Nach 17 Minuten blickte der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Seebach, Hans-Peter Fischer, auf seine Uhr: „So schnell waren wir noch nie mit den Tagesordnungspunkten einer Gemeinderatssitzung durch.“ Dass dies aber 17 sehr wichtige Minuten für die nach der Einwohnerzahl kleinsten Gemeinde des Ortenaukreises waren, zeigte schon der ungewöhnliche Veranstaltungsort der öffentlichen Sitzung: Das Foyer der Mummelseehalle füllte sich am Montagabend mit vielen Seebacher Bürgerinnen und Bürgern, die der ersten Amtseinführung eines Bürgermeisters in ihrem Ort nach 32 Jahren beiwohnen wollten.
„Bodenständiger Familienmensch“
Hans-Peter Fischer, selbst schon seit 16 Jahren im Gemeinderat aktiv, wurde von diesem bestellt, um die Verpflichtung und Vereidigung von Markus Benkeser als neuen Bürgermeister Seebachs durchzuführen. Am Nikolaustag begann bereits seine Amtszeit. Benkeser, der sich selbst als „bodenständigen Familienmensch und engagierten Vereinsmensch“ bezeichnet, hatte bei der Bürgermeisterwahl am 28. September die Nase vorn: 77,74 Prozent trauten es dem Laufer zu, die Geschicke des allseits beliebten Seebachers Reinhard Schmälzle zu übernehmen, der sich nach über drei Jahrzehnten als Rathauschef nicht mehr zur Wahl stellte.
Leitende Funktionen
Von 2001 bis zuletzt noch war Benkeser für die Stadt Bühl tätig, in verschiedenen Aufgaben in leitenden Funktionen mit den Schwerpunkten: Kommunales Energiemanagement, Kommunaler Klimaschutz, Fördermittelmanagement, Technische Betriebe, Brunnenanlagen, Vergabe- und Vertragsrecht, Interkommunaler Breitbandausbau Mittelbaden (Baden.net), Altlasten, PFAS- (PFC) Beauftragter für Bühl und Projektmanagement.

Geeigneter Kandidat für die Nachfolge
Benkeser war auch maßgeblich am erfolgreichen Breitbandausbau in Seebach beteiligt – der Ausbau liegt hier bei über 100 Prozent, da ein Ortsteil der Gemeinde Ottenhöfen über den Bosenstein angeschlossen wurde sowie über den Ruhestein sogar noch der Schliffkopf – er kannte den Ort also schon vorher wie seine Westentasche. All das in Kombination machte ihn zum geeigneten Kandidaten für die Nachfolge im Rathaus.
Oft als Duo gesichtet
Bereits in den vergangenen zehn Wochen nach der Wahl zeigte sich Schmälzle oft als Duo mit seinem Nachfolger Benkeser. „Ich danke dir für deine Hilfe. Du bist einfach Wiki Seebach, ein wandelndes Lexikon über die Historie und Stammbäume des Ortes“, sagte Benkeser über seinen Vorgänger bereits am Freitagabend bei der offiziellen Verabschiedung von Reinhard Schmälzle.
Erste Ansprache vor dem Gemeinderat
Am Montagabend sprach er dann auch zum ersten Mal als neuer Bürgermeister zum Gemeinderat und den anwesenden Gästen, darunter Wegbegleiter, seine Familie, Mitglieder der Blaulichtfamilie und seine Vorgänger Reinhard Schmälzle und Gerhard Bär: „Heute ist ein besonderer Moment – für mich, hoffentlich für uns alle. Ein Moment, der mich dankbar und demütig zugleich macht. Aber mir gleichzeitig unglaublich viel Kraft für die gemeinsame Zukunft gibt. Wenn ich in diesen Raum schaue und so viele bekannte Gesichter sehe – Menschen, die mich begleitet, geprägt, unterstützt, kritisiert, motiviert und mir vertraut haben – und mit einem enormen Rückhalt sogar gewählt haben – dann weiß ich: Heute beginnt ein gemeinsamer Weg, den wir zusammen für Seebach gehen. Und ich freue mich von Herzen darauf, diese Zukunft mit euch allen zu gestalten.“
Gemeinde voranbringen
Dass er sich viel vorgenommen hat, hat Markus Benkeser bereits im Wahlkampf betont. Nun geht es daran, die einzelnen Punkte in Angriff zu nehmen. „Miteinander für Seebach“ will er „Wege suchen und nicht Gründe finden.“ Er will die Gemeinde weiter voranbringen und Vertrauen schaffen, für die Verwaltung, den Gemeinderat, die Vereine, Waldgenossenschaften, Unternehmen und ganz besonders für die Menschen in Seebach. Kein Chef sein, sondern ein Partner – besonders „in einer Zeit die schnell, gereizt und polarisierend ist.“

Benkeser und Schmälzle bei symbolischen Schlüsselübergabe. Foto: Nicole Zscherneck
„Die Perle im Schwarzwald“
Eine lange To-Do-Liste hat der neue Rathauschef schon und blickte mit den Anwesenden in die Zukunft: „Seebach wird zu Recht die Perle im Schwarzwald genannt. Und eine Perle muss man pflegen. Wir wollen einen geeigneten Wohnmobilstandort schaffen, die Vision einer „Seebächer Marktscheune“ prüfen – ein Ort voller Leben, voller Regionalität, voller Begegnungen und hoffentlich mit Gastro. Den Tourismus entwickeln, ohne unsere Identität und Gemeinschaft „Achertal“ zu verlieren und die Gastronomie stärken und dort unterstützen, wo es möglich ist.“
Weiterentwicklung der Gemeinde
Aber auch Kindergärten und Schule haben oberste Priorität, denn die „Zukunft braucht starke Grundlagen.“ Zudem möchte er auch Themen wie Infrastruktur, Wirtschaft, Landwirtschaft, die generelle Weiterentwicklung der Gemeinde in Sachen Bauen und Wohnen angehen: „Es geht nicht darum, Seebach zu verbauen. Es geht darum, Heimat zu sichern. Damit unsere Kinder hier groß werden können, unsere Senioren hier bleiben können und junge Paare hier ihr Leben aufbauen können.“
Nationalpark als Geschenk
Ein weiterer für Benkeser wichtiger Punkt ist die Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Schwarzwald am Ruhestein: „Wir hier in Seebach haben das große Glück, einen Nationalpark direkt vor der Haustüre zu haben. Das ist ein Geschenk – und gleichzeitig eine Verantwortung. Ich möchte, dass unsere Zusammenarbeit nicht nur gut, sondern harmonisch, verlässlich und partnerschaftlich ist.“ Auch das Ehrenamt liegt ihm sehr am Herzen. „Ohne Ehrenamt kein Seebach. Vereine, Blaulichtfamilie, Organisationen – ihr lebt Werte, die man nicht kaufen kann: Gemeinschaft. Verantwortung. Vertrauen. Ich möchte euch unterstützen – und ich will, dass ihr merkt: Die Gemeinde steht hinter euch.“
„Heimat ist Vertrauen“
Benkeser betonte, wie auch schon mehrfach im Wahlkampf, dass Seebach für ihn eine Herzensangelegenheit und nicht einfach nur ein Amt ist: „Für mich ist Seebach Heimat. Heimat ist Vertrauen. Heimat ist Geborgenheit. Heimat ist Verlässlichkeit. Und ich verspreche: Ich werde mit Respekt, mit Herzblut und mit voller Kraft für euch arbeiten.“
Zahlreich erschienene Einwohner
Mit einem großen Applaus ging die etwas andere Gemeinderatssitzung im Foyer der Mummelseehalle zu Ende, aber nicht, ohne sich bei Getränken und Häppchen noch dem ein oder anderen Gespräch der zahlreich erschienen Einwohner zu widmen. „In Seebach hat nun eine neue Zeitrechnung begonnen“, wie ein Zuhörer sagte – und man darf gespannt sein, wie sich der Ort unter dem neuen Rathauschef weiterentwickelt. Der Startschuss dafür ist nun gefallen.
Siehe auch hier:
Rührender Abschied in Seebach nach 32 Jahren: Ehrenbürgerwürde für Bürgermeister Reinhard Schmälzle