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Pflege statt Ernte: So macht Ronja Schneider für Kappel-Grafenhausen den Wald zukunftssicher

Försterin Ronja Schneider
© Landratsamt Ortenaukreis
Auch wenn die Holzerntesaison vorbei ist, dröhnen im Wald von Kappel-Grafenhausen weiterhin die Motorsägen. Försterin Ronja Schneider zeigt vor Ort, wie wichtig gezielte Pflegemaßnahmen für die Zukunft unserer Wälder sind. Das ist insbesondere in Zeiten des Klimawandels entscheidend. Durch das gezielte Fördern heimischer Mischbaumarten wie Eiche und Linde soll ein widerstandsfähiger Mischwald entstehen. Eine Investition in die Zukunft – für stabile Wälder und einen nachhaltigen Nutzen.

Dröhnen von Motorsägen

Nach der Holzernte ist vor der Waldpflege – das gilt auch für Revierleitern Ronja Schneider vom Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises, die den Wald der Gemeinde Kappel-Grafenhausen betreut. Was das genau bedeutet und welche zukunftsweisenden Entscheidungen getroffen werden, erklärt die Revierleiterin im Bergwald der Gemeinde.

Auch wenn die reguläre Holzerntesaison dem Ende zugeht und die Frühjahrspflanzung in den meisten Revieren abgeschlossen ist, hört man dieser Tage weiterhin das Dröhnen von Motorsägen und Forstmaschinen im Kappel-Grafenhausener Gemeindewald. Grund dafür sind Waldpflegemaßnahmen, die derzeit überall im Bereich des Forstbezirks Lahr durchgeführt werden.

Von Orkan „Lothar“ umgeworfen

Ronja Schneider steht mit Sprühdosen ausgerüstet in einem jungen Baumbestand nahe der Grafenhausener Hütte. Sie ist gerade dabei, die Bäume zu markieren, die von den Forstarbeitern in den nächsten Wochen entnommen werden sollen. Bei der Fläche handelt es sich um eine sogenannte Lotharfläche. Das bedeutet, dass der vorher stockende Fichtenbestand an den Weihnachtsfeiertagen 1999 vom Orkan Lothar fast vollständig umgeworfen wurde.

Seitdem ist auf der Fläche viel passiert. „An dieser Fläche erkennt man sie Selbstheilungskräfte der Natur“, schwärmt die Försterin. Der fichtendominierte Bestand hat sich zu einem artenreichen Mischwald mit zehn Baumarten aus Naturverjüngung entwickelt. Neben Fichten, Tannen und Kiefern sind auch einige Mischbaumarten wie Douglasie, Kirsche und sogar Eichen zu finden. Und genau auf die hat es Ronja Schneider abgesehen.

Vielfalt in den Wäldern als Ziel

„Gerade die heimischen Mischbaumarten spielen im Zuge des Klimawandels eine entscheidende Rolle. Sie sind in der Regel besser an das zukünftige Klima angepasst und helfen uns, die Vielfalt in unseren heimischen Wäldern weiter auszubauen“, erklärt Schneider. Diese zu erhalten und nach Möglichkeit zu mehren, sei deshalb das zentrale Ziel dieser Maßnahme. Die Douglasie, neben der die Försterin steht, bekommt deswegen einen weißen Farbkringel. Sie darf als sogenannter Zukunftsbaum stehen bleiben. Dafür müssen benachbarte Fichten weichen. Sie bekommen einen roten Strich und werden später gefällt.

„Eichen an vorderster Stelle“

Ein paar Meter weiter ändert sich das Waldbild auf einmal deutlich. Mitten zwischen all den Tannen und Fichten stehen ein paar Eichen. Ronja Schneider zückt sofort die rote Sprühdose und markiert Nadelbäume, die den Eichen in die Krone einwachsen. „In meinem Baumartenranking für diese Fläche steht die Eiche an oberster Stelle“, sagt die Försterin, die das Revier seit September 2023 leitet. Im Zweifel bedeutet das, dass auch mal eine Douglasie zur Förderung einer Eiche entnommen werden muss.

Möglichst effizienter Ressourceneinsatz

„Unser Bewirtschaftungskonzept für die Wälder im Forstbezirk Lahr sieht vor, dass wir die zukünftige Klimaanpassung und den wirtschaftlichen Ertrag für die Gemeinden in einem möglichst ausgewogenen Verhältnis zueinander erzielen wollen“, ergänzt Jakob Franz, der die Forstbezirksleitung am Amt für Waldwirtschaft seit Januar begleitet. Es sei deshalb wichtig, dass man mit möglichst effizientem Ressourceneinsatz das bestmögliche Ergebnis für die Waldbesitzer erzielt.

„Wir arbeiten mit dem, was uns die Natur bietet und ergänzen nur dann kleinflächig, wenn uns die Naturverjüngung in ihrer Zusammensetzung nicht ausreichend erscheint“, erklärt der Förster. Deswegen planen Schneider und Franz neben den Pflegearbeiten im Herbst weitere Bäume am Rande der Fläche zu pflanzen. Es sollen unter anderem weitere Eichen und Linden, aber auch Hybridnüsse gepflanzt werden.

Kein großer Gewinn für die Gemeinde

Neben den waldbaulichen Aspekten planen die Forstleute auch die technische Umsetzung sowie die Vermarktung des anfallenden Holzes. Und auch die hat es in sich. „Diese dichten Jungbestände mit ihren geringen Durchmessern stellen ganz besondere Herausforderungen für unsere Forstunternehmen und Holzvermarktungsorganisationen dar“, erklärt Ronja Schneider. Die Holzbringung sei teuer, die anfallende Holzmenge gering und schwach dimensioniert. Ein großer Gewinn sei deshalb für die Gemeinde nicht zu erwarten. Man wolle aber die derzeit guten Holzpreise nutzen, um diese waldbaulich notwendigen und sinnvollen Maßnahmen möglichst kosteneffizient durchzuführen.

Leistungsfähigkeit der Wälder gewährleisten

Jakob Franz ergänzt, dass es sich bei Waldpflegemaßnahmen in diesen jungen Bestandsphasen um Zukunftsinvestitionen handelt, die den Erhalt der Leistungsfähigkeit der heimischen Wälder dauerhaft gewährleisten soll. Es brauche deshalb private und kommunale Waldbesitzer wie die Gemeinde Kappel-Grafenhausen, die ihre Forstbetriebe mit entsprechenden Mitteln ausstatten. Nur so könne das gemeinsame Ziel, die Wälder Sinne der Besitzer zukunftsfähig zu entwickeln, erreicht werden.

Text: Landratsamt Ortenaukreis

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