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Leitartikel

Krise: So lässt sich eine neue Aufbruchstimmung erzeugen

Aufbruch in die Zukunft
© Bru_nO/pixabay
Vor dem Hintergrund der multiplen Krisen weltweit und der sich verschärfenden wirtschaftlichen Situation in Deutschland aufgrund einer zögerlichen Politik, halten zwei Drittel der Führungskräfte autoritäre Führung für geeignet, um ihre Unternehmen durch die Krise zu führen. Dies und weitere Motivationskiller gilt es zu vermeiden, um das Engagement der Beschäftigten zu steigern. Eine neue Aufbruchstimmung muss her durch entschlossenes Handeln aller Akteure.

Es sind herausfordernde Zeiten für Wirtschaft und Gesellschaft. Deutschland, einst eine Top-Nation unter den Industrieländern, droht in vielen Bereichen den internationalen Anschluss zu verlieren. Der Wirtschaftsstandort leidet unter hohen (Energie-)Kosten, zunehmender Bürokratie und einer zögerlichen Politik. Bereits in den 16 Jahren der Merkel-Ära wurde es versäumt, die Weichen für eine robuste, zukunftsfähige und moderne Volkswirtschaft zu legen.

Schleppende Digitalisierung

Die heutige Ampel-Regierung scheint weitgehend handlungsunfähig zu sein. Ausgebremst von dem Beharren auf der Schuldenbremse werden notwendige Anstrengungen auf die lange Bank geschoben. Die Digitalisierung kommt nur langsam voran. Sowohl in der öffentlichen Verwaltung als auch in den Bildungseinrichtungen. Wohlhabendere Gemeinden könnten es sich leisten, ihre Schulen mit der neuesten Technik auszustatten und für eine positive Lernumgebung durch Modernisierung zu sorgen. Es gibt durchaus positive Beispiele wie die Stadt Kehl. Aber viele Kommunen sind finanziell am Limit. Zum Teil werden vorhandene Mittel aus dem Bildungspakt wegen der komplizierten Bürokratie gar nicht abgerufen. Dies lähmt das ganze Land und liegt wie ein Grauschleier über Wirtschaft und Gesellschaft.

Viele Baustellen

Auch Investitionen in die Infrastruktur wurden und werden nur halbherzig angegangen. Deren Verfall konnte man kürzlich in Dresden beobachten, als eine Brücke einfach in sich zusammenbrach. Der Investitionsstau ist gewaltig. Hinzu kommt, dass die ökologische Transformation durch Zukunftstechnologien im Energiesektor, die weltweit an Fahrt gewinnt, in Deutschland teilweise ausgebremst wird. Rückwärtsgewandte öffentliche Debatten von Teilen der Gesellschaft sorgen für ein vergiftetes Klima. Nicht zuletzt kommen die multiplen internationalen Krisen wie die Pandemie, Kriege, Inflation und Konflikte sowie das alles beherrschende Thema illegale Migration hinzu, das dringend gelöst werden muss. Der Fachkräftemangel und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Berufstätige sind weitere Themen, die von der jetzigen und der Vorgängerregierung vernachlässigt wurden und werden. Der Gesundheitssektor und die Pflege werden teilweise privaten Investoren und Konzernen überlassen, die aus Profitgier an der Kostenschraube drehen.

Viele wenden sich ab und auch in den Unternehmen herrscht angesichts der sich verschärfenden internationalen Konkurrenzsituation, der sich der Wirtschaftsstandort ausgesetzt sieht, miese Stimmung. Notwendig wären tiefgreifende Reformen und deutliche finanzielle Entlastungen der Unternehmen. Mutige, zukunftsgerichtete Investitionen wie die der Stadtbäckerei Dreher in Gengenbach, wo zum Betrieb der Backöfen grüner Wasserstoff aus der Nachbarschaft eingesetzt werden soll, gehen in der allgemeinen Stimmung eher unter.

Veraltete Führungsmethoden

Vor diesem Hintergrund leidet das Sicherheitsbedürfnis von Mitarbeitern und Führungskräften in den Unternehmen. Die Krisenstimmung prägt den Arbeitsalltag. Wie der Fachblog Wir Sind Der Wandel schreibt, greifen immer mehr Chefs auf veraltete Erfolgsmuster wie Restrukturierung, Kostensenkung und aktionistisches Delegieren zurück. 49 Prozent der Befragten einer Studie bestätigen demnach die Krisenstimmung in ihren Unternehmen, obwohl sich deutlich weniger Unternehmen tatsächlich in einer Krise befinden.

Rund zwei Drittel der Führungskräfte halten autoritäre Führung für ein probates Mittel, um das Gefühl der Sicherheit am Arbeitsplatz wieder herzustellen. Zwei Drittel von ihnen verfolgen diesen Ansatz. Doch notwendig ist der Aufbau von resilienten, motivierten und zuversichtlichen Belegschaften. Für qualitative Transformation ist autoritäre Führung ungeeignet, wie es der Autor des zitierten Blog-Beitrags formuliert.

Motivation ist Führungsaufgabe

Viele Mitarbeiter leisten nur noch Dienst nach Vorschrift, und laut Umfragen sind nur etwa 25 Prozent hoch engagiert, während 14 Prozent innerlich gekündigt haben. Unternehmen und Führungskräfte müssen daher dringend die Motivation in ihren Teams stärken. Herausforderungen wie Work-Life-Balance, Burnout und die Anforderungen der Generation Z erfordern zusätzliche Maßnahmen. Oft sind es Führungsfehler und eine schlechte Unternehmenskultur, die die Motivation weiter schädigen.

Es gibt viele Faktoren, welche die Mitarbeitermotivation hemmen oder gar zerstören. Doch einige richten besonders großen Schaden an und sollten unbedingt vermieden werden. Der Schweizer Fachblog hrpraxis.ch hat einige von ihnen zusammengestellt. Dazu gehören beispielsweise das Ausbleiben von Feedback auf Ideen und Initiativen von Angestellten. Wenn die Vorgesetzten mit Desinteresse reagieren, ist das oft ein erster Schritt zur inneren Kündigung.

Weitere Beispiele sind mangelnde Wertschätzung und das Fehlen von Entwicklungsperspektiven. Wer seinen Mitarbeitern nicht zeigt, wie wichtig ihre Arbeitsleistung für das Unternehmen ist und diese nicht lobt, erstickt jede Motivation im Keim. Das ist wiederum Gift für die Mitarbeiterbindung und nicht zuletzt den Unternehmenserfolg. Genauso verhält es sich mit der Aussicht auf ein Weiterkommen auf der Karriereleiter. Mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten und fehlende Karrierepfade verhindern ein hohes Engagement der Arbeitnehmer.

Aufbruchstimmung erzeugen

Was es braucht, sind Impulse aus der Politik statt des lähmenden Dauerstreits der Ampel-Regierung mit viel zu kleinteiligen Schritten und Micromanagement sowie bei vielen Unternehmern die Einsicht, dass mit alten Führungsmethoden die Krisen unserer Zeit nicht bewältigt werden können. Nötig ist ein modernes Verständnis von Führung, sowohl in der Politik als auch in den Chefetagen mit klaren Initiativen, Empathie, Entlastungen aller gesellschaftlichen Schichten und Akteure und klaren, realistischen Zielen, um eine Aufbruchstimmung zu erzeugen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt wieder zu stärken.

Die jetzige Bundesregierung sollte ein Einsehen haben, dass ihr Projekt gescheitert ist und den Weg für einen Neuanfang ebnen. Nur so kann sich das Land aus der Starre befreien. Es wäre wie ein Befreiungsschlag. Die designierten Nachfolger in den Regierungsämtern müssen natürlich auch liefern und nicht mit leeren Versprechungen daherkommen. Stattdessen  müssen moderne, zukunftsfähige Konzepte zum Wohle der Menschen durchgesetzt werden. Dann gelingt vielleicht auch die Krisenbewältigung. Und dabei müssen alle mit anpacken. Der Mensch muss wieder im Mittelpunkt stehen.

Wolfgang Huber

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