logo_portal2
Generation Z

IHK-Umfrage unter GenZ-Azubis im Südwesten widerlegt Klischees

Junge Frau am Schreibtisch
© kaboompics/pixabay
Der Generation Z soll Work-Life-Balance wichtiger sein als die berufliche Karriere und für die Jobsuche sei Social Media der wichtigste Recruiting-Kanal. Eine Umfrage der IHK-Südlicher Oberrhein unter Auszubildenden im Kammerbezirk hat nun beide Thesen widerlegt. Ihren Ausbildern bescheinigen die Talente zudem gute Arbeit. Die Studie hat weitere interessante Ergebnisse zu Tage gebracht. Hier gibt es die Einzelheiten.

Verwöhnt, faul und ständig nur am Handy – die Generation Z genießt nicht den besten Ruf. In ihrer vermeintlich mangelnden Arbeitsmoral sehen einige Ökonomen sogar eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort. Die IHK Südlicher Oberrhein wollte es genauer wissen und hat junge Menschen an sämtlichen Berufsschulen im Kammerbezirk befragt. Herausgekommen ist ein differenziertes Bild mit einigen Überraschungen, die die IHK in einer Pressemitteilung zusammengefasst hat.

Angst vor Krieg

Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Auf diese allgemein gestellte Frage antwortete die Mehrheit (51 Prozent) der an der Umfrage Teilnehmenden mit „eher zuversichtlich“. Bei nur 6 Prozent überwiegt der Pessimismus, während der Rest mit gemischten Gefühlen nach vorne schaut. Auch nach ihren Ängsten wurden die zwischen 1998 und 2007 geborenen Berufsschülerinnen und Berufsschüler gefragt. Ganz oben steht demnach die Angst vor einem Krieg in Europa (47 Prozent), gefolgt von schweren Krankheiten (43) und der schlechten Wirtschaftslage (37). Sorgen bereiten einem Teil der jungen Menschen laut Umfrage auch Terroranschläge (36), Zuwanderung (26), Klimawandel (20) und Ausländerfeindlichkeit (18). Nach der Ausbildung keinen Arbeitsplatz zu finden, bekümmert 14 Prozent.

Auf die Frage, was ihnen wichtig im Leben sei, gaben mit 74 Prozent die meisten an, einen zuverlässigen Partner zu haben. Gute Freunde sind 72 Prozent wichtig. Das Leben in vollen Zügen zu genießen, wünschen sich 59 Prozent. Viel Geld zu verdienen, steht bei 49 Prozent hoch im Kurs. Verhältnismäßig wenig Wert legen die Befragten hingegen auf ein umweltbewusstes Verhalten im Alltag (9 Prozent), und politisch engagieren wollen sich lediglich 7 Prozent.

Guter Verdienst ist wichtig

Ihre eigene finanzielle Lage bewerten 42 Prozent als gut bis sehr gut, 24 Prozent als schlecht bis sehr schlecht. Jede vierte befragte Person bessert der Mitteilung zufolge ihr Gehalt mit einem Nebenjob auf – bei 80 Prozent liegt der Aufwand bei unter zwanzig Stunden pro Woche, bei 20 Prozent darüber. Nach ihrer Wohnsituation befragt, gaben 78 Prozent der Auszubildenden an, noch bei ihren Eltern zu leben.

Die Generation Z, so hört man oft, lege mehr Wert auf Freizeit als auf Karriere. Die IHK-Umfrage kann dieses Klischee nicht bestätigen. Zwar antworten 43 Prozent der Befragten, bei der Berufswahl auch auf die Work-Life-Balance zu achten, doch höher rangieren andere Themen: ein guter Verdienst (76 Prozent), ein angenehmes Arbeitsklima (69), eine sinnvolle Arbeit (57), ein nahegelegener und sicherer Arbeitsplatz (55) und kompetente Chefs (48).

Gute Bewertung für Ausbilder

Die Teilnehmenden der Umfrage machten auch eine Reihe von Angaben zur ihrer Ausbildungssituation. Als stressig und belastend empfinden ihren Berufsalltag rund 20 Prozent. Die Mehrheit (52 Prozent) bezeichnet ihre Ausbildung als „eher entspannt und hin und wieder etwas stressig und belastend“. 5 Prozent erleben nach eigenen Angaben im Betrieb eine „sehr entspannte“ Zeit.

Die Ausbildungsbetriebe erhalten überwiegend positive Bewertungen. 94 Prozent der Azubis geben an, dass ihr Ausbilder oder Ausbilderin immer oder häufig für sie da sei. 85 Prozent fühlen sich in ihrem Arbeitsumfeld fair und respektvoll behandelt. 84 Prozent dürfen ihre Überstunden ausgleichen. 77 Prozent können jederzeit die Berufsschule besuchen. 78 Prozent würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen.

56 Prozent haben sich ihre Ausbildung weithin oder genau so vorgestellt. 18 Prozent sind eher mit anderen Erwartungen in die Ausbildung gestartet. 48 Prozent sind sich sicher, dass sie von ihrem Betrieb nach der Ausbildung übernommen werden; 43 Prozent halten eine Weiterbeschäftigung für wahrscheinlich. Nur 9 Prozent rechnen mit einem Ende des Arbeitsverhältnisses. Eine Weiterbildung ist für 86 Prozent ein Thema. „Diese Einstellung ist sehr erfreulich“, urteilt Simon Kaiser, IHK-Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung. „Viele Berufe verändern sich rasant. Wer da Bereitschaft zeigt, sich weiterzubilden, um auf dem Laufenden zu bleiben, ist klar im Vorteil.“ Wer sich weiterbilden möchte, finde bei der IHK zahlreiche Beratungsangebote und Fördermöglichkeiten.

Social Media wird überschätzt

Jungen Menschen stünden im Kammerbezirk viele Ausbildungsplätze zur Verfügung. Das Angebot sei zuletzt sogar höher als die Nachfrage gewesen, wie die IHK-Umfrage unter regionalen Ausbildungsbetrieben im vergangenen Juli gezeigt habe. In der aktuellen Umfrage wollte die IHK von den Azubis wissen, wer ihnen dabei geholfen hat, ihren Ausbildungsplatz zu finden. Für 44 Prozent waren Eltern und Verwandte die wichtigsten Ratgeber. Für 23 Prozent spielten Freunde eine entscheidende Rolle bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz. Soziale Medien bezeichneten 12 Prozent als hilfreich, 11 Prozent wurden dank der Arbeitsagentur für Arbeit fündig. Die Schule spielte als Ausbildungsberaterin nur für 8 Prozent eine entscheidende Rolle. „Bei den Schulen ist noch Luft nach oben“, sagt IHK-Geschäftsführer Simon Kaiser.

„Wir arbeiten sehr gut mit den Schulen zusammen“, sagt Kaiser, „aber die Erfahrung zeigt, dass den Lehrerinnen und Lehrern für Berufsorientierung im Unterricht oft die Zeit fehlt, weil die Lehrpläne sehr dicht getaktet sind. Eine Rückkehr zu G9 könnte zumindest an den Gymnasien die Lage entzerren.“ Ihre praktischen Berufsberatungen richte die IHK speziell auch an Gymnasiasten und entsendet hierfür Ausbildungsbotschafter. „Wir müssen auch Gymnasiasten zeigen, dass es zum Studium eine attraktive Alternative gibt: die Ausbildung in einem innovativen Unternehmen“, fordert Kaiser. Fast jeder fünfte Azubi bringe in einem IHK-Beruf inzwischen eine allgemeine Hochschulreife mit. „Abitur und Ausbildung passen also bereits heute sehr gute zusammen“, betont Kaiser, „diesen Trend wollen wir weiter verstärken“.

Um sich über die Ausbildung zu informieren, nutzen 41 Prozent der Befragten gezielt auch die sozialen Medien. Von Interesse sind vor allem Finanztipps (49 Prozent) und Weiterbildungsmöglichkeiten (43). Die beliebtesten Plattformen für Azubis sind Instagram (64 Prozent), YouTube (51) und TikTok (42). Fast ohne Relevanz ist Facebook (4).

Auch interessant:

Erwartungen der GenZ: Arbeitgeber müssen handeln

Ausbildungsstart: So können Unternehmen die Azubis langfristig binden

IHK: Mehr als die Hälfte der Lehrstellen bleibt unbesetzt

Weitere Beiträge