Serie „Woman´s Business“ Teil 1

Ladies Day: Ortenauer Powerfrauen leben ihren Traum vom eigenen Business

Teilnehmerinnen des Ladies Day
© Wolfgang Huber
Immer mehr Frauen hegen den Wunsch nach einem eigenen Business, Selbständigkeit und Unternehmertum. Auch in der Ortenau haben sich schon einige von ihnen diesen Traum erfüllt. Das Ortenau Journal stellt in der fünfteiligen Serie „Women´s Business“ einige dieser Frauen vor. Dabei geht es auch um die Themen Selbstverwirklichung und Lifestyle. Zum Start hat sich das Ortenau Journal beim Ladies Day Ortenau in Appenweier umgesehen.

Laut dem IHK-Report Unternehmensgründungen steigt der Anteil an Frauen, die sich zu Existenzgründungen beraten lassen wollen, auf 43 Prozent im Jahr 2024. Damit erreicht dieser Anteil einen Rekordwert. Immer mehr Frauen wollen sich offenbar den Traum vom eigenen Business erfüllen. Die Gründe sind vielfältig. 90 Prozent der Frauen schätzen demzufolge die Möglichkeit, unabhängig ihre eigenen Ideen umsetzen zu können und selbstbestimmt zu arbeiten.

Erster Ladies Day in Appenweier

Auch in der Ortenau scheint sich dieser Trend zu bestätigen. Viele Frauen ziehen im Kreis ihr eigenes Business in verschiedenen Bereichen auf, wenn auch oft zunächst als Nebentätigkeit. Einige von ihnen träumen davon, diese selbständige Tätigkeit einmal als Hauptjob ausüben zu können. Das Ortenau Journal schaut sich einige der Ideen von Gründerinnen an und startet heute eine kleine Serie zum Thema „Womens Business“.

Um sich zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen, haben sich nun fünf Frauen aus der Ortenau zusammengetan und das Format Ladies Day ins Leben gerufen. Auf Initiative von „Liebesengel“ Jenny Gast fand nun auch die erste Ausgabe des Ladies Day Ortenau in Appenweier statt. Dabei haben sieben Frauen mit unterschiedlichen Ansätzen ihr Business mit einem Info-Stand vorgestellt. Kundinnen und Kunden konnten sich über Themen wie Nahrungsergänzung, Versicherungen, Kosmetik, Sex-Toys oder Hygiene informieren.

Auszeit vom Alltag

„Für das erste mal war es toll. Es waren einige Frauen und künftige Ausstellerinnen da, die wir eingeladen haben, ihr Business vorzustellen. Der Raum war gut gefüllt. Ich freue mich auf´s nächste Mal“, sagt Jenny Gast. Willkommen seien Vertreterinnen aller Branchen, sowohl diejenigen, die ihr Business als Vertriebspartnerin einer Marke betreiben, als auch solche mit ureigenen Ideen. Gast selbst veranstaltet als Toyberaterin der Marke Liebesengel Toy- und Dessous-Parties, wenn sie dafür von Gastgeberinnen eingeladen wird. Das Vertriebskonzept wurde bekannt durch die sogenannten Tupper-Parties.

Neben Sexspielzeug hat sich auch Bodycare-Produkte im Sortiment. Doch es geht nicht nur um den Verkauf: „Wir unterhalten uns auch über typische Frauenthemen und Probleme. Ich möchte Frauen eine Auszeit vom Alltag bescheren oder um bei stressigem Alltag einfach wieder mehr Pep ins Liebesleben zu bringen“, so Gast. Das Konzept funktioniere gut. Sie könne erst wieder Termine im kommenden Jahr annehmen. „Ich mache das seit zwei Jahren. Es ist sehr gut angelaufen.“

Gelungener Auftakt

„Liebesengel Jenny“, wie sie sich in ihrer Funktion nennt, hatte zunächst vier Mitstreiterinnen gefunden, um ein Netzwerk zu gründen, sich kennenzulernen und sich gegenseitig zu unterstützen. „Wir haben uns zum Frühstück getroffen und das Konzept des Ladies Day zu besprechen und zu planen.“ Nach dem gelungenen Auftakt am Sonntag soll das Format nun eine ständige Einrichtung werden. Dabei sollen im ganzen Ortenaukreis angemietet und jeweils auch lokale „Business-Women“ eingeladen werden. „Wir wollen das im großen Stil durchziehen, am liebsten würden wir eine ganze Turnhalle füllen mit verschiedenen Unternehmen. Man wolle auf die Bedürfnisse von Kundinnen eingehen und Anregungen für deren eigenes, möglicherweise infrage kommendes Geschäftsmodell austauschen. Viele hätten sich bereits gemeldet und ihr Interesse bekundet, bei „Ladies Day Ortenau“ mitzumachen.

Die erste Ausgabe des Ladies Day fand in den Räumen des Kleintierzuchtsvereins Appenweier statt und konnte noch nicht als Großveransaltung bezeichnet werden, doch das soll sich laut der Ideengeberin noch ändern. Um bekannt zu werden, setzen die Frauen vom „Ladies Day Ortenau“ hauptsächlich auf Instagram als den Social-Media-Kanal (@ladiesday_ortenau), der sich als Plattform für größere und kleinere Unternehmen etabliert hat. Dort gibt es tausende Profile von privaten Nutzern, Influencern und Selbstständigen, die sich als Coach, Berater oder Dienstleister präsentieren. Facebook sei da „ein bisschen ausgestorben“. Über den Launch einer eigenen Website denken die Gründerinnen noch nach. „Wir bauen auch darauf, dass wir durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt werden, dass die tollen Frauen, die heute da waren, die Idee weitertragen. Das ist die beste Werbung, die man bekommen kann, wenn die sagen: „Hey, da war ich. Das war total toll. Wir haben uns wohl gefühlt.“

Weiterentwicklung geplant

Ein völlig anderes Feld hat vor bereits neun Jahren Anna Knospe aus Appenweier für sich entdeckt. Sie arbeitet hauptberuflich als Finanzcoach für die Deutsche Vermögensberatung und berät Kundinnen branchenübergreifend zu Angeboten von Versicherungen, Banken, Bausparkassen oder Investment-Gesellschaften. „Unser Ziel als Team ist es, gemeinsam weiter zu wachsen. Wir suchen nach neuen Mitstreiterinnen, die Kundinnen auf ihrem Weg helfen wollen“, so Knospe. Es gebe viele Frauen, die Lust hätten auf mehr. So sei vor vier Wochen die Idee zu dem Ladies Day entstanden. Das Konzept soll weiterentwickelt und ausgebaut werden. „Es macht einen Riesenspaß. Wir haben schon viel Resonanz von Frauen bekommen, die mitmachen wollen.“

Eine völlig eigene Vertriebsplattform hat Frances Gutmann mit „Naturschlau“ gegründet. In ihrem Online-Shop unter www.naturschlau.de vertreibt sie ätherische Öle der Marke Doterra im Direktvertrieb. Sie habe sich die Frage gestellt, ob es nicht auch noch etwas anderes gebe als die Schulmedizin. So sei sie auf dieses Thema gekommen. „Ätherische Öle sind ja die Essenzen aus der Natur, wir kommen aus der Natur und deshalb brauchen wir auch nichts anderes. Das ist unsere Bais“, sagt Gutmann. Es bereite ihr Freude, Menschen auf die Alternativen zur gewöhnlichen Kopfschmerztablette oder zu Antibiotika zu bringen.

Nähe zur Natur

Doch es gehe bei Naturschlau nicht nur darum, die Öle zu verkaufen und Umsatz zu machen, sondern allgemein darum, den Menschen die Natur wieder näherzubringen bei all der Hektik und dem Stress. Sie vertrete das Haidentum, wo die Nähe zur Natur schon immer im Vordergrund stand. Die ätherischen Öle seien dabei nur ein Baustein davon. „Was mich freut ist, dass viele Besucherinnen des Ladies Day die ätherischen Öle schon kannten und viele auch schon die Marke Doterra benutzen.“ Naturschlau betreibe sie als Nebenjob einer weiter selbständigen Tätigkeit als

Für Frauen ist es auch ein Lifestyle-Thema, ihr eigenes Business zu betreiben und unabhängig etwa von einem festen Arbeitgeber zu sein. Es ist für viele ein Weg zur Selbstverwirklichung. Das gilt auch für Frances Gutmann: „Ich lebe jetzt schon seit sechs Jahren die Freiheit, die man sich als Selbständige leistet. Und die werde ich mein ganzes Leben verteidigen.“

Nächste Business-Idee verwirklichen

Im Hauptjob berät sie freiberuflich Unternehmen aus dem IT-Sektor, wie sie ihren Service verbessern können. Nun habe sie mit ihrer eigenen „Service Rocks Academy“ bereits die nächste Business-Idee und will die Beratertätigkeit auch auf andere Branchen ausweiten. „Aktuell fülle ich die Rollen, die ich dort ausbilden will, als Interims-Mandat selbst aus, damit ich das dann auch authentisch ausführen kann.“ Es gehe dabei um die Herausbildung der sogenannten Soft Skills. Es werde immer vorausgesetzt, dass die Menschen das einfach können, freundlich und empathisch zu sein. Gutmann: „Ich war schon bei der IHK, das spielt in keiner Berufsausbildung und keinem Studium ein Rolle.“ Dabei sei guter Service das Wichtigste.

Auch für den „Liebesengel“ Jenny Gast ist es ein Lifestyle-Thema, wenn Frauen ihr Business aufbauen. So könnten sie die Zeit für die Kinder in den Alltag integrieren. Flexible Arbeitszeiten seien deshalb sehr wichtig, wenn beispielsweise mal das Kind krank ist. Bei Festanstellungen gebe es nicht überall diese Möglichkeiten, deshalb die Selbständigkeit. Gast: „Frauen müssen sich gegenseitig pushen und unterstützen, ohne Neid. Wenn jeder die Sache mit anpackt, kann es groß werden.“

Vielfältige Möglichkeiten

Nun wollen die Teilnehmerinnen erstmal schick essen gehen, sich zusammensetzen und Feedback sammeln. Was hat gefehlt? Was sind die Wünsche? Dann wollen die Business-Women sich auf einen neuen Termin festlegen und nach passenden Locations suchen. Schließlich soll das Frauennetzwerk und die Idee Ladies Day Ortenau weiterleben, um die vielfältigen Möglichkeiten des angeblich schwachen Geschlechts in Sachen Business zu präsentieren und zu fördern.

Außer Jenny Gast, Naturschlau-Gründerin Frances Gutmann und Anne Knospe war auch Susanne Pöschke in ihrer Funktion als Schönheitsberaterin beim Ladies Day vertreten. Pöschke vertreibt nicht nur Kosmetika der Marke „Mary Kay“, sondern betreibt auch ihr eigenes Kosmetik-Studio in Lahr. Marie König präsentierte sich als Finanzcoachin, während die gelernte Sport- und Gymnastiklehrerin Natalie Kälble ihre Beratertätigkeit in den Bereichen Gesundheit und Fitness & Ernährung vorstellte. Nicht zuletzt bot Nadine Hoser den Kundinnen ihre Expertise zum Thema Tiefenreinigung von Teppichen und Polstern sowie Luftreinigung anhand eines speziellen Haushaltsgeräts der Marke Hyla an.

Bereicherung des unternehmerischen Spektrums

Alle diese Frauen verfolgen ihren Traum von der unternehmerischen Freiheit und Unabhängigkeit, verbunden mit der Möglichkeit, ihr berufliches Leben durch Selbstbestimmtheit und Flexibilität mit dem Privatleben in Einklang zu bringen. Für ihre Begeisterung, Überzeugung und Willensstärke kann man diese Frauen nur bewundern. Es sind zwar zunächst meist kleine Business-Modelle, doch diese bereichern das wirtschaftliche und gesellschaftliche Spektrum um viele individuelle Lebensentwürfe und sinnvolle Angebote. Schließlich ist jedes große Unternehmen irgendwann einmal aus einer kleinen Idee heraus entstanden.

Wolfgang Huber

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