Bericht und Interview

„German Giant“ Gabriel Clemens in Rust: „Zu 99,9 Prozent sind es positive Dinge“

Gabriel Clemens
© Nicole Zscherneck
„Stand up if you love the Darts“, ertönte es während der insgesamt fast fünfstündigen Darts Gala am Freitag im „badischen Ally Pally“ in der Europa-Park Arena in Rust über den ganzen Abend hinweg. Auch der deutsche Dartsstar Gabriel Clemens und der fünfmalige Weltmeister Raymond van Barneveld waren dabei. Unsere Autorin Nicole Zscherneck hat mit beiden gesprochen. Clemens äußert sich zu dem Mobbing durch „Fans“ nach seinem frühen WM-Aus vor wenigen Wochen.

Von Nicole Zscherneck

Die gut gelaunten Zuschauer wurden bereits vor dem offiziellen Startschuss durch die traditionelle Kiss-Cam, Beer-Cam oder Bongo-Cam zu den entsprechenden Taten bewegt – wer nicht mitmacht wurde natürlich herzhaft ausgebuht. Alles aber nur Spaß und nicht so ernst zunehmen, genauso wie das Event an sich: Sechs der besten Darts-Spieler der Welt waren einmal mehr in Deutschlands beliebtesten Freizeitpark zu Gast, um sich bei der Darts Gala, nicht ganz so ernst und mit jeder Menge Spaß, zu duellieren.

Top-Teilnehmerfeld

Das Line-up ließ keine Wünsche offen: Im Europa-Park Rust durfte die tobende Menge, die zunächst die Michael-van-Gerwen-Fangesänge anstimmte (der aber nicht vor Ort war, es aber einfach immer passt), den fünfmaligen Weltmeister Raymond van Barneveld, Jonny Clayton, Dirk van Duijvenbode, Mike de Decker, Scott Williams und den deutschen Dartsstar Gabriel Clemens begrüßen. Da das Dartpublikum jeden gerne abfeiert, wurde nicht nur Clemens zugejubelt, sondern allen sechs Spielern.

Einfach gute Stimmung und Spaß standen im Vordergrund. Das sah man nicht zuletzt auch an den verkleideten Zuschauern. Am beliebtesten sind aktuell die 80er-Jahre-Trainingsanzüge, die man in allen Farben bestaunen konnte. Aber auch Asterix und Obelix waren zu Gast, einige Senftuben, Minions oder eine große Gruppe als Biere verkleidet. Den Dartsport in einer Kombination aus familiärer Atmosphäre, mitreißender Stimmung und dem ein oder anderen

2.500 Zuschauer

Späßchen zu erleben, kam bei den Zuschauern sehr gut an. Zwei Zuschauer durften während einer Pause sogar mit Clemens und van Barneveld auf die Bühne, um ein Show-Doppel mit den beiden zu spielen. Wer VIP-Tickets besaß, durfte Backstage mit den Profis ein paar Darts werfen und jede Menge Autogramme und Selfies sammeln – einzigartige Erlebnisse und Erinnerungen wurden hier kreiert.

Auch Dunja Fadel, Pressesprecherin des Veranstalters Moltke Sport, freute sich im Vorfeld riesig auf die European Darts Gala im Europa-Park: „Der Park steht für Weltklasse Entertainment. Das wollen wir auch mit unserer Show bieten und den Zuschauern einen Abend lang mit einer Mischung aus Unterhaltung und hochklassigem Sport einen bunten Abend bereiten.“ Das sollte gelingen. Mit fast 2500 Zuschauern in der Halle war das Event bis auf wenige Restplätze fast ausverkauft und Dunja Fadel zeigte sich „sehr zufrieden.“

Sieg für Clayton

Aber auch wenn es kein Preisgeld und Ranglistenpunkte gab, wollte doch jeder Spieler gewinnen. Gleich im ersten Match durfte der deutsche Liebling Gabriel Clemens ran, der mit seinem Walk-on-Song „Wonderwall“ von Oasis die Halle das erste Mal richtig zum Kochen brachte. Alle standen auf den Bierbänken und sangen inbrünstig mit. In zwei Dreiergruppen wurde jeweils gegeneinander in einem „Best of 7 Legs“ gespielt, also wer als erstes 4 Spiele gewonnen hat, hat auch das Match gewonnen.

Obwohl gleich im ersten Spiel gegen den Niederländer Dirk van Duijvenbode die erste 180 fiel, verlor Clemens das Spiel knapp mit 3:4. Auch in Clemens zweitem Spiel musste er sich dem Waliser Jonny Clayton genauso knapp geschlagen geben und qualifizierte sich deshalb nicht für das Halbfinale. Dieses erreichten schließlich van Duijvenbode und de Decker sowie Scott Williams und Jonny Clayton. Im ersten Halbfinale setzte sich der „Titan“ van Duijvenbode durch, im zweiten „The Ferret“ Clayton. In einem tollen Finale mit nochmal ein paar geworfenen 180ern setzte sich der Waliser schließlich durch und wurde zum diesjährigen König der Darts-Gala gekürt.

Interview mit Raymond van Barneveld

Ein weiterer positiver Effekt dieser Darts Galas ist, dass die Spieler locker drauf sind und sich dem ein oder anderen Plausch stellen. So war es möglich, mit dem fünffachen Dartsweltmeister aus den Niederlanden, Raymond van Barneveld, ein Gespräch zu führen:

Ortenau Journal: Was sind Ihre Ziele für dieses Jahr?

Raymond van Barneveld: „So viele…! Es ist schwierig das einen fünfmaligen Weltmeister zu fragen. Mein Herz wird immer sagen, das Beste habe ich bereits gewonnen. Und manchmal hast du einen Moment und denkst, vielleicht sind deine besten Tage schon vorbei. Aber weil ich diesen Sport so sehr liebe, würde ich mir wünschen, nochmal einen großen Titel zu gewinnen. Das Wichtigste ist, dass ich bei den Major Tournaments dieses Jahr weiterspielen kann. Hier kannst du dich zeigen, wenn du gut spielst und die ganze Welt schaut dir zu. Für diese Wettbewerbe möchte ich mich qualifizieren, das wäre mein wichtigstes Ziel für dieses Jahr.“

Ortenau Journal: Was sagen Sie zu diesem Event im Europa-Park?

Raymond van Barneveld: „Ich möchte auch hier gewinnen! Aber bei diesen ganzen guten Spielern ist es nicht einfach zu gewinnen. Außerdem bin ich momentan etwas erkältet, bin 57 Jahre und Diabetiker. Wenn ich etwas jünger wäre, hätte ich noch mehr Energie. Dies ist kein Ranking Tournament, sondern nur eine Gala und es macht weiter nichts, wenn du verlierst, aber gewinnen möchte man schließlich trotzdem gerne.

Ortenau Journal: Waren Sie schonmal im Europa-Park selbst?

Raymond van Barneveld: „Nein, noch nicht! Aber gerne würde ich meine Kinder und Enkelkinder mal hierher bringen, denn sie lieben Fahrgeschäfte!“

Interview mit Gabriel Clemens

Auch der „German Giant“ Gabriel Clemens ließ es sich nicht nehmen, für ein paar Fragen Rede und Antwort zu stehen:

Ortenau Journal: Wann spielen Sie besser? In einem Turnier, in dem es um richtig viel geht oder bei einem Turnier wie heute?

Gabriel Clemens: „Im Training! Das wäre die dritte Alternative. Ich glaube ich spiele grundsätzlich besser, wenn ich Druck habe. Es ist sehr schön hier zu spielen und wir freuen uns mega, dass wir hier sein dürfen, das macht schon Spaß. Die Halle ist voll und die Leute haben Spaß, da sind wir sehr, sehr froh darüber und wissen das auch zu schätzen, vor allem auch, dass die Hallen voll sind. Das ist sehr schön für mich.“

Ortenau Journal: Vor welchen Fans spielt es sich besser, vor den englischen oder den deutschen?

Gabriel Clemens: „Das kommt immer drauf an, wenn´s gut läuft vor den deutschen, wenn´s nicht so gut läuft vor den englischen, weil die einfach ruhiger sind. Aber es ist immer schwer zu sagen. Die Fans in Deutschland: Wenn du merkst, du bist gut unterwegs, trägt dich das in Deutschland und die feuern dich so an, das ist so extrem. Wenn´s nicht so gut läuft, wird es auch schwierig…“

Ortenau Journal: Nach der WM gab es Mobbingattacken über soziale Medien. Wie geht man damit um, belastet das sehr?

Gabriel Clemens: „Eigentlich ist es egal, aber natürlich liest man das. Witzig ist noch: Die Leute haben z. B. gesagt, ich habe 50 Euro gewettet, was machen wir jetzt? Aber dann gibt es halt auch die Leute, die dir den Tod wünschen, deiner Familie den Tod wünschen, Unfalltod, Krankheiten usw.“

Ortenau Journal: Aber belastet das dann schon?

Gabriel Clemens: „Nein, man muss differenzieren. Zu 99,9 Prozent sind es ja positive Dinge, die geschrieben werden. Das ist dann immer dieses 0,01 Prozent. Meistens sieht man im Profilbild dann einfach nur ein schwarzes Bild. Aber tatsächlich habe ich auf den Bildern auch welche gesehen, die mit ihren Kindern da gespielt haben, das fand ich dann schon sehr schwierig. Wenn ich da so drei, vier Profile sehe, die mit ihren Kindern auf den Bildern sind und sowas wird gepostet, dann denke ich mir, hoffentlich suchen die Kinder sich mal irgendein anderes Vorbild, als derjenige, der diese Kommentare schreibt.“

Ortenau Journal: Bei der WM lief es ja dieses Mal nicht so gut. Welche Rolle spielen solche Galas, um wieder in Form zu kommen?

Gabriel Clemens: „Ich glaube meine Form ist gar nicht so schlecht. Übers ganze Jahr gesehen, war ich vom Average her höher als manche Spieler, die gerade hoch gehyped werden. Es gibt halt auch dieses Matchglück, das hatte ich vielleicht 2024 nicht.“

Ortenau Journal: Was gefällt Ihnen so gut am Europa-Park? Waren Sie schon im Park selbst?

Gabriel Clemens: „Ich komme generell gerne hierher, ist eine schöne Location.“

Ortenau Journal: Und schon Bahnen gefahren?

Gabriel Clemens: „Ich glaube ich bin hier schon fast alles gefahren.“

Ortenau Journal: Welches ist Ihre Lieblingsbahn?

Gabriel Clemens: „Mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich nicht mehr so viel fahre. Silverstar, Bluefire bin ich alles schon gefahren, aber das brauche ich in meinem Alter jetzt nicht mehr unbedingt. Ich sage immer, ich bleibe unten und trinke einen Cocktail, Bier oder Kaffee und lasse die anderen fahren.“

Ortenau Journal: Gibt es regionale Unterschiede wie die Fans drauf sind?

Gabriel Clemens: „Nein, deutschlandweit sind die Fans eigentlich gleich. Es sind auch immer die selben Lieder, die sie singen, sie machen eine gute Stimmung, gute Party und wir sind happy damit.

Ortenau Journal: Kann man sich in solchen Hexenkesseln konzentrieren bzw. kann man das ausblenden?

Gabriel Clemens: „Nein, ausblenden kann man das nicht. Man bekommt das natürlich mit. Und wenn´s gut läuft ist das mega gut und wenn´s nicht gut läuft natürlich gar nicht so einfach. Aber das ist halt einfach so. Wenn´s gut läuft gibt es nichts Geileres, wenn alle deinen Namen schreien und die Bude abgerissen wird. Wenn´s nicht gut läuft, kann es auch ganz schön schwierig werden, dahin zu werfen, wo man will.“

Das könnte dich auch interessieren:

Gala im Europa-Park: Auch Gabriel Clemens bei Treffen der Darts-Elite dabei

AUREA Award kürt die Gewinner am 23. Januar 2025 im Europa-Park

Begeisterndes Kunstspektakel der TALENT ACADEMY im Europa-Park

Weitere Beiträge