Das Ortenau Journal wurde heute am 1. Juli 2025 ein Jahr alt

Ein Jahr Herzblut und „Led Zeppelin“ – Die Geschichte hinter dem Ortenau Journal

"Ortenau Journal"-Chefredakteur und Gründer Wolfgang Huber
© Geraldine Zimpfer – Das Ortenau Journal von Chefredakteur Wolfgang Huber feiert sein einjähriges Bestehen.
Wie aus einer Web-Recherche und ein paar Geistesblitzen ein unabhängiges Online-Magazin entstand: Inspiriert von zwei Journalisten der Badischen Zeitung, frustriert von der Mittelmäßigkeit etablierter Medien und gestählt durch die Erfahrungen in Berlin-Neukölln, entstand im Sommer 2023 die Idee zum Ortenau Journal. Ein Jahr nach dem Start, über 1.000 Artikel und viele Hürden später ist klar: Das Projekt lebt und genießt einen gewissen Kultstatus – doch es braucht mehr Unterstützung, um zu wachsen.

Editorial von Wolfgang Huber

Es begann mir einer verhaltenen Routine-Recherche im Web. Dabei stieß ich eher zufällig auf die Website von Walter Holtfoth, dem Gründer der legendären und vermutlich grandiosen Classic Rock Kult-Fete Cleopha87. Auf dessen Seite fand ich den „Friesenheim Blog“. Dort waren einige lokale News aus seinem Wohnort veröffentlicht. Beschauliche Themen, aber eben journalistisch aufbereitet. Schließlich ist Walter auch freier Journalist bei der Badischen Zeitung. Erste kleine Gedankenblitze zuckten durch meinen Kopf.

Gescheitertes Vorbild

Kaum einen Tage später stieß ich, ganz leicht inspiriert, auf die Website einer Multimedia-Agentur. Die hatte als Referenz ein kleines Projekt abgebildet, ein lokales Online-Medium. „Lokal Journal“ hieß es, ebenfalls von einem Journalisten der Badischen Zeitung gegründet: Dierk Knechtel. Er betrieb das Projekt eine Zeit lang. Knechtel aus Neuried hatte versucht, mit unabhängigem Lokaljournalismus im Web seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wie ich hörte, scheiterte das Vorhaben letztlich.

Kein seelenloser Schrott

Nun aber endgültig angefixt, entstanden die ersten Gedankenkonstrukte für eine eigene News-Seite im Internet. Und genau so, wie Walter als DJ in den 80er- und 90er-Jahren keine Lust mehr hatte, seelenlosen Schrott aus den Charts wie Modern Talking, CC Catch oder was weiß der Teufel aus der Hölle hervorgekrochenes Disko-Desaster aufzulegen, so hatte ich keine Lust mehr, für das mediale Äquivalent zu Modern Talking und CC Catch, die Mittelbadische Presse oder den „Guller“ (dort wurde ich ohnehin grundlos nach zwei Monaten als freier Mitarbeiter entlassen) zu schreiben.

Uneingelöste Versprechen

Alles seelenlose Konstrukte, die lediglich noch von ihrer langen Tradition zehren, aber nicht mal den Weitblick haben, einen vielversprechenden Journalisten als freien Mitarbeiter vorschriftsmäßig in ihr Team zu integrieren. Kaum Feedback, mangelnde Kommunikation, unregelmäßige Aufträge, zu wenige Aufträge, uneingelöste Versprechen etc. Braucht kein Mensch. Das Los eines freien Journalisten? Normalerweise sollte ein fähiger Kopf mit über 50 irgendwann eine faire Chance bekommen. Doch nichts davon zu spüren.

Ich sah die Zeit gekommen, das zu tun, was ich schon immer am besten konnte: Mein eigenes Ding machen! Inspiriert also von Walter Holtfoth entstand im Sommer 2023 der erste Konzept-Entwurf für eine Online-News-Seite, lokal, für Oberkirch. Doch nach Jahren der persönlichen Krise im destruktiven, hochgefährlichen Berlin-Neukölln und erst wenigen Jahren in der Heimat zurück, fehlte mir noch der Blick für das größere Ganze.

Trickreiche Übergriffe

In Neukölln hält sich jeder, der mit einem kleinen Business, sagen wir als Verkäufer von Buttons mit „I love Kreuzberg“-Motiv oder als Komparse beim Film 250 Euro verdient, schon für etwas Besseres als jemand mit überhaupt keinem Business. So kommt es, dass all die Gescheiterten es sich zur Aufgabe gemacht haben, andere, die naiverweise noch ambitioniert sind, mit allen Tricks im tiefen, alkohol- und an Drogen reichen Sumpf der Party- und Kneipenszene Kreuzbergs und Neuköllns zu halten und bloß niemanden womöglich sein Glück finden zu lassen. Wirklich nett ist da niemand zu niemandem. Man versucht, über anderen zu stehen. Wenigstens über einem. Die Gerüchteküche wird angeheizt. Irgendwas wird schon hängenbleiben.

Eine Frage der Haltung

Was hat das jetzt mit Modern Talking zu tun? Nun, Walter war ein Kind der 60er- und 70-Jahre, als noch richtige Musiker die jugendlichen Massen begeisterten: Jimi Hendrix, The Doors, Led Zeppelin, Bob Dylan, Joan Baez oder Jethro Tull (die übrigens am 1. August im Kurpark Bad Krozingen spielen – ja es gibt sie noch!). Genau dieselbe Haltung habe ich auch zur Musik – und zu allem – auch dem Journalismus. „Ajaja Coco Jambo“? Nicht mit mir!

Einsatz aller Ersparnisse

Langer Rede, kurzer Sinn: Die anfänglichen, von Holtfoth und Knechtel angeregten ersten Gedankenkonstrukte wurden immer konkreter, das Konzept vom Juli 2023 habe ich nach dem Missverständnis beim „Guller“ innerhalb kürzester Zeit Ende Januar 2024 komplett überarbeitet und in eine Form gegossen, die dem jetzigen Ortenau Journal schon sehr nah waren. Nach Abklärung von Fördermöglichkeiten und unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden privaten Ersparnissen habe ich innerhalb von fünf Monaten das komplette Online-Magazin vorbereitet und gegründet. Am 1. Juli 2024 war der offizielle Starttermin.

Ein Jahr erfolgreicher Existenz

Seither, meine lieben, ist jetzt genau ein Jahr vergangen. Das Ortenau Journal lebt und existiert immer noch. Bei Arbeitszeiten von 10 bis 14 Stunden täglich. Zusammen mit meinem Team aus freien Autoren und Journalisten habe ich 1.050 Artikel, Interviews, Berichte und Beiträge veröffentlicht. Und ich verstehe das Ortenau Journal längst auch nicht mehr als Online-News-Seite, sondern als Online-Magazin. Längst haben wir uns vom tagesaktuellen Geschehen verabschiedet. Unsere Themen sind grundsätzlicherer Natur. Zeitloser. Tiefer gehend. Unterhaltender. Sinnstiftender. Schaut gerne auf der Seite „Über uns“ oder die Spendenseite nach, wie wir ticken.

Zahlreiche Highlights

Im Ortenau Journal gab es im ersten Jahr einige Highlights. Interviews mit Dagmar Berghoff (Ex „Miss Tagesschau“), Günter Oettinger (Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar), Matthias Miersch (SPD-Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag), Prof. Dr. Jörg Meuthen (Ex-AfD-Bundesvorsitzender), um nur einige zu nennen. Außerdem eine sechsteilige Serie zu „Windenergie im Wald“ und viele weitere Schwerpunkte. Heute z. B. gab es ein Interview mit dem grandiosen Phänomen Kaltrim Krasniqi. Es gibt unzählige Kontakte. Um weiter für euch und zwar dauerhaft am Ball bleiben zu können, fehlt allerdings noch eine Kleinigkeit.

Finanzierung noch offen

Denn es bleibt das Problem der Finanzierung. Obwohl zur Kostendeckung gar nicht viele Mittel notwendig sind, fällt es schwer, diese zu erwirtschaften. Die Werbekunden halten sich (noch) etwas zurück. Spenden? Da stellt sich die Frage: Welchen Teil von „Deine Spende hilft!“ habt ihr nicht verstanden? Bei der letzten Runde mit Spendenbotschafter Hansy Vogt kamen genau 12,– € (!) zusammen. Ihr müsst zugeben: Da müsste noch deutlich mehr kommen (hier geht’s zur Spendenseite). Auch die Suche nach Sponsoren, Stiftungen und Partnern läuft auf Hochtouren. Der Tag, an dem der berühmte Bock mit Hurra umgestoßen wird, rückt immer näher. Das ist sicher.

Handlungsfelder für Weiterentwicklung

Weitere Überlegungen gehen in die Richtung Gemeinwohlorientierter Journalismus. Und/oder Community-Journalismus. Konstruktiv sind wir ja schon. Und: Jegliche Einnahmen werden von mir direkt wieder reinvestiert. Das Ortenau Journal hat noch einiges mehr an Potenzial, das es zu aktivieren gilt: Verbesserungen und Erweiterungen an der Website, mehr Artikel durch freie Autoren, freie Mitarbeiter für eine Professionalisierung in Social Media oder Maßnahmen zur Reichweitensteigerung sind nur ein paar Beispiele, wo was getan werden kann.

Euer Feedback ist erwünscht

Nach allem, was mir bekannt ist, kennen inzwischen Gott und die Welt das Ortenau Journal. Man liest uns in Ettenheim ganz im Süden, in Haslach ganz im Osten, in Kehl ganz im Westen und in Sasbach ganz im Norden der Ortenau. Und darüber hinaus. Was ich mir wünschen würde: Gebt uns mehr Feedback. Was gefällt euch, was nicht? Was können wir besser machen, welche Themen schlagt ihr vor? Zögert nicht, uns zu schreiben. Am besten per E-Mail (Zu finden auf der Website und auf der „Team-Seite“). Ich freue mich auf eure Zuschriften – und auf mindestens ein weiteres Jahr mit dem Ortenau Journal. Am liebsten mit euch als treuer Leserschaft!

Siehe auch hier:

Editorial: Das Ortenau Journal entwickelt sich weiter. Begleitet uns auch 2025 auf unserem Weg!

Editorial: Unabhängig und konstruktiv – Warum das Ortenau Journal jetzt deine Hilfe braucht

Info: Das Team vom Ortenau Journal in der Übersicht

Info: Die Spendenseite! Spende jetzt an das Ortenau Journal!

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