Die Energiewende nimmt immer mehr an Fahrt auf. Nach einiger Vorbereitungs- und Planungszeit und zwischenzeitlichen Veto des Flugplatzbetreibers Herrenknecht in Lahr beginnen dieser Tage die Bauarbeiten zur Errichtung von drei modernen Windkraftanlagen im Windpark Schnürbuck in Ettenheim. Die neuen Windräder erzeugen laut den Betreibern die vierfache Menge an Strom, als die fünf alten Anlagen, die zuvor in dem Gebiet zurückgebaut wurden. Bis Anfang November sollen zunächst alle drei Fundamente fertiggestellt werden.
Strom für 10.000 Haushalte
Die Gesamtleistung des Windparks auf dem Höhenrücken zwischen Ettenheim und Schuttertal beträgt laut der Genossenschaft Ettenheimer Bürgerenergie 13.800 KW mit denen eine Strommenge von 30 Millionen KWH produziert werden soll. Demnach können 10.000 Haushalte mit Strom versorgt werden, was den Bedarf der Stadt Ettenheim mit ihren rund 14.000 Einwohnern bei weitem übersteigt.
Je eines der drei Windräder wird Eigentum der drei Projektpartner Ettenheimer Bürgerenergie, Alterric GmbH sowie der Ökostrom-Gruppe Freiburg. „Das ist ein etwas anderes Projekt. Wir als Bürger der Stadt Ettenheim haben uns getraut, zu sagen: Wir wollen eine Anlage selber betreiben“, sagt deren Vorstand und Sprecher Jörg Bold. An der Genossenschaft Ettenheimer Bürgerenergie seien insgesamt rund 350 Bürgerinnen und Bürger beteiligt.
Kaum Widerstand
Während in anderen Gemeinden Kritiker und Bürgerinitiativen wie die Interessengemeinschaft Oberkirch und Durbach oder der Kreisrat Christian Cleiß von der Liste Lebenswerte Ortenau (LiLO) Widerstand gegen den Ausbau der Windenergie insbesondere in Waldgebieten leisten, sei in Ettenheim davon nichts zu spüren gewesen. Bold: „Wir haben nichts Negatives gehört. Es gab keine Leserbriefe oder ähnliches. Der Bürgermeister Bruno Metz sowie der Gemeinderat stehen geschlossen hinter dem Projekt und die Ettenheimer wissen, dass es ein Repowering-Projekt ist. Also alles halb so wild.“
Außerdem gehe Bold davon aus, dass die Akzeptanz auch deshalb höher sei als andernorts, weil sich zum einen die Bürger direkt daran beteiligen können und zum anderen die Mitglieder mit vielfältigen kleineren Projekten den Bürgern einen Mehrwert bieten. Als Beispiel nennt er die „Solar Challenge“, die sich an Schüler wendet. Und im Bereich Mobilität stellt die Genossenschaft drei Fahrzeuge für Carsharing-Stationen in Ettenheim in Zusammenarbeit mit der naturenergie sharing (ehemals Stadtmobil Südbaden) zur Verfügung, da sich dies in kleineren Städten an sich nicht rechnet. Nicht zuletzt werde mit Unterstützung der Stadt ein „Bürgerbus“ betrieben, der für Vereine und Schulen zur Verfügung stehe. „Das sind Dinge, die wir anders machen als etwa ein großer Projektentwickler oder Energieversorger“, so Bold.
Genossenschaftsmitglieder erhalten Rendite
Die zurückgebauten fünf Anlagen hätten auch mit nur 1.000 Metern näher an den Ortschaften gestanden als die drei neuen. Letztere befinden sich laut Bold in einer Entfernung von 2.000 Metern vom Siedlungsgebiet. Für den Windpark Schnürbuck habe die Ettenheimer Bürgerenergie innerhalb von 38 Minuten knapp eine Million Euro eingesammelt. „Die Genossenschaftsmitglieder haben eine jährliche Rendite von ca. vier bis fünf Prozent. Diese bemisst sich am Gesamtergebnis“, erklärt Bold. Auch das Ergebnis der 10 eigenen PV-Anlagen fließe in die Berechnungen mit ein.
Die Initiative ist nicht nur ein Projektpartner für den Windpark Schnürbuck sondern hält auch eine Beteiligung von 25,5 Prozent an dem Windpark Südliche Ortenau. Den gleichen Anteil halten zusammen die Städte Ettenheim und Schuttertal. Die restlichen 49 Prozent der Anteile gehören dem Initiator und Projektentwickler Green City aus München. Der Bürgerwindpark Südliche Ortenau wurde 2016 mit sieben Windrädern in Betrieb genommen.
Einigung erzielt
Zwischenzeitliche Probleme gab es lediglich mit dem Geschäftsführer der Lahrer Flugbetriebe. Dieser befürchtete Einnahmeausfälle durch den Windpark Schnürbuck im Bereich der Frachtflüge. Mit „unermüdlichen Einsatz“ habe der Ettenheimer Bürgermeister Bruno Metz schließlich in Gesprächen mit allen Beteiligten eine einmalige Ausgleichszahlung für Herrenknecht ausgehandelt, worauf dieser sein Veto zurückzog. Der Zustimmung des für Flugsicherung zuständigen Regierungspräsidiums Stuttgart und der Genehmigungen des Landratsamts Ortenau stand nichts mehr im Wege.
Wolfgang Huber
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