mit 8,8 Prozent. Auch in der Ortenau, wo die Linke noch nie richtig Fuß fassen konnte, schaffte sie rund fünf Prozent. Seither haben sich die Umfragewerte im Bund noch einmal auf rund 10 bis 11 Prozent erhöht. In Baden-Württemberg liegt die Partei bei sieben bis acht Prozent, was für den erstmaligen Einzug in den Landtag reichen würde.
Diesen Schwung nimmt Die Linke Ortenau nun mit und eröffnete ein Regionalbüro in Offenburg. Mitte Juli lud die Die Linke Ortenau zur Eröffnungsfeier in ihr neues „Linksbüro“ in Offenburg. Gekommen waren einer Pressemitteilung zufolge über 50 Gäste und Parteifunktionäre aus ganz Baden-Württemberg. Sie feierten demnach die Eröffnung der Räumlichkeiten als Meilenstein für die politische Linke in der Ortenau.
„Die Räume sind mit 60 Quadratmetern groß genug für Veranstaltungen. Die Linksjugend trifft sich dort und der Freiburger Bundestagsabgeordnete Vinzenz Glaser nutzt das Büro ebenfalls“, sagt die Linken-Kreissprecherin Amelie Vollmer auf Anfrage. Glaser ist der Betreuungsabgeordnete der Linken in der Ortenau. Im Hinterhof könne man zudem Feste feiern, was man auch schon getan habe.
Der Schritt erscheint aufgrund der jüngsten Entwicklungen mehr als logisch. Im März stehen in Baden-Württemberg die Landtagswahlen auf dem Terminkalender. Dahingehend will sich die Partei rechtzeitig aufstellen und ihre Kampagnenfähigkeit weiter erhöhen. Nach dem Abschied von Ministerpräsident Winfried Kretschmann gilt es, ein politisches Vakuum zu füllen. Denn die Grünen müssen mit schmerzlichen Einbußen und dem Verlust der Regierungsverantwortung rechnen.
Foto: Wolfgang Huber – Wahlplakat der Linken im Bundestagswahlkampf mit Amelie Vollmer
In der Ortenau sorgte im Bundestagswahlkampf die Kandidatin Amelie Vollmer für Aufsehen, die einen beherzten und engagierten Wahlkampf mit dem Schwerpunkt Bezahlbares Wohnen hinlegte und im Falle eines Bundestagsmandats die jüngste Abgeordnete seit 2002 gewesen wäre. Vollmer gilt als Hoffnungsträgerin der Linken Ortenau.
In diese Situation fällt auch die Nominierung von Vollmer als Landtagskandidatin für den Wahlkreis Offenburg. Als Zweitkandidat wurde am Sonntag René van der Winkel gewählt, der auch Mitglied im Landesvorstand ist. Amelie Vollmer geht fest davon aus, dass ihre Partei eine Fraktion im nächsten Stuttgarter Landtag stellen wird. „Wir werden mit einer roten Fahne in den Landtag einziehen und Baden-Württemberg auf links drehen“, so Vollmer.
Die Linke werden angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen gebraucht. Vollmer: „Dementsprechend und gestärkt durch die Umfragen gehen wir hochmotiviert in den Wahlkampf.“ Dabei habe ihr besonders eine Erhebung unter den 16- bis 17-jährigen Erstwählerinnen gefallen. In dieser Gruppe der jungen Frauen hätte die Linke 46 Prozent Zustimmung erhalten. Für die Landtagswahl 2026 wurde erstmals das Wahlalter auf 16 Jahre heruntergesetzt.
Der Umstand, dass aufgrund der Wahlrechtsänderung erstmals Zweitstimmen gezählt werden und eine Landesliste aufgestellt werden kann, komme der Partei zusätzlich entgegen. Die Kandidatennominierung in den Wahlkreisen Kehl und Lahr soll Ende August erfolgen. Am 20. September wird die Landesliste aufgestellt.
Der Höhenflug der Partei in der Ortenau geht inzwischen weiter. Nachdem sich die Mitgliederzahl zum Jahreswechsel auf rund 200 verdreifacht hat, sind es Stand heute laut Vollmer etwa 260 Mitglieder. Ein Trendumkehr sei bislang nicht zu beobachten: „Die Leute bleiben dabei, sie kommen zu den Veranstaltungen, sind aktiv, bringen sich ein.“
In ihrer Eröffnungsrede zur Büroeinweihung vor ein paar Tagen erinnerte Vollmer einer Pressemitteilung zufolge an die politischen Kämpfe der letzten Jahre und stimmte auf die kommende Zeit ein: „Unser neues Linksbüro stärkt linke, soziale und feministische Politik in der Ortenau enorm. Und das ist auch gut so, denn die aktuellen Zeiten schreien nach einer starken Linken. Die herrschende Politik ist geprägt vom Abbau sozialer und demokratischer Rechte und einem brandgefährlichen Rechtsruck. Die Eröffnung unserer Linksbüros ist deswegen auch eine politische Kampfansage.“
Auch Sahra Mirow, Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende sprach bei der Eröffnungsfeier, wie es weiter heißt: „Die Linke Baden-Württemberg wächst. Nach einer nahezu Verdreifachung unserer Mitgliedszahlen nun die Eröffnung eines neuen Büros in Offenburg – das ist ein großer Erfolg für uns. Wir gehen gestärkt und motiviert in die kommenden Landtagswahlen!“
Noch im Januar drohte die Bedeutungslosigkeit. Bis zu jenem denkwürdigen Auftritt am 29. Januar im Bundestag, als die Co-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek zu ihrer Brandmauer-Rede als Reaktion auf die gemeinsame Abstimmung von CDU und AfD ansetzte und mit den Worten „Auf die Barrikaden“ schloss. Das dazugehörige Video ging in den sozialen Medien TikTok, YouTube und Instagram viral und wurde allein in den darauffolgenden Tagen 30 Millionen mal angesehen.
Die neuen Räume der Partei befinden sich zentral in der Lange Straße 18, Offenburg – sie sollen ab sofort als Anlaufstelle, Treffpunkt und Ausgangspunkt für die gesellschaftliche Linke in der Ortenau dienen.
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